Thailand als Wachstumsmarkt für Erneuerbare Energien

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von Martin Klose
 
Thailand gehört zu den größten Energieverbrauchern in Südostasien. Insbesondere aufgrund des in den letzten Jahren stetig gestiegenen Energieverbrauchs ergeben sich dank unterschiedlicher Fördermaßnahmen wie Mehrwertsteuer- und Einfuhrzollbefreiung im Bereich der Erneuerbaren Energien interessante In­ves­ti­ti­ons­mög­lich­kei­ten für deutsche Unternehmen.

In den letzten Jahren ist der Endenergieverbrauch Thailands stetig angestiegen. Während er sich im Jahr 2011 auf 821 GWh belief, stieg er signifikant um 3,9 Prozent im Jahr 2012 (852 GWh) und um jeweils weitere 2,6 Prozent in den folgenden zwei Jahren bis auf 897 GWh im Jahr 2014 an.
 
Abbildung 1: Endenergieverbrauch Thailand (in GWh), 2010–2014 (Jan.–Sep.); Quelle: DEDE (Department of Alternative Energy Development and Efficiency)
 
Auch Stromerzeugung und -verbrauch sind einem stetigen Wachstum unterworfen. So stieg der Elek­tri­zi­täts­ver­brauch 2014 um 2,6 Prozent auf insgesamt rund 169 TWh an. Für 2016 ist ein weiterer Anstieg der Nachfrage zu erwarten.

Aufgrund steigender Preise für fossile Energiestoffe und der weitgehenden Abhängigkeit von Energieimporten gewinnt das Thema Erneuerbare Energien für Thailand immer mehr an Bedeutung. Mit Importen deckt Thailand knapp 60 Prozent der kommerziellen Energienachfrage, wohingegen inländische Stromproduzenten 2014 lediglich 45 Prozent des Primärenergieverbrauchs abdecken konnten. Nach Angaben des Energy Policy and Planning Office belief sich das Volumen der Energieimporte Thailands 2013 auf rund 37 Millionen Euro. 2014 setzte sich der Trend der letzten Jahre fort und die Energieimporte stiegen um weitere 4,4 Prozent. Aus diesen Gründen beschloss Thailand, den Ausbau Erneuerbarer Energien weiter zu fördern.

Seit 2006 ist der Strommarkt Thailands liberalisiert. Kleine (small power producers – SPP; Kapazität 10–90 MW) und sehr kleine Stromerzeuger (very small power producers – VSPP; Kapazität ≤ 10 MW), die einen Min­de­stan­teil an Erneuerbaren Energien produzieren, dürfen den erzeugten Strom ins öffentliche Stromnetz einspeisen. Unabhängige Stromerzeuger (independent power producers – IPP) liefern an die staatliche Electricity Generating Authority of Thailand (EGAT). EGAT hält heute rund 45 Prozent Marktanteil an der Er­zeu­gungs­ka­pa­zi­tät, IPPs ca. 38 Prozent und SPPs ca. 10 Prozent. Der Rest setzt sich aus Importen und VSPP-Erzeugung zusammen.

Die Energy Regulatory Commission (ERC) reguliert den Netzzugang. Vor Zulassung muss jede Erneuerbare-Energien-Anlage den Genehmigungsprozess durchlaufen und verschiedene Lizenzen müssen vorliegen: Power Purchase Agreement (PPA) mit der EGAT, Betriebserlaubnis (Department of Industrial Works, DIW), Lizenz zur Stromerzeugung (DEDE), Genehmigung des Anschlusses an das Versorgungsnetz (EGAT), Genehmigung der Stromabgabe (Public Works Department).

Maßgebliche gesetzliche Grundlage für eine öffentliche Auftragsvergabe ist die „Regulation of the Office of the Prime Minister on Procurement 1992”. Am Vergabeverfahren beteiligen sich auch Regierungsbehörden wie das Public Procurement Management Office des Finanzministeriums. Die Veröffentlichung der Vergaberegelungen in der Royal Gazette und auf den Webseiten des Ministeriums für Finanzen, des State Legal Councils und des Innenministeriums soll Transparenz schaffen und Korruption verhindern. Auf der Website des thailändischen Energieministeriums können Interessenten konkrete Anfragen zu Ausschreibungen im Energiesektor stellen. Zudem führt die Website der Germany Trade and Invest GmbH (GTAI) bestehende und geplante Projekte auf.
 
Im Hinblick auf die bevorstehenden Herausforderungen (steigende Stromnachfrage, erhöhte Rohstoffpreise, Abhängigkeit von Stromimporten) beinhaltet der strategische Plan des thailändischen Energieministeriums folgende Zielvorgaben:
Strategic Plan
Tabelle 1: „Strategic Plan” des Energieministeriums mit jeweiligen Elementen; Quelle: DEDE
 
Die langfristigen Ziele der thailändischen Energiepolitik sind im neuen Power Development Plan (PDP) 2015–2036 spezifiziert. Den Plan hat der National Energy Policy Council im Mai 2015 genehmigt. Er sieht u. a. eine Erhöhung der Stromgewinnung aus Kohle und Erneuerbaren Energien vor und strebt damit einhergehend einen reduzierten Erdgasverbrauch zum Zwecke der Energiegewinnung an.

Der Alternative Energy Development Plan 2015–2036 (AEDP) als Bestandteil des PDP 2015 sieht eine weitere Erhöhung des Energiebedarfs aus Erneuerbaren Energien vor. Bei einer Zielvorgabe von 19.635 MW im Jahr 2036 ergibt sich ein zusätzlicher Kapazitätsbedarf von 15.051 MW.
 
Abbildung 2: Thailands Alternative Energy Development Plan 2015; Quelle: DEDE
 
Für potenzielle private Investoren bedeutet das einen starken Anstieg von zu vergebenden Lizenzen, ins­be­son­de­re in den Bereichen Solar und Biomasse. Zu den derzeitigen Vorreitern der regenerativen Branche zählen Stromerzeuger und Projektierer wie Gunkul, Demco, EA, TPCH, IFEC und Super.

Zudem ist vorgesehen, den Stromverbrauch durch Energieeffizienz und Energiesparmaßnahmen bezogen auf das Basisjahr 2010 bis zum Jahr 2036 um 30 Prozent zu reduzieren. Die Grundlage für diese Zielvorgabe ist der Energy Efficiency Development Plan (EEDP), der wie der AEDP ebenfalls in den PDP 2015 integriert ist.

Die rechtlichen Rahmenbedingungen für den thailändischen Energiesektor bestimmt insbesondere der Energy Industry Act vom 10. Dezember 2007. Das Gesetz ermächtigt das Energy Regulatory Board, Be­triebs­zu­las­sun­gen für Energieanlagen auszusprechen und Richtlinien zur Ressourcennutzung und Energieeffizienz für diese Betriebe aufzustellen. Sinn und Zweck des Energy Industry Act ist es, die Energieversorgung Thailands zu gewährleisten, die Förderung Erneuerbarer Energien sicherzustellen und die Umwelt zu schützen.

Mithilfe verschiedener Fördermechanismen will Thailand die Nutzung Erneuerbarer Energien stärken. Im Zuge der Liberalisierung des thailändischen Energiemarktes hat die Regierung verschiedene Investitionsanreize für deutsche Unternehmen geschaffen.
 
Abbildung 3: Erneuerbare Energien – Fördermechanismen in Thailand; Quelle: DEDE
 
Das wachsende Interesse an „grünen” Technologien und nachhaltigen, ökologisch vertretbaren Pro­duk­ti­ons­wei­sen spiegelt sich auch in der aktuellen Neuausrichtung der Strategie des thailändischen Board of Investment (BOI) wider. Steuererleichterungen des BOI spielen innerhalb der bestehenden Fördermaßnahmen eine ent­schei­den­de Rolle: So entfällt u. a. für acht Jahre die Körperschaftsteuer für Projekte und Aktivitäten im Bereich Erneuerbare Energien, die die höchste Prioritätsstufe erlangen. Zudem ist es möglich, Geräte und Maschinen zollfrei zu importieren.

Zur Finanzierung von Erneuerbare-Energien-Projekten sind mit dem Energy Service Company Fund (ESCO) und dem Energy Efficiency Revolving Fund (EERF) zwei zentrale Fonds ins Leben gerufen worden.

ESCO macht teilnehmende Unternehmen zu staatlichen Partnern bei der Implementierung von Projekten. Dafür müssen die Unternehmen den Nachweis erbringen, dass sie Nutzer entweder mit Finanzhilfen oder mit ihrer Erfahrung bei der Auswahl und Durchführung von Projekten unterstützen. ESCO selbst kann auf technische und finanzielle Berater sowie auf Projektmanagement-Firmen zurückgreifen. Der EERF vergibt über beteiligte Ge­schäfts­ban­ken zinsgünstige Kreditlinien für Investitionen in Erneuerbare-Energien-Projekte. Es ist durchaus möglich, den ESCO Fund und den EERF zu kombinieren.

Zudem bietet das Department of Alternative Energy Development and Efficiency (DEDE) Hilfe und technische Beratung an. Dort sind auch Solar- und Windkarten Thailands erhältlich.

Das Energy Policy and Planning Office (EPPO) kümmert sich um die Ausgestaltung von För­der­pro­gram­men zur Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen.

Nicht zu unterschätzen sind – trotz der Erleichterungen und Förderungen im Bereich Erneuerbarer Energien – die hohen bürokratischen Anforderungen, die ein ausländisches Unternehmen in Thailand erfüllen muss. Gleiches gilt für den Mangel an qualifizierten Technikern, Ingenieuren und sonstigen Fachkräften, insbesondere in Gebieten außerhalb des Ballungszentrums Bangkok.

Neben den gezielten Fördermaßnahmen bieten auch die natürlichen Gegebenheiten Thailands hohe Potenziale für erneuerbare Energiequellen:
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 Tabelle 2: Erneuerbare Energiequellen in Thailand

Insbesondere bei der Solarenergie sind derzeit verstärkt Entwicklungen zu beobachten. So beweist Thailand seine Profitabilität in diesem Sektor mit einem der größten Solarenergieprojekte in Südostasien. Das 257-MW-Projekt der SPCG Public Company Limited besteht aus 35 Solaranlagen, die seit 2010 gebaut wurden. Es hat eine Jahresleistung von rund 345 Millionen kWh, was dem jährlichen Stromverbrauch von rund 287.500 thailändischen Haushalten entspricht. Für dieses Jahr werden neue Lizenzen für Solaranlagen von 800 MWp erwartet. Eine Einspeisevergütung in Höhe von 5,66 THB/kWh (0,15 €/kWh) ist nach Aussagen des Director-General of the Energy Policy and Planning Office, Twarath Sutabutr, für 25 Jahre geplant. Die so erzeugte Energie kann dann an EGAT verkauft werden.
 

Fazit

Ist man bereit, die hohen bürokratischen Anforderungen in Thailand zu erfüllen, bieten gezielte Fördermaßnahmen wie Mehrwertsteuer- und Einfuhrzollbefreiung für Motoren, Maschinenteile und Materialien des Anlagenbaus neben den aufgezeigten Nutzungsmöglichkeiten der einzelnen Energiequellen gute Investitionsmöglichkeiten und zeichnen das Bild eines attraktiven Marktes für deutsche Unternehmen im Sektor der Erneuerbaren Energien.
 
Weitere Informationen: www.dede.go.th oder www.nstda.or.th
  
zuletzt aktualisiert am 11.01.2017

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