Digitalisierung im Steuermanagement: Einsatz von SAP für Verrechnungspreise

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zuletzt aktualisiert am 13. März 2019


Datenerhebungen und -analysen zur Erfüllung steuerlicher Compliance-Aufgaben und der aktiven Unternehmenssteuerung im Steuermanagement gewinnen zunehmend an Bedeutung. Dabei sind v.a. in ERP-Systemen die zur Erstellung von Berichten und Analysen notwendigen Daten – häufig verteilt – gespeichert.

Um rechtlichen und internen Anforderungen gerecht zu werden, stellt sich für viele multinationale Konzerne die Frage, inwieweit die Funktionalitäten des bestehenden ERP-Systems zur Datenauf­bereitung genutzt werden können und gleichzeitig eine homogene IT-Infrastruktur gewahrt werden kann. SAP bietet bereits ein einzigartiges, modernes und voll mit dem SAP ERP-System integriertes Produktportfolio für Business Intelligence (BI)- und Analytics-Aufgaben. Mit dem Einsatz von SAP BI können interaktive und kollaborative Analysen erfolgen und Entscheidungsprozesse auch für den Verrechnungspreisbereich unterstützt werden.

Exemplarisch wird der Einsatz von SAP BI für die Erstellung und Risikoanalyse eines Country-by-Country Reportings (CbCR) dargestellt. Ähnliche Lösungen sind zudem für andere Bereiche des operativen Verrechnungspreismanagements möglich.



 

Country-by-Country Reporting (CbCR) zur Risikoabschätzung der Verrechnungspreisgestaltung

Die OECD und die G20-Länder haben Ende 2015 einen 15-Punkte-Aktionsplan zur Bekämpfung von Gewinn­verkürzung und Gewinnverlagerung („BEPS – Base Erosion and Profit Shifting”) verabschiedet. Das CbCR ist einer der 4 politisch verbindlichen „Minimumstandards” und soll zur allg. Risikoabschätzung der Verrech­nungs­preisgestaltung von international vertretenen Unternehmensgruppen und damit zur Vermeidung von BEPS dienen.


Generell ist das CbCR für multinationale Unternehmensgruppen mit einem konsolidierten Gruppenumsatz von mind. 750 Mio. Euro jährlich durch die Konzernobergesellschaft zu erstellen und einzureichen. Die Steuer­behörde, in der die berichterstellende Konzerngesellschaft sitzt, wird das CbCR an die jeweils nationalen Steuerbehörden, in denen der Konzern vertreten ist, weiterleiten.

 

CbCR: Automatisierte Berichterstellung in SAP-Landschaften

Der länderbezogene Bericht besteht aus 3 Tabellen:
1. Die erste Tabelle hat aggregierte Informationen je Steuerhoheitsgebiet
  • zur Einkünfteverteilung,
  • zu Vorsteuergewinnen,
  • zu bereits gezahlten und noch zu zahlenden Ertragsteuern,
  • zur Zahl der Beschäftigten,
  • zum ausgewiesenen Kapital,
  • bzgl. einbehaltener Gewinne und
  • zu materiellen Vermögenswerten auszuweisen.

2. Die zweite Tabelle beinhaltet die gegliederte Auflistung aller Unternehmen und Betriebsstätten zu ihren wichtigsten Geschäftstätigkeiten.

3. Zusätzliche Informationen können in der dritten Tabelle geteilt werden.


Die Herausforderung für internationale Unternehmen besteht darin, die für die CbCR-Struktur relevanten Daten aus IT-Systemen (z.B. ERP) zu erheben und aufzubereiten. Der Grad der manuellen Datensammel­schritte ist häufig hoch und entsprechend aufwendig.


Im Falle einer bestehenden SAP-Landschaft können zur strukturierten Datenerhebung und -aufbereitung die Funktionalitäten der bestehenden Systeme genutzt und im Bedarfsfall auch erweitert werden. Technische Ansätze wie SAP embedded Analytics (S/4HANA), SAP Business Warehouse (BW) oder SAP embedded BW bieten einfache und nachhaltige Vorgehen zur Datensammlung.


Die CbCR-Berichtsgenerierung kann hierbei unabhängig von einer weiteren zu integrierenden Software oder ohne Upload der sensiblen Daten auf eine web-basierte Lösung erfolgen. Für die jährliche Berichterstellung können soweit möglich automatisierte Prozesse etabliert werden, um die relevanten Informationen direkt im bestehenden ERP-System zu generieren (insbesondere hinsichtlich der ersten Tabelle des CbCR).

Für die Übergangszeit können im Anschluss die Daten zur Versendung per De-Mail an die Steuerbehörde in das erforderliche XML-Format konvertiert werden. Voraussichtlich ab 2019 soll die Übertragung mittels der elektronischen Massendatenschnittstelle ELMA über das BZStOnline-Portal erfolgen.

 

Digitalisierte CbCR-Risikoanalyse mit SAP-BI-Werkzeugen

Neben dem erheblichen Befolgungsaufwand, die Daten zu generieren, den Bericht zu erstellen und zu versenden, sollten Konzerne ein klares Verständnis über die Aussagekraft und die möglichen Schluss­folgerungen des CbCR – künftig auch im Jahresvergleich – gewinnen. Denn das CbCR bietet eine breite Einsicht darüber, in welchen Ländern u.a. die Wertschöpfungstreiber allokiert sind und in welchen Jurisdiktionen maßgeblich Steuern bezahlt und geschuldet werden.


Damit wird das CbCR als Werkzeug zur Risikoermittlung für Finanzbehörden eines der wichtigsten steuerlichen Dokumente der Unternehmensgruppe. Softwaregestützte Kennzahlenanalysen auf Basis unterschiedlichster Datenmodelle in Dashboards ermöglichen die Risikoevaluierung. Die Produkte von SAP (SAP BO Lumira 2.x, SAP Analytic Cloud) bieten sich hierbei ebenfalls für CbCR-Risikoanalysen an.


Unter Berücksichtigung individueller Anforderungen kann in SAP die strukturierte Datenanalyse und Datenvisualisierung für Unternehmensgruppen inhaltlich und technisch umgesetzt werden. SAP-Partner­lösungen reduzieren Konzeptions- und Entwicklungsaufwände für Mandanten, indem sie wesentliche Datenintegrationsschritte und auch Analysewerkzeuge auf Basis des SAP-Standards als fertiges Software-Add-on anbieten. Durch die Ausprägung steuerlich relevanter KPIs kann auf Wunsch von Unternehmen ein erster Analyseumfang bereitgestellt werden, der in der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen IT- und Verrechnungspreisberatung konzipiert und technisch in der Lösung umgesetzt wurde.


Unternehmensspezifische Anforderungen (wie z.B. Datenmodellerweiterungen) werden nach einem IT-Check-up etabliert. Die visuelle Auswertung von CbCR-relevanten KPIs auf Konzern-, Länder- und Gesellschaftsebene ist in Dashboards möglich. Das Dashboard bietet die Kommentierung, das Bookmarking (das Speichern des Dashboards in einer bestimmten Filterkombination) sowie eine Druckfunktion an. Damit erlauben Partner­lösungen auf Grundlage der SAP-BI-Produkte interaktive sowie kollaborative Analysen und unterstützen so auch wichtige Entscheidungsprozesse im Konzern.

 

SAP bleibt zentrale Softwareplattform

SAP empfiehlt sich zur Datensammlung, Berichterstellung und Risikoevaluierung eines CbCR. Hierdurch werden neue Schnittstellen zu SAP-fremder Software sowie eine Erweiterung der IT-Landschaft mit einhergehenden Softwareeinführungsrisiken vermieden. Mitarbeiter arbeiten mit der ihnen vertrauten Systemumgebung. Die Nutzung der Funktionalitäten des bestehenden ERP-Systems zur Datenintegration bedeutet ebenfalls keine laufenden Lizenzen gegenüber weiteren Softwareanbietern von Insellösungen. Zudem verbleiben bis zur Versendung des CbCR die sensiblen Daten in der Unternehmensgruppe bzw. innerhalb der eigenen IT-Infrastruktur.

Einsatz von SAP auch für das operative Verrechnungspreismanagement

Mit der digitalen Umsetzung in SAP werden berichtspflichtige Konzerne in die Lage versetzt, Daten standardisiert, prozesssicher und nachvollziehbar zu generieren und bedarfsgerecht aufzubereiten. Das Produktportfolio von SAP für BI- und Analytics-Aufgaben muss jedoch nicht rein auf die Compliance-Anforderungen begrenzt werden. Vielmehr bietet sich der Einsatz darüber hinaus für das Operational Transfer Pricing an. Multinationale Unternehmensgruppen können so ihre Verrechnungspreisstruktur laufend überwachen, um etwaigen Verrechnungspreisrisiken zeitnah entgegenzutreten.

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