Digitale Transformation im Mittelstand: Ideen finden und Innovationen vorantreiben

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veröffentlicht am 22. März 2017

 

Die digitale Trans­formation ist das anhaltende Top-Thema für Unternehmen. Manch mittel­stän­discher Entscheider schreckt jedoch vor der Komplexität des Themas zurück und fragt nach dem wirtschaftlichen Nutzen. Jens Hinkelmann ist einer von 3 Vorständen der Rödl Consulting AG, die das Geschäfts­feld Unternehmens- und IT-Beratung abdeckt. Er schildert, wie man das Thema Digitali­sierung greifbar macht und warum es ausnahmslos alle mittel­ständischen Unternehmen betrifft.
 
Digitalisierung im Mittelstand
    

Herr Hinkelmann, ob Big Data, Internet of Things, Industrie 4.0 oder Cloud-Computing: Die Digitali­sierung wartet mit vielen Begriffen auf. Wie wichtig sind die dahinterstehenden Entwicklungen für den Mittelstand?

Sehr wichtig, da die Digitalisierung Unternehmen komplett neue Wege eröffnet: z.B. um mit Kunden zu interagieren, Entscheidungs­prozesse zu unterstützen oder Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinaus zu verbessern. Es entsteht ein neues Innovations­potenzial. Die Digitali­sierung betrifft jede Branche und jedes Unternehmen.

 

Wie sehen mögliche Innovationen aus?

Es müssen nicht immer die viel zitierten, disruptiven Geschäftsmodelle sein, wie bei Uber oder Airbnb. Hier werden Geschäftsmodelle ganzer Branchen in Frage gestellt bzw. grundlegend verändert. Innovationen gibt es auch im Kleinen: Schon bei der täglichen Zusammenarbeit mit Kollegen, Kunden und Partnern entstehen erhebliche Potenziale für verbesserte Qualität und minimierte Kosten.

 

Wie und wo zeigt sich die Digitali­sierung in der Unternehmens­welt?

Wir unterscheiden grob 3 Welten: Produkt-IT, Produktions-IT und Unternehmens-IT. Innerhalb der Produkt-IT werden Endgeräte zunehmend vernetzt gebaut: Ob es der automatische Kochtopf ist, der sich neue Rezepte aus dem Internet holt, oder die Zahnbürste, die das Putzverhalten analysiert und Ergebnisse meldet. Viele Daten, die im Internet of Things – kurz IoT – entstehen, werden in die Datenwolke gesendet und können ausgewertet werden. Ein wahrer Schatz für Unternehmen.

 

Was geschieht in der Produktions-IT?

Hier geht es um Maschine-zu-Maschine-Kommu­nikation, in Deutschland auch bekannt unter dem Begriff Industrie 4.0. Ihr Potenzial ist es, Produktion und Logistik­ketten deutlich effizienter und flexibler gestalten zu können – Stichwort Losgröße 1. Auch hier geht es um Daten in großen Mengen, die analysiert und z.B. für die Wartungs­planung simuliert werden können. Es umfasst aber nicht nur die Produktion im engeren Sinne, sondern die gesamte Supply-Chain: Neben der Vernetzung von Maschinen und Anlagen gilt es, die Systeme aus der Logistik wie Transportmittel oder Lager einzubinden. Intelligente Ketten produzieren Informationen, sowohl wenn das Produkt bearbeitet, als auch wenn es zwischen den Schritten logistisch behandelt wird. Letzteres umfasst lagern, kommissionieren, transportieren, verzollen, etc. Diese Daten gilt es sinnvoll auszuwerten und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.

 

Bleibt noch die Unternehmens-IT. Was passiert hier?

Sie macht die Geschäftsprozesse mobil. Mitarbeiter können von überall auf Anwendungen und Daten sicher zugreifen, so wie sie es im privaten Bereich von ihren Smartphones kennen. Den Anforderungen müssen sich auch Unternehmen stellen. Die Werkzeuge, welche Geschäftsprozesse unterstützen, werden immer benutzerfreundlicher und intuitiver. Die Arbeitsabläufe werden effizienter. Richtig eingesetzt, ermöglicht Cloud-Technologie den Unternehmen ihre IT zu flexibilisieren und Kosten im Betrieb zu senken. Zudem können Innovationszyklen deutlich beschleunigt werden.

 

Wie verhalten sich Produkt-IT, Produktions-IT und Unternehmens-IT im Zeitalter der Digitalisierung zueinander?

Bisher waren die 3 IT-Bereiche völlig getrennte Welten, die für sich genommen schon komplex sind und jetzt auch noch zusammenwachsen. In ihrem Zusammenspiel entstehen sehr viele Daten und damit sehr hohe Anforderungen an Menschen, Organisationen, Prozesse und die zugrundeliegende Technik.

 

Was bedeutet das für Unternehmen?

Unternehmen müssen herausfinden, was sie mit den Daten Sinnvolles anfangen und welche unter­nehmerischen Schlüsse sich daraus ziehen lassen. Entscheider müssen sich fragen: Was kann ich tun, um die Informationen zur Optimierung meines Geschäfts einsetzen zu können und wie kann ich Innovation fördern? In dem Zusammenhang wird auch das Thema IT-Security immer wichtiger.

 

Ist der deutsche Mittel­stand bei der digitalen Trans­formation so weit abgeschlagen wie es diverse Studien vermuten lassen?

Das kann man nicht verallgemeinern. In meinen Gesprächen mit Unternehmern, Finanz- und IT-Verantwortlichen sehe ich sehr unterschiedliche Grade digitaler Reife. Es gab schon Unterhaltungen mit Verantwortlichen, die mir erklärten: Wir haben doch eine App. Näher betrachtet zeigte sich, dass die App völlig losgelöst von internen Systemen und Prozessen programmiert wurde. Andere Entscheider sehen Digitali­sierung beschränkt auf die Automati­sierung interner Prozesse, z.B. elektronische Rechnungs­erfassung.

 

Gibt es Beispiele für mittelständische Unternehmen, die Digitali­sierung bereits vollumfänglich verstanden haben?

Ja, die gibt es. Ein Dienstleistungs­unternehmen aus der Baubranche hat z.B. alle Mitarbeiter mit Smartphones inkl. einer App ausgestattet. Jeder, der eine neue Baustelle sieht, drückt einen Knopf: Über die Geo-Information wird der Standort direkt ins Kundenmanagement-System übertragen und für die Vertriebs­mannschaft eine Aufgabe angestoßen. Das Unternehmen konnte so seine Neukundenaufträge deutlich steigern. Ein weiteres Beispiel ist sicher der Hamburger Hafen: Schiffe, Brücken und LKW kommunizieren hier teils völlig autonom und optimieren sich selbst.

 

Abschließend die Bitte um einen pragmatischen Tipp: Wie sollte der Mittelstand bei der digitalen Trans­formation vorgehen?

Viele neue Trends und Technologien auf der einen und die permanenten Herausforderungen des Tagesgeschäfts auf der anderen Seite: Wir wissen, dass es für Unternehmen schwer ist, sich so auf ein komplexes Thema wie Digitalisierung vollständig einzulassen. Grundsätzlich ist es ratsam, mit einem erfahrenen Partner eine Standortbestimmung durchzuführen. Welche Initiativen gibt es bereits? Welche Ideen existieren? Was lief gut, wo gab es Stolpersteine und wie können die neuen Technologien das Geschäfts­modell unterstützen? Bis hin zur Frage, welche neuen Geschäfts­chancen sich daraus ergeben. Es geht darum, eine permanente Ideenfindung und den dazugehörigen Innovations­prozess zu überprüfen bzw. zu etablieren. Bei all den Heraus­forderungen kann Rödl & Partner mittelständische Unternehmen in der Rechts­beratung, Steuer­beratung, Wirtschafts­prüfung und selbstverständlich in der Unternehmens- und IT-Beratung tatkräftig unterstützen.

 

Herr Hinkelmann, vielen Dank für das Gespräch.

Kontakt

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Jens Hinkelmann

Leiter Geschäftsfeld Unternehmens- und IT-Beratung

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