Ausschreibung vs. Einspeisetarif

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Erneuerbare Energien in Südafrika und Ghana

Südafrika und Ghana verbindet die zunehmende Bestrebung, Erneuerbare Energien zu etablieren. Beide Staaten haben sich ehrgeizige Ziele gesetzt, um ihren steigenden Energiebedarf zu decken und gleichermaßen den Energiehaushalt zu diversifizieren. Sie nehmen damit eine Pionierrolle in Subsahara-Afrika ein. Allerdings gehen Südafrika und Ghana bei der Realisierung ihrer Pläne unterschiedliche Wege. So versucht Südafrika seine Energieziele durch öffentliche Ausschreibungen zu erreichen, während Ghana auf den Erlass des „Renewable Energy Acts” und die Einführung von Einspeisetarifen setzt.

 

IPP-Ausschreibung in Südafrika

Im Rahmen einer Ausschreibung ist der Wettbewerb unter den Marktteilnehmern stärker ausgeprägt, da sich die Bieter gegenseitig unterbieten. Energie wird in einem solchen starken Wettbewerbsumfeld billiger. Das begünstigt gerade energiehungrige Entwicklungsländer, die regelmäßig einen Spagat zwischen den sozialen Zielen der Energiepolitik und den Klima- und Diversifizierungszielen zu vollführen haben. Die Vorteile der zurzeit in Südafrika laufenden IPP-Ausschreibung des „Department of Energy” liegen zudem darin, dass keine grüne Technologie ausgeschlossen wird und es generell dem Markt überlassen ist, welche Technologie die meisten Megawatt generieren wird. Nachteilig wirkt sich die Fokussierung auf den Preis allerdings im Hinblick auf die Qualität der Projekte aus. So steht bei einigen Vorhaben die Wirtschaftlichkeit bei den in Aussicht gestellten Preisen (Bsp.: PV Runde 1) 26,21 ct/kWh und Runde 2) 15,36 ct/kWh) in Frage. Fragwürdig ist auch die Durchführbarkeit einiger Projekte, die noch in der Planungsphase stark von politischen Entscheidungen abhängig sind und für die insbesondere auch die Netzanbindung und Kapazität des Netzes noch ungelöste Probleme darstellen. Der Schwerpunkt der IPP-Ausschreibung liegt ferner eher auf großen Projekten. Der Quantität wird somit der Vorzug gegeben, wohingegen kleine Projekte – jedenfalls im Rahmen der IPP-Ausschreibung – bislang kaum eine Chance bekommen.

Auch kam es schon im Stadium der Ausschreibung zu erheblichen Verzögerungen, die vor allem bereits erfolgreiche Bieter ersten beiden Runden enorm unter Druck gesetzt haben. Jedoch wurden nun endlich – nach Monaten der Verspätung am 5. und 6. November 2012 – Finanzierungsverträge für Erneuerbare-Energien-Projekte im Wert von 47 Milliarden Rand (5,6 Mrd. $) durch das Energieministerium Südafrikas, das staatseigene Stromversorgungsunternehmen Eskom und unabhängige Energieproduzenten unterzeichnet. Demnach wurden 28 Projekte der ersten Runde im Bereich Solar-, Wind-, Wasserkraft, Biomasse und Biogas auf den Weg gebracht, die insgesamt 1,425 MW generieren sollen. Die Projekte erstrecken sich über alle Landesteile, wobei ein Aufschwung besonders in ländlichen und wenig entwickelten Gebieten erwartet wird.

Im Rahmen der zweiten Runde, die am 15. März 2013 das „Financial Close” erreichen soll, wurden weitere Projekte von insgesamt 1,040 MW vergeben. Im Mai 2013 soll darüber hinaus noch eine dritte Runde stattfinden.

Die Tatsache, dass ein „Financial Close” der ersten Runde nun doch noch erreicht wurde, spricht für die Ernsthaftigkeit des Engagements der Regierung im Bereich der Erneuerbaren Energien. Die Interessenlage war bislang höchst undurchsichtig. Vom staatseigenen Energieversorger Eskom wurde angenommen, dass er die Entwicklung blockiere, da er mit unabhängigen Energieproduzenten in direkter Konkurrenz steht.
 

„Renewable Energy Act” und Einspeisetarife in Ghana

Im Gegensatz zur Ausschreibung bieten feste Einspeisetarife den beteiligten Investoren ein gesteigertes Maß an Planungssicherheit. Auch ist in der Regel eine bessere Finanzierbarkeit gewährleistet. Die Qualität der Projekte besitzt eine höhere Wertigkeit. Dies macht die Implementierung von „Feed-in-Tarifen” insbesondere für deutsche Investoren – sowohl Systemlieferanten (EPC etc.) als auch IPP – attraktiv.

Ob Ghana allerdings langfristig seinen Verpflichtungen nachkommen und eine derartige tarifäre Bindung finanzieren kann, ist zu bezweifeln. In der Vergangenheit kam es auch in Ghana zu Verzögerungen. Der „Renewable Energy Act” hat sehr lange auf sich warten lassen. Und auch die angekündigten „Feed-in-Tarife” sind noch nicht festgelegt worden. Diese sollen wohl erst nach den Wahlen im Dezember 2012 im ersten Quartal 2013 festgelegt werden. Bis dahin sind noch viele Fragen ungeklärt, eben auch wie die konkrete Ausgestaltung der Einspeisetarife aussehen wird.
 

Fazit

Für beide Länder ist die Mobilisierung von Kapital ein ganz wesentlicher Erfolgsfaktor für die Einführung von Erneuerbaren Energien. Geld für eine Subventionierung des Sektors ist in keinem der Länder wirklich vorhanden. Südafrika hat grundsätzlich einen recht starken Bankensektor. Und viele der privaten
Banken haben sich auch in den ersten beiden Runden der Ausschreibung entsprechend engagiert. Die Finanzierung der folgenden Runden bleibt jedoch eine große Herausforderung. In Ghana tritt erschwerend hinzu, dass die Finanzierung von kleineren Projekten aufgrund der astronomischen Zinssätze kaum wirtschaftlich ist.

Im Ergebnis ist festzuhalten, dass beide Staaten zwar unterschiedliche Ansätze verfolgen, jedoch ähnliche Probleme zu bewältigen haben. Beide verfolgten Varianten sind im Grunde geeignet, um einen grünen Energiesektor zu starten, wobei im Wege der Ausschreibung eher eine schrittweise und streng kontrollierte Öffnung des Marktes erfolgt. Entscheidend ist aber, dass dem jeweiligen Modell ein transparentes, verständliches und generell Investoren-freundliches Verfahren vorgeschaltet ist. Des Weiteren sollten die regulatorischen Weichenstellungen der Regierungen künftig ohne weitere Verzögerungen ablaufen und eine wirkliche Öffnung der Märkte für IPP forciert werden. Europäische Investoren suchen gerade jetzt nach neuen Märkten und Afrika bietet interessante Investitionsmöglichkeiten besonders im Bereich Energie.

Jedoch müssen auch von Investorenseite an den jeweiligen afrikanischen Markt angepasste, neue Modelle entwickelt werden, um die oben beschriebenen Bedürfnisse zu adressieren. Beispielsweise können der Bau eines Kraftwerks und der Verkauf desselben mit einem Finanzierungsmodell und einem Operations- und Managementvertrag für den Betrieb der Anlage verbunden werden. Voraussetzung für eine derartige Variante sind indes potente Abnehmer vorzugsweise aus der Industrie wie z.B. Minen.

Abschließend ist festzustellen, dass sowohl Südafrika als auch Ghana durchaus ein interessantes Betätigungsfeld auch für deutsche Investoren bietet. Südafrika hat seit letzter Woche mit dem Abschluss der Finanzierungsverträge für die erste Ausschreibungsrunde den Startschuss gegeben. Die Umsetzung von „Feed-in-Tarifen” in Ghana ist unabhängig vom Ausgang der Wahl sehr wahrscheinlich. Tritt dies ein, so könnte auch Ghanas Zukunft „grüner” sein.
 

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Anna-Lena Becker, LL.M.

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