EBITDA, Working Capital und Cashflow: Ansätze zur Investitionsplanung

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zuletzt aktualisiert am 23. September 2020 | Lesedauer ca. 3 Minuten


Die Anforderungen an Planungen und Planungsmodelle haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Selbst bei kleinen und mittelständischen Unternehmen werden zunehmend integrierte Planungsmodelle eingesetzt, die Gewinn- und Verlustrechnung, Bilanz und Cashflow verknüpft berechnen. Allerdings gilt auch für derartige Modelle, dass die Ergebnisse im besten Fall so gut sind wie die Eingabeparameter.



Die Planung der Gewinn- und Verlustrechnung sowie des „Working Capital” stellt nur wenige Unternehmen vor echte Herausforderungen, da die Bereiche inhaltlich sehr nah am operativen Tagesgeschäft der Gesellschaft liegen. Größere Probleme beobachten wir in der Praxis bei der Investitionsplanung.

Die Höhe der Investitionen hat zwar kaum Einfluss auf das operative Ergebnis (EBITDA), allerdings stellen die Investitionen meist die Grundlage für die künftige Umsatzerbringung dar und haben einen starken Einfluss auf den Cashflow. Insbesondere für Unternehmen, die ihren Bestand an liquiden Mitteln genauer planen möchten oder müssen, ist eine detaillierte Planung der Investitionen unabdingbar.


Kategorisierung von Investitionsaufwendungen

Um die Planung von Investitionen zu vereinfachen, sollten in einem ersten Schritt die beiden Kategorien Erhaltung und Erweiterung unterschieden werden. Erhaltungsinvestitionen sind Investitionen, die notwendig sind, um die gleiche Anzahl an Produkten herzustellen. Alle Investitionen, die die Produktion des Unterneh­mens dagegen real erhöhen, werden als Erweiterungsinvestitionen bezeichnet.


Planung von Erhaltungsinvestitionen

Eine der einfacheren Annahmen über die Entwicklung der Investitionen ist, sie schlicht mit den jährlichen Abschreibungen gleichzusetzen. Das führt zu einem konstanten Buchwert des Anlagevermögens über den Planungszeitraum. Allerdings trifft die Annahme aufgrund einer typischerweise inflationären Preisentwicklung nicht zu. Denn Investitionen beziehen sich auf das Preisniveau des aktuellen Jahres, während Abschreibungen sich auf das durchschnittliche Preisniveau der letzten Jahre beziehen (abhängig von der durchschnittlichen Nutzungsdauer des Anlagevermögens). Zur Ableitung eines entsprechenden Aufschlags auf die Abschrei­bungen lässt sich folgende Faustformel heranziehen:


Prämie auf AfA (in Prozent) = Ø Inflation (Ø Nutzungsdauer / 2 + 0,5)
Mit Ø Nutzungsdauer = (AHK des AV) ⁄ (jährliche Abschreibungen)


Der Formel liegt die Annahme einer homogenen Altersstruktur des Anlagevermögens zugrunde. Sie trifft jedoch nur für einen Teil der Unternehmen zu. Viele Unternehmen zeigen eher ausgeprägte Investitionszyklen, etwa durch die Nutzung einiger weniger großer (und teurer) Anlagen, in die in größeren zeitlichen Abständen investiert wird.

In dem Fall lässt sich die Höhe der Investitionen aus der Vergangenheit fortschreiben. Dazu werden die historischen Investitionszyklen und Preissteigerungsraten als Grundlage herangezogen und in die Zukunft geplant. Die Methode kann allerdings sehr aufwendig sein und unterstellt implizit, dass sich die historischen Investitionszyklen auch in der Zukunft fortsetzen.



Alternativ kann näherungsweise auch der Investitionsvorsprung bzw. -rückstand des Unternehmens analysiert werden, um daraus Rückschlüsse auf den Verlauf der Investitionen zu ziehen. Dazu wird das durchschnittliche Alter des bestehenden Anlagevermögens analysiert. Er wird bestimmt als:


Ø Alter =  (AHK-Nettobuchwert AV) / (Kumulierte Abschreibungen)


Das durchschnittliche Alter wird dann mit der durchschnittlichen Nutzungsdauer verglichen. Sollte Ersteres höher sein als die halbe durchschnittliche Nutzungsdauer, so befindet sich das Unternehmen in einem Investitionsrückstand. Umgekehrt verfügt das Unternehmen über einen Investitionsvorsprung, wenn das durchschnittliche Alter unter der halben durchschnittlichen Nutzungsdauer liegt. Die künftigen Investitionen sollten dann so geplant werden, dass das größte Gewicht (Höhe der Investitionssumme sowie gewichteter Mittelwert der Investitionen) in Periode #(Ø Nutzungsdauer – Ø Alter) fällt. Für die weiterführende Planung lässt sich dann ein Investitionszyklus fortsetzen.


Berücksichtigung des technischen Fortschritts

Bisher wurde zur Ableitung der künftigen Investitionen lediglich die Inflationsrate herangezogen. Es besteht allerdings auch ein weiterer, gegenläufiger Effekt durch technische und technologische Fortschritte, der zu Effizienzsteigerungen führt. Auch derartige Effekte sollten bei der Planung der Investitionen bedacht werden. Das ist möglich, indem die Inflationsrate bei den bisherigen Berechnungen durch eine effektive Preissteige­rungsrate ersetzt wird, die sowohl die Inflationsrate als auch Effizienzsteigerungen berücksichtigt.


Planung von Erweiterungsinvestitionen

In jedem Fall sollte die Planung von Erweiterungsinvestitionen aus der Planung der Umsatzerlöse bzw. der darunterliegenden Absatzplanung oder Produktionsplanung abgeleitet werden. Das Vorgehen konzentriert sich auf die Notwendigkeit von Investitionsgütern zur Erzielung künftiger Erträge.

Die Kalkulation der Erweiterungsinvestitionen erfordert eine große Nähe zu unterschiedlichen Aspekten wie zum operativen Geschäft, dem Geschäftsmodell oder auch den Produktionsfaktoren. Es müssen neue Sachverhalte verarbeitet werden, die sich nicht unbedingt aus der Historie ableiten lassen. So ist es bspw. unerlässlich, eine Verbindung zwischen Absatzplanung, Produktionsplanung und Anlagevermögen herzustellen. Die Planung dieser und weiterer Zusammenhänge ist ohne Kenntnis des betreffenden Unternehmens nahezu unmöglich und allgemeingültige Regeln lassen sich nur eingeschränkt ableiten. Es sei allerdings darauf hingewiesen, dass insbesondere bei mittel- und langfristigen Planungen auch bei Erweiterungsinvestitionen Preissteigerungen sowie der voranschreitende technische Fortschritt beachtet werden müssen.


Substitution von Investitionen durch Aufwendungen

Ein weiterer Punkt, auf den im Artikel jedoch nicht näher eingegangen werden kann, ist die Substitution von Investitionen durch laufende Zahlungen wie Miete und Leasing. Dadurch verschieben sich Auszahlungen innerhalb des Cashflows und integrieren die Investitionszahlungen in die Gewinn- und Verlustrechnung. Damit ist es wichtig, vor Beginn der Planungserstellung die strategischen Entscheidungen in dem Bereich zu berücksichtigen, um Verschiebungen antizipieren zu können.


Fazit

Die Planung von Investitionen sollte aus dem operativen Geschäft des Unternehmens heraus erfolgen. Allerdings bestehen insbesondere für die Planung von mittel- und langfristigen Investitionen Heuristiken, die für eine Liquiditätsplanung und damit bspw. auch für eine Unternehmensbewertung wertvolle Anhaltspunkte liefern können.

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