WIND + SONNE = STROM: Trends und Entwicklungen im Stromsektor

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​​​​​​​​​veröffentlicht am 25. April 2024

Der folgende Artikel gibt einen kurzen Überblick über die Neuigkeiten im Kontext des Stromsektors mit dem Schwerpunkt auf Photovoltaik (PV) und Wind an Land in Deutschland (Stand: 19. April 2024). Im Detail wird ein Überblick über die Trends auf dem Strommarkt und die Entwicklungen der Bundesnetzagentur-Ausschreibungen gegeben. Zudem wird auf die aktuell diskutierten politischen Reformen „Solarpaket” und „Net Zero Industry Act” sowie auf die „Kraftwerksstrategie” eingegangen.1​

Überblick Strommarkt

Der durchschnittliche Spotmarktpreis als auch der Marktwert Solar und der Marktwert Wind an Land weisen einen sinkenden Trend auf. In der folgenden Abbildung ist die Entwicklung dieser Parameter für den Zeitraum 2023 bis heute dargestellt. Nach Angaben der Übertragungsnetzbetreiber lag im März 2024 der durchschnittliche Spotmarktpreis bei 6,47 ct/kWh, der Marktwert Wind an Land bei 5,538 ct/kWh und der Marktwert Solar bei 4,965 ct/kWh. Zuletzt betrug der Marktwert Solar im Mai 2021 unter 5 ct/kWh.2 Der durchschnittlichen Spotmarktpreis für den April 2024 beträgt 5,802 ct/kWh (Stand: 22. April 2024).3 Der beschriebene Trend setzt sich somit fort und es ist klar zu erkennen, dass die Energiekrise am Strommarkt kaum noch Auswirkungen zeigt. Insbesondere durch den verstärkten PV-Zubau ist mit einer weiteren Absenkung des Marktwerts Solar in Zukunft zu rechnen (Kannibalisierungseffekt).

Entwicklung des Strommarktpreises

Überblick Bundesnetzagentur-Ausschreibungen

Im Kontext der EE-Ausschreibungen hat die Bundesnetzagentur im März 2024 nun auch für die Innovationsausschreibungen mitgeteilt, dass der Höchstwert für das Jahr 2024 wie auch im Vorjahr bei 9,18 ct/kWh liegt. Ohne diese erneute Bestimmung der Bundesnetzagentur hätte in diesem Jahr ein Höchstwert von 7,28 ct/kWh gegolten.4 Zudem hat die Bundesnetzagentur die Ergebnisse der beiden Ausschreibungsrunden vom 1. Februar veröffentlicht. Die Ausschreibungsrunde für Solaranlagen des 2. Segments (Anlagen auf Gebäuden oder Lärmschutzwänden) war deutlich überzeichnet. Bei einem Ausschreibungsvolumen von 263.236 kW wurde eine zulässige Gebotsmenge in Höhe von 354.640 kW eingereicht. Der durchschnittliche, mengengewichtete Zuschlagswert lag bei 8,92 ct/kWh. Insgesamt wurden Gebote zwischen 6,90 ct/kWh und 9,48 ct/kWh bezuschlagt. Der durchschnittliche, mengengewichtete Zuschlagswert ist in den letzten vier Ausschreibungsrunden kontinuierlich gesunken. In der Ausschreibungsrunde vor einem Jahr (Februar 2023) betrug dieser noch 10,87 ct/kWh.5 Die andere Februar-Ausschreibungsrunde betrifft die Erzeugungstechnologie Wind an Land. Diese war deutlich unterzeichnet. Bei einem Ausschreibungsvolumen von 2.486.319 kW wurde eine Menge an zulässigen Geboten in Höhe von 1.795.380 kW eingereicht. Der durchschnittliche mengengewichtete Zuschlagswert lag bei 7,34 ct/kWh und somit auf einem ähnlichen Niveau wie in den vergangenen Ausschreibungsrunden. Der Höchstwert betrug 7,35 ct/kWh.6 Aufgrund einer drohenden Unterzeichnung hat die Bundesnetzagentur für den Wind Onshore Gebotstermin am 1. Mai 2024 die ausgeschriebene Menge auf 2.795.480 kW (anstatt 4.093.587 kW) reduziert.7


Überblick politische Reformen und Strategien im Kontext Erneuerbare Energien / Stromsektor

Nach vielen Diskussionen haben sich am 15. April 2024 die Ampelfraktionen auf das Solarpaket 1 geeinigt.8  Das Solarpaket 1 enthält eine Reihe von Maßnahmen, die zur Beschleunigung des PV-Ausbaus und zur Entbürokratisierung beitragen sollen.9 Im Änderungsentwurf ist unter anderem vorgesehen, dass PV-Freiflächenanlagen bis zu einer installierten Leistung von 50 MW (aktuell 20 MW) nach dem EEG förderfähig sind.10 In einem gemeinsamen Brief vom 17. April 2024 bitten Verbände der Energiewirtschaft die Ministerpräsidenten der Länder und die Landesminister für Energie, „[…] sich gegenüber dem Bundestag dafür einzusetzen, dass das Solarpaket 1 in der […] Sitzungswoche ab dem 22. April im Bundestag verabschiedet wird […] und sicherzustellen, dass ein Beschluss in der Plenarsitzung des Bundesrates am 26. April möglich wird.”11 Hintergrund der Bitte des Fristverzichts der Verbände ist die Ermöglichung der Umwandlung von Windenergie-Bestands- in Beschleunigungsgebiete im Rahmen der Anforderungen der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie der EU (RED III).12

Kein Teil des Solarpakets ist der viel diskutierte Resilienz-Bonus. Im Rahmen der Pressemitteilung zur Einigung des Solarpakets äußerte sich Matthias Miersch, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundesfraktion, wie folgt: „Wir fordern die Bundesregierung […] auf, den Net Zero Industry Act zügig umzusetzen und dabei insbesondere auch die heimische Solarindustrie zu stärken.”13 Der Net Zero Industry Act (NZIA) wurde im März 2023 von der Europäischen Kommission eingebracht und verfolgt das Ziel, die EU-Produktion von Technologien (u. a. PV und Windenergie), die im Rahmen der Dekarbonisierung wichtig sind, auszubauen.14

Dabei möchte die EU bis zum Jahr 2030 40 % ihres jährlichen Bedarfs an Transformationstechnologien selbst herstellen.15 Zudem sieht der NZIA vor, dass bei Auktionen im Kontext erneuerbarer Energietechnologien auch nicht preisbezogene Kriterien berücksichtigt werden sollen. Am 6. Februar 2024 haben sich der Rat und das Europäische Parlament vorläufig geeinigt, sodass der NZIA nun noch von beiden Parteien abschließend angenommen werden muss. 16

Zudem haben sich am 5. Februar 2024 Bundeskanzler Olaf Scholz, Wirtschaftsminister Robert Habeck und Finanzminister Christian Lindner auf wesentliche Aspekte einer Kraftwerksstrategie geeinigt. Mit dieser Strategie soll die Versorgungssicherheit auch zu Zeiten mit wenig Sonnen- und Windenergie sichergestellt werden. Im Detail wurde sich darauf verständigt, dass „[…] neue Kraftwerkskapazitäten im Umfang von bis zu 4 mal 2,5 GW als H2-ready Gaskraftwerke im Rahmen der Kraftwerksstrategie kurzfristig ausgeschrieben werden […]”17 sollen. Die vollständige Umstellung auf Wasserstoff soll zwischen den Jahren 2035 und 2040 stattfinden. Des Weiteren sollen Konzepte für einen Kapazitätsmechanismus entwickelt werden. Diese sollen spätestens im Jahr 2028 „operativ” sein.18

Zusammenfassend nimmt die Dynamik insbesondere im Kontext des Solarpakets 1 stark zu. Hiermit sollen verschiedene Regulierungen, welche bei der Errichtung von PV-Anlagen relevant sind, beschlossen werden. Regulatorische Rahmenbedingungen für zukünftige PV-Projekte können sich somit durch das Solarpaket, aber auch durch die anstehende EU-Strommarktreform und Anpassungen des Strommarktdesigns, verändern. Ein Update über die Entwicklung des Stromsektors folgt in der nächsten E|nEws-Ausgabe.


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1 Die Reihe „WIND + SONNE = STROM“ wird in jeder Ausgabe der E|nEws aktualisiert. Dieser Artikel bezieht sich auf die Geschehnisse im Zeitraum vom Februar 2024 bis zum 19. April 2024.
Vgl. Netztransparenz > Erneuerbare Energien und U​mlagen > EEG > Transparenzanforderungen > Marktprämie > Marktwertübersicht (Letzter Zugriff: 18.04.2024).
Vgl. Durchschnittliche Börsenstrompreise | Energy-Charts (Letzter Zugriff: 21.04.2024).
4 Vgl. Sitbonn01d224032511530 (bundesnetzagentur.de), S. 1f. (Letzter Zugriff: 21.04.2024).
5 Vgl. Bundesnetzagentur - Beendete Ausschreibungen / Statistiken (Letzter Zugriff: 21.04.2024).
6 Vgl. Bundesnetzagentur - Beendete Ausschreibungen / Statistiken (Letzter Zugriff: 21.04.2024).
Vgl. Bundesnetzagentur - Gebotstermin 1. Mai 2024 (Letzter Zugriff: 21.04.2024).
Vgl. Einigung zum Klimaschutzgesetz und Solarpaket (gruene-bundestag.de) (Letzter Zugriff: 21.04.2024). Es ist darauf hinzuweisen, dass die FDP am 15. April 2024 dem Änderungsantrag unter Vorbehalt zugestimmt hat (vgl. (20(25)593 ÄA Koa Solarpaket I 20/8657 (clearingstelle-eeg-kwkg.de) (Letzter Zugriff: 21.04.2024)).
Vgl. Mehr Photovoltaik mit Solarpaket | Bundesregierung (Letzter Zugriff: 21.04.2024).
10 Vgl. Solarpaket erleichtert Photovoltaik- & Speicherausbau | Bundesverband Solarwirtschaft (Letzter Zugriff: 21.04.2024) und 20(25)593 ÄA Koa Solarpaket I 20/8657 (clearingstelle-eeg-kwkg.de), S. 35 (Letzter Zugriff: 21.04.2024). Weitere Aspekte in diesem Kontext können den angegebenen Quellen entnommen werden.
11 20240417_Gemeinsamer_Brief_der_Energieverbaende__Solarpaket_-_RED_III_Beschleunigungsgebiete.pdf (wind-energie.de), S.1​ (Letzter Zugriff: 21.04.2024).
12 Vgl. 20240417_Gemeinsamer_Brief_der_Energieverbaende__Solarpaket_-_RED_III_Beschleunigungsgebiete.pdf (wind-energie.de) (Letzter Zugriff: 21.04.2024) und Verbände appellieren an Länder: Verabschiedung des Solarpakets I im Bundesrat am 26. April sichern | BDEW (Letzter Zugriff: 21.04.2024).
13 (Vgl.) Einigung zum Klimaschutzgesetz und Solarpaket (gruene-bundestag.de) (Letzter Zugriff: 21.04.2024).
14 Vgl. Netto-Null-Industrie-Verordnung: (europa.eu) (Letzter Zugriff: 21.04.2024).
15 Vgl. BMWK - Bundesminister Habeck: „Net Zero Industrial Act macht europäische Wirtschaft noch stärker und löst neue Investitionen aus” (Letzter Zugriff: 21.04.2024).
16 Vgl. Netto-Null-Industrie-Verordnung: Rat und Parlament einig – grüne Industrie in der EU soll stärker gefördert werden - Consilium (europa.eu) (Letzter Zugriff: 21.04.2024).
17 BMWK - Einigung zur Kraftwerksstrategie (Letzter Zugriff: 21.04.2024).
18 Vgl. BMWK - Einigung zur Kraftwerksstrategie​ (Letzter Zugriff: 21.04.2024).​


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Carolin Kühn

M.Sc. Economics and Public Policy

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