Erfolgreich investieren in Indonesien

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​​​​​​​​​​​zuletzt aktualisiert am 17. Juli 2025 | Lesedauer ca. 5 Minuten

   

   

   

Wie schätzen Sie die derzeitige wirtschaftliche Lage in Indonesien ein?

Die indonesische Volkswirtschaft hat sich in den letzten zwanzig Jahren mit jährlichen Wachstumsraten von rund 5 Prozent dynamisch entwickelt. Sie ist mit Abstand die größte Volkswirtschaft in Südost-Asien und größer als die Volkswirtschafen von Vietnam, Malaysia und Thailand zusammengenommen. Indonesien nimmt derzeit den weltweit 16. Platz der Volkswirtschaften ein. 

Anfang 2021 hat die indonesische Regierung zahlreiche Erleichterungen für (ausländische) Investoren eingeführt, indem sie ein sogenanntes „Omnibus-Gesetz“ in Kraft gesetzt hat, das wesentliche Änderungen in den Bereichen Investitions-, Steuer- und Arbeitsrecht vorsieht und darauf abzielt, mehr als 100 Geschäftsbereiche für ausländische Direktinvestitionen zu öffnen sowie die administrativen (Genehmigungs-)Verfahren zu vereinfachen. Die Verwaltungsverfahren im Zusammenhang mit der Umsetzung des „Omnibus-Gesetzes“ sind von den Behörden in Indonesien grundsätzlich implementiert worden bedürfen jedoch noch einer ständigen Aktualisierung. Insofern erfordern konkrete Geschäftsvorhaben in vielen Fällen weiterhin einen (intensiven) Dialog mit den zuständigen indonesischen Behörden. 

Für die Wirtschaft bestehen weiterhin einige Probleme, insbesondere in Form der (noch) schwerfälligen und intransparenten Bürokratie, der in weiten Teilen des Landes unterentwickelten Infrastruktur und des gravierenden Mangels an qualifizierten Arbeitskräften , insbesondere an solchen mit solider Auslandserfahrung und einschlägigen Sprachkenntnissen.

Trotz all dieser Herausforderungen punktet Indonesien mit seinem riesigen Binnenmarkt als größte Volkswirtschaft Südostasiens, seiner jungen und technikaffinen Bevölkerung – ca. 283 Millionen im Jahr 2024 – und seinem Reichtum an natürlichen Ressourcen.
   

Wie würden Sie das Investitionsklima in Indonesien beschreiben? Welche Branchen bergen großes Potenzial?

Angesichts der positiven wirtschaftlichen Entwicklung, des riesigen Binnenmarktes und der bisherigen Wachstumsprognosen zieht Indonesien nun verstärkt die Aufmerksamkeit ausländischer Investoren auf sich. Die Hoffnung der indonesischen Regierung, von dem Trend einer „Abkopplung“ und des „De-Risking“ vom chinesischen Markt zu profitieren, haben sich bislang jedoch nicht erfüllt. Die Hausaufgaben hinsichtlich einer besseren Integration in die regionalen bzw. globalen Lieferketten sowie der Reduzierung der Unzulänglichkeit der Infrastruktur für ein nachhaltiges Wachstum (insbesondere außerhalb von Jakarta) bleiben bestehen. 

Aus steuerlicher Sicht sind die indonesischen Investitionsförderungsprogramme mit denen in anderen Ländern Südostasiens vergleichbar. Das indonesische Steuerrecht sieht Steuerermäßigungen (tax holidays) zugunsten bestimmter „Pionierindustrien“ vor. Für bestimmte Unternehmen oder Investitionen in abgelegenen Regionen gelten Steuervergünstigungen, einschließlich der Möglichkeit eines erweiterten Verlustvortrags für bis zu zehn Jahre. Die sog. „Investment Master List“ erleichtert die zollfreie Einfuhr von Maschinen und Rohstoffen. Die Kriterien für die Inanspruchnahme der vorgenannten Steuervergünstigungen und Steueranreize ähneln denen, die andere Länder in Südostasien anbieten. Sie zielen ab auf Investitionsprojekte in abgelegenen Regionen mit einem hohen Anteil an einheimischen Arbeitskräften, die Bereitstellung von Technologietransfer, den Nutzen für die indonesische Wirtschaft oder Gesellschaft sowie die Stärkung der Exportorientierung Indonesiens. 

Investoren interessieren sich aktiv für den Infrastruktursektor, den Energiesektor (mit besonderem Schwerpunkt auf Erneuerbare Energien), den soliden Automobilsektor (einschließlich elektronischer Fahrzeuge und der Herstellung von Batterien) sowie den Tourismus- und Gastgewerbesektor. Darüber hinaus zieht der Gesundheits- und Pharmasektor aufgrund der steigenden Nachfrage der indonesischen Mittelschicht die Aufmerksamkeit auf sich. Schließlich ist die Verarbeitung von Rohstoffen im Inland eines der wichtigsten Projekte der indonesischen Regierung.
   

Welchen Herausforderungen steht ein deutscher Unternehmer beim Engagement in Indonesien gegenüber?

Leider gibt es in Indonesien immer noch Defizite in der Infrastruktur, vor allem bei der Stromerzeugung und im Transportwesen (Straßen, Eisenbahnen, See- und Flughäfen). Je nach Standort kann das zu Herausforderungen führen, insbesondere für die Belieferung von Produktionsstätten. Grundsätzlich ist Indonesien derzeit nur unzureichend in globale bzw. regionale Lieferketten eingebunden. 

Das indonesische Rechtssystem erscheint deutschen Unternehmern oft intransparent und nicht sehr übersichtlich. Das erwähnte „Omnibus-Gesetz“ erleichtert jedoch den Zugang zu den indonesischen Behörden und strafft die Rahmenbedingungen für ausländische Direktinvestitionen, was eine Verbesserung gegenüber den bisherigen Investitionsgesetzen und -vorschriften darstellt. So können beispielsweise die erforderlichen Registrierungs- und Genehmigungsverfahren nun digital über das OSS-Portal (Online Single Submission) abgewickelt werden, wodurch sich die Bearbeitungszeiten inzwischen deutlich verkürzt haben. Unternehmen können nun in bestimmten Fällen in weniger als einem Monat gegründet werden. Das ist im regionalen Vergleich zwar nur durchschnittlich, stellt aber eine deutliche Verbesserung dar. 

Beschränkungen für ausländische Investitionen ergeben sich in einigen Sektoren aufgrund von Vorschriften, die bestimmte Geschäftsbereiche für Ausländer einschränken, um das nationale Interesse und die einheimische Wirtschaft zu schützen. Herausforderungen für die Geschäftspraxis ergeben sich auch aus den bislang geltenden restriktiven Arbeitsgesetzen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die geänderten Regelungen, insbesondere im Investitionsrecht und deren Ausführungsbestimmungen in Verbindung mit den Verwaltungsverfahren in der Praxis auswirken werden. Eine gewisse Vereinfachung ist aber bereits spürbar.

Obwohl jedes Jahr ein ständiger Zustrom von Hochschulabsolventen auf den indonesischen Arbeitsmarkt zu verzeichnen ist, ist der für ausländische Investoren relevante Talentpool begrenzt. Die meisten Hochschulabsolventen haben nicht im Ausland gelebt oder studiert, was bedeutet, dass das Niveau der Englischkenntnisse und die internationalen Erfahrungen innerhalb dieser Gruppe sehr unterschiedlich sind. Generell müssen ausländische Investoren damit rechnen, dass sie erhebliche Ressourcen und Zeit für die Ausbildung und Entwicklung ihrer jeweiligen Arbeitskräfte aufwenden müssen. 

Am 18. Juli 2016 wurde die Aufnahme von Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indonesien angekündigt, das unter anderem auf den Abbau von Handelshemmnissen abzielt. Im September 2022 vereinbarten die Europäische Kommission und Indonesien, die Verhandlungen über dieses Freihandelsabkommen zu beschleunigen und bis Mitte 2024 abzuschließen. Dieser Zeitplan wurde nicht eingehalten. Auch gab es in den letzten Jahren gewissen Tendenzen der indonesischen Regierung, Einfuhrbeschränkungen und nicht-tarifäre Handelshemmnisse in einigen Bereichen (wieder) auszubauen.

Allerdings ist die Europäische Handelskammer vor Ort zuversichtlich, dass es noch im Jahr 2025 zu einem Abschluss des Freihandelsabkommens kommen wird, da die derzeitige geopolitische Lage zu einem Umdenken in der Europäischen Union aber auch in Indonesien hinsichtlich der Notwendigkeit eines Freihandelsabkommens geführt hat.

Diese positiven Entwicklungen im regulatorischen Bereich, der Größe des indonesischen Marktes mit einer Bevölkerung von ca. 285 Millionen Menschen und die ausgezeichneten Wachstumsprognosen machen Indonesien zwar nicht zu einem perfekten, aber zu einem zukunftsträchtigen Investitionsstandort für ausländische Investoren.
  

Indonesien hat seit Oktober 2024 einen neuen Präsidenten. Was bedeutet die neue Regierung für das wirtschaftliche Umfeld in Indonesien und welche Chancen sehen Sie für ausländische Investoren?​​

Am 14. Februar 2024 hat das indonesische Volk den künftigen Präsidenten des Landes gewählt. Prabowo Subianto erreichte eine solide Mehrheit von 58,6 Prozent der abgegebenen Stimmen und hat sein Amt im Oktober 2024 angetreten. Das Mandat des Präsidenten Prabowo gilt aufgrund der sehr großen Koalitionsmehrheit im Parlament und der (impliziten) Unterstützung des ehemaligen Präsidenten Joko Widodo als robust. 

Die (internationalen) Unternehmen gehen davon aus, dass der erfolgte Regierungswechsel das allgemeine (rechtliche) Umfeld für ausländische Direktinvestitionen in Indonesien nicht wesentlich verändern wird. Wirtschaftswachstum, ein besseres Sozialversicherungssystem und Investitionen in den Infrastruktursektor dürften weiterhin Priorität haben. 

Daneben setzt die Administration Prabowo eigene Akzente: Der Verteidigungssektor bekommt von der neuen Regierung mehr Aufmerksamkeit, auch weil Präsident Prabowo Subianto Verteidigungsminister war und auf eine lange militärische Laufbahn zurückblicken kann. Schließlich profitiert der Agrarsektor von neuen Regierungsinitiativen zur Stärkung der Ernährungssicherheit Indonesiens.
   

Wie wird sich aus Ihrer Sicht Indonesien weiterentwickeln?

Indonesien wird weiterhin ein stabiles und nachhaltiges Wachstum aufweisen. Die vom ehemaligen Präsidenten Joko Widodo und seiner Regierung verfolgte Politik wird von der neuen Regierung des Präsidenten Prabowo Subianto wahrscheinlich nicht wesentlich geändert werden. Das bedeutet, dass Indonesien seine Wirtschaft weiterhin für ausländische Direktinvestitionen öffnen wird, allerdings in seinem eigenen Tempo und mit gewissen protektionistischen Elementen. Die derzeitige geopolitische Großwetterlage dürfte hierbei unterstützen. 

Voraussichtlich wird das notwendige Investitionsvolumen bzw. die notwendige Mindestkapitalisierung von (mindestens) 10 Mrd. IDR (d.h. ca. 580.000 Euro) jedoch nicht in absehbarer Zeit gesenkt werden. Die indonesische Regierung zeigt derzeit nicht die Absicht, kleinen Unternehmen den Zugang zum indonesischen Markt zu ermöglichen. Bewegung dürfte es in den Bereichen „Local Content“ sowie im Bereich Importe und Vertrieb geben. 

Es bleibt abzuwarten, inwieweit und in welchem Tempo die jetzige Regierung bestimmte Bereiche in Angriff nehmen wird, die als Hindernisse für ein noch größeres Wachstumspotenzial angesehen werden. Die Weiterbildung der Arbeitskräfte sollte Priorität haben, um den bestehenden Mangel an qualifizierten Arbeitskräften zu verringern. Darüber hinaus müssten die bestehenden Diskrepanzen zwischen Jakarta (Java) und den anderen Regionen in Bezug auf die Qualität der Infrastruktur, die Einkommensgleichheit und die Chancen für die junge Bevölkerung angemessen angegangen werden.​

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