Herausforderungen der Klimaberichterstattung

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veröffentlicht am 7. November 2023 | Lesedauer ca. 3 Minuten


Durch das Pariser Klimaabkommen und die jeweiligen Zielstellungen der Länder, bis zum Jahr 20xx klimaneutral zu werden, sehen sich viele Unternehmen vor der Herausforderung einen Überblick über die Treibhaus­gas­emissionen zu erhalten, die in Zusammen­hang mit ihrem eigenen Handeln stehen. Doch die Ansprüche der Stakeholder an die Klimabericht­erstattung nehmen immer weiter zu – etwa von Investorinnen und Investoren, des Gesetzgebers oder der eigenen Kundschaft. Was bedeutet das für Unternehmen?


Nach Vorgabe der EU Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) müssen Unternehmen zukünftig offenlegen, welche klima­relevanten Emissionen sie zu verantworten haben. In Deutschland betrifft das rund 15.000 Unternehmen und damit auch den deutschen Mittelstand. Während einige Firmen schon von kapitalmarkt­orientierten Unternehmen über das Liefer­ketten­sorgfalts­pflichten­gesetz (LkSG) in die Pflicht genommen werden, Angaben zu ihren Scope 1, Scope 2 und Scope 3 Emissionen zu machen, stehen andere noch ganz am Anfang der Treibhausgas­bilanzierung. 

Wie berechnet man die unternehmensseitigen Treibhausgasemissionen? 

Nach dem Greenhouse Gas Protocol Standard werden die zu verantwortenden Emissionen in drei Kategorien unterteilt: 
  • Scope 1 deckt alle direkten THG-Emissionen aus eigenen oder kontrollierten Quellen ab (z.B. Betrieb des eigenen Fuhrparks).
  • Scope 2 misst THG-Emissionen, die bei der Erzeugung von Energie anfallen (z.B. Strom, Wärme, Kälte, Dampf). Es handelt sich hierbei um indirekte Emissionen, die dem Unternehmen jedoch eindeutig zugeordnet werden können.
  • Scope 3 umfasst alle sonstigen, indirekten THG-Emissionsquellen, die aus vor- und nachgelagerten Unternehmenstätigkeiten resultieren. 

Zu den größten Herausforderungen der THG-Bilanzierung zählen die Ermittlung hochwertiger Emissions­­faktoren, die Datenverfügbarkeit und die Datenqualität. Insbesondere die Emissionswerte in Scope 3 sind nur schwer zu erfassen, so dass Unternehmen hier u.a. auf Hochrechnungen zurückgreifen müssen. 

Inzwischen gibt es einige Tool-Anbieter, die nicht nur die Erfassung der unternehmens­seitigen THG-Emissionen vereinfachen, sondern auch Zugriff auf verschiedene Datenbanken gewähren. Dadurch können Unternehmen schnell die passenden Emissions­faktoren identifizieren. Auch die Berechnung des CO2-Footprints wird einfacher, da die Konsolidierung der Daten automatisiert erfolgt. Insbesondere bei großen Unternehmen mit komplexen Unternehmensstrukturen kann ein software­gestütztes Bilanzierungs­tool den Arbeits­aufwand mindern und die Fehler­anfälligkeit reduzieren.

Doppelte Wesentlichkeit: Zwei Seiten der Klimaberichterstattung

Mit Hilfe der THG-Bilanzierung wird der Status Quo ermittelt. Nur wer sein CO2-Profil kennt, kann sich Ziele für die Zukunft setzen und geeignete Maßnahmen ableiten. Dabei gilt es zwei Perspektiven zu berücksichtigen – ähnlich zum Prinzip der doppelten Wesentlichkeit.

OUTSIDE-IN PERSPEKTIVE

Für mehr Resilienz sollten Unternehmen klimabezogene Risiken und Chancen bemessen und bewerten. Unterneh­merinnen und Unternehmer müssen darüber im Bilde sein, welche Auswirkungen der Klimawandel auf die eigene Organisation hat und welche finanziellen Risiken daraus resultieren. 
Überflu­tungen wie im Ahrtal oder in Kroatien und Österreich 2023 können Schäden an Immobilien verursa­chen, die über Klimaszenarien im Rahmen des Risikomanagements berücksichtigt werden sollten. Auch Liefer­engpässe oder steigende Material­kosten, die aufgrund eines akuten oder chronisch veränderten Klimas auftreten, können sich erheblich auf die eigene Geschäfts­tätigkeit auswirken. 
Um Klimarisiken in Governance-Prozesse und die Berichterstattung zu integrieren, empfiehlt sich beispiels­weise das Rahmenwerk der Task Force on Climate-Related Financial Disclosures (TCFD)

INSIDE-OUT PERSPEKTIVE

Neben der Outside-In Perspektive ist auch die Inside-Out Perspektive relevant. Diese befasst sich mit dem Impact, den Unternehmen auf die Umwelt haben. Denn fast jede unternehmensbezogene Aktivität hinterlässt einen CO2-Fußabdruck. 
Im ersten Schritt müssen Unternehmen also ihre „Hotspots“ identifizieren und einen Dekarbonisierungs­fahrplan entwickeln. Im zweiten Schritt werden dann unternehme­rische Klimaziele festgelegt. Damit diese nicht willkürlich sind, sondern einen wesentlichen Beitrag zum 1,5° Ziel des Pariser Klimaabkommens leisten, empfiehlt es sich, die Anforderungen der Science-based Target Initiative (SBTi) zu berücksichtigen. 
Ziel der Initiative ist es, Unternehmen dabei zu unterstützen, wissenschaftlich fundierte Netto-Null-Ziele festzulegen. Der SBT-Ansatz zwingt Unternehmen dazu, über die eigene Organisationsgrenze hinaus zu blicken und Verantwortung für die gesamte Wertschöpfungskette zu übernehmen (Scope 3). Die Initiative gilt mittlerweile als „Goldstandard“, da die Reduktions­ziele der teilnehmenden Unternehmen von externen Expertenteams bewertet und validiert werden.

Fazit

Nach dem Prinzip der doppelten Wesent­lichkeit betrachten Unternehmen zwei unterschied­liche, aber sich sinnvoll ergänzende Perspektiven innerhalb der Klimabericht­erstattung. Es ermöglicht ihnen, den Auswirkungen des Klimawandels proaktiv zu begegnen, finanzielle Risiken abzuwenden und das eigene Geschäfts­modell fit für die Zukunft. Es empfiehlt sich, frühzeitig mit den Vorbereitungs­arbeiten für eine umfassende Klimabericht­erstattung zu beginnen. Denn der Druck auf Unternehmen nimmt zu – sei es unmittelbar über die CSRD oder mittelbare über die Lieferkette.

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Sarah Schmidt

M.A. Sustainability Economics & Management

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