Klimaresilienz – der strategische Erfolgsfaktor für Unternehmen

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​​veröffentlicht​ am 14. Mai 2025 I Lesedauer ca. 6 Minuten


Die Zunahme klimabedingter Risiken stellt Unternehmen weltweit vor neue Herausfor­​de­rungen. Direkte und indirekte Auswirkungen des Klimawandels beeinflussen bzw. bedrohen zunehmend globale Lieferketten, Produktionsprozesse und Absatzmärkte. Die Entwicklung eines klimaresilienten Geschäftsmodells gewinnt daher Jahr für Jahr stetig an Bedeutung: Unternehmen, die frühzeitig auf Resilienz setzen, können nicht nur Risiken minimieren, sondern auch langfristige Wettbewerbsvorteile sichern. Schlüsseltechnologien und Zukunftsmärkte in den Bereichen Energie, Wasser und Landwirtschaft werden dabei eine große Rolle spielen. Es kommt darauf an, frühzeitig zu erkennen, welche Risiken, aber auch Chancen sich daraus für das eigene Geschäftsmodell ergeben und welche strategischen Anpassungen vorgenommen werden müssen. Auf die wesentlichen Aspekte und Vorteile einer klimaresilienten Strategie möchten wir im Folgenden näher eingehen.

Das wirtschaftliche Risiko des Klimawandels

Zahlreiche Regionen der Erde sehen sich sowohl einem Anstieg physischer Klimarisiken, zum Beispiel in Form von Extremwetterereignissen wie Überschwemmungen, Hitzewellen oder Stürmen, als auch wachsenden transitorischen Risiken infolge klimapolitischer, regulatorischer und marktwirtschaftlicher Transformationsprozesse ausgesetzt1. Unternehmen mit globalen Wertschöpfungsketten sind an zahlreichen Standorten durch die Anfälligkeiten einzelner Länder für den Klimawandel betroffen. Die University of Notre Dame veröffentlicht jährlich den 
ND-GAIN-Länderindex, der die Klimavulnerabilität der Länder in Zusammenhang mit ihrer Bereitschaft zur Verbesserung ihrer Klimaresilienz bewertet. Je mehr Widerstandsfähigkeit gegen den Klimawandel ein Land aufweist, desto höher ist sein Ranking im weltweiten Vergleich.

Unternehmen, die sich in diesem volatilen Umfeld nicht durch geeignete Anpassungs- und Resilienzmaßnahmen absichern, sind besonders anfällig für die negativen Auswirkungen des Klimawandels auf Mensch und Umwelt. Extremwetterereignisse verursachen erhebliche direkte Kosten: allein in Deutschland summieren sich klimabedingte Schäden durch Hitze, Dürren und Fluten zwischen 2000 und 2021 auf mindestens 145 Milliarden Euro2. Sektoren wie die Land- und Forstwirtschaft sind besonders betroffen: Hitzewellen und Trockenperioden führen zu Ernteausfällen und Ressourcenknappheit, die Volkswirtschaften als auch globale Wertschöpfungsketten destabilisieren können. Das hat auch direkte Auswirkungen auf Produktionsfähigkeit, Lieferketten und Transportwege der gewerblichen Industrie. Insbesondere kann es für Unternehmen zu Produktionsunterbrechungen und Auswirkungen auf ihre Mitarbeitenden kommen, was wiederum zu signifikanten Einschränkungen in der Geschäftsfähigkeit führt. Eine grundlegende Maßnahme zur Risikominimierung stellt die standortbezogene Analyse von Überschwemmungsszenarien dar. Hierfür bieten sich die Hochwassergefahrenkarten und Klimaatlanten der Bundesländer an3. Ergänzend stellen Rückversicherer wie Munich Re umfassende, datengestützte Standortanalysen zur Verfügung, die unterschiedliche Umwelt- und Klimarisiken detailliert abbilden​4. Angesichts wachsender Schadenspotenziale ist es unerlässlich, dass auch mittelständische Unternehmen systematisch Klimarisiken identifizieren, bewerten und in ihre strategische Planung integrieren. Angesichts des Klimawandels und seinen Auswirkungen kann ein Blindflug für die Zukunft jedes Unternehmens verheerende Auswirkungen haben. 

Klimaresilienz als Schlüsselfaktor

Klimaresilienz beschreibt die Fähigkeit eines Unternehmens, auf klimabedingte Störungen vorbereitet zu sein, angemessen zu reagieren und sich an neue Rahmenbedingungen anzupassen. Dabei umfasst Resilienz sowohl physische Risiken – etwa die Absicherung von Produktionsstandorten gegen Extremwetter – als auch transitorische Risiken wie neue Regulierungen oder sich verändernde Marktbedingungen. Ziel ist es, das Gefahrenpotenzial für das eigene Unternehmen, kurz-, mittel- und langfristig zu senken. Von zentraler Bedeutung hierfür ist ein strategischer Lösungsansatz, der umfassend potenzielle und tatsächliche Gefahren und Auswirkungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette abdeckt.



Nur mit einem ganzheitlichen Verständnis von Risiken und Chancen, können Risiken minimiert und Chancen proaktiv genutzt werden. Somit kann die zukünftige Geschäftsfähigkeit gesichert werden, und Raum für Wettbewerbsvorteile entstehen. 

Klimaresilienz ist immer individuell

Der Aufbau von Klimaresilienz ist ein Prozess, der sich individuell auf Geschäftsmodell, Branche und regionale Risiken und Chancen ausrichten muss. Es lassen sich dennoch stets grundlegende Bausteine definieren: Ausgangspunkt ist eine umfassende Klimarisikoanalyse, die sowohl physische als auch transitorische Risiken bewertet. Aufbauend darauf erfolgt die Entwicklung eines Maßnahmenkatalogs, der präventive Schutzmaßnahmen ebenso wie Anpassungsstrategien umfasst. Ein zentrales Instrument ist der sogenannte Übergangsplan, der die Transformation hin zu einem zukunftsfähigen, klimaneutralen Geschäftsmodell beschreibt. Dabei geht es nicht nur um Maßnahmen zur Dekarbonisierung der bestehenden Produktions- oder Geschäftsprozesse, sondern auch um die nachhaltige Sicherung von Lieferketten, Ressourcenmanagement und insbesondere auch das Heben von Innovationspotenzialen. Klimaresilienz und Übergangspläne für den Klimawandel werden mittlerweile in vielen Ländern und Regionen durch regulatorische Anforderungen unterstützt. In der EU verpflichten sowohl das Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) als auch der Voluntary Sustainability Reporting Standard (VSME) die Offenlegung der eigenen Unternehmensstrategie zu diesen Themen. 

Chancen durch Resilienzstrategien

Die Analyse der eigenen Klimaresilienz darf für Unternehmen nicht nur als erforderliche Aufgabe, um Berichtspflichten zu erfüllen, angesehen werden. Eine genaue Betrachtung klimabezogener Risiken und Chancen bietet Unternehmen die Möglichkeit, Effizienzpotenziale zu heben, Ressourcen zu sparen und neue Geschäftsfelder zu erschließen. Indem Schwachstellen in den eigenen Prozessen, Lieferketten oder Standorten aufgedeckt werden, können Ressourcen gezielt in die Optimierung wesentlicher Bestandteile der Geschäftsaktivität fließen. Häufig können erhebliche Einsparpotenziale im Bereich des Energie- und des Rohstoffverbrauchs erzielt werden. So werden Umweltauswirkungen reduziert und Kosten eingespart. 

Verständnis führt zu Chancen

Die Klimakrise darf nicht nur als Risiko, sondern auch als Chance verstanden werden. Vor dem Hintergrund nicht zu stoppender klimabedingter Transformationsprozesse ist davon auszugehen, dass sich Technologien und Märkte verschieben werden. Es werden neue Bedarfe im Bereich emissionsarmer Technologien, Energieeffizienz, klimaresilienter Infrastruktur und nachhaltiger Dienstleistungen entstehen, die es mit neuen Technologien und Dienstleistungen zu bedienen gilt. Ein fundiertes Verständnis klimabedingter Veränderungen macht proaktiv handlungsfähig. Klimarisikoanalysen – gemäß TCFD- oder CSRD-Vorgaben – vermitteln, in welchen Regionen oder Branchen klimabezogene Lösungen künftig besonders gefragt sein werden. Daraus ergeben sich neue Produkte, Märkte und Kooperationen für viele Branchen. Die kommenden Jahre werden durch Innovation und neue Schlüsseltechnologien massiv im Rahmen der Energie-, Wasser-, sowie der Landwirtschaft, dem Transport und der Ressourcen- und Materialeffizienz geprägt werden. Wer frühzeitig investiert und Innovationen vorantreibt, positioniert sich nicht nur als resilient, sondern auch als Impulsgeber für nachhaltiges Wachstum. Und dies zahlt wiederum auf den wirtschaftlichen Erfolg und die Attraktivität des Unternehmens ein.

Im Folgenden wollen wir ein Beispiel exemplarisch hervorheben – die Wasserversorgung. Dürre, Starkregen, starke Stürme werden zur neuen „Normalität“. Daher wird ein erheblicher Innovationsschub erforderlich sein, um unser Trinkwasser intelligenter speichern, einsparen, nutzen, verteilen, reinigen und zurückgewinnen zu können. Die südeuropäischen Länder leiden bereits erheblich unter Wassermangel5. Eine eigenes umfangreiches Technologiefeld wird die Gewinnung von Trinkwasser aus Meerwasser werden. Klassisch sehr energieintensiv, werden nun Membrantechniken im Rahmen der Umkehrosmose entwickelt6, durch die möglichst energie- und materialeffizient Wasser aufbereitet werden kann. Im Weiteren wird es aber auch um die Speicherung von Wasser (zentral und dezentral) gehen, sowie einem perfekten Management von Starkregen (z. B. die Nutzung des Potenzials sogenannter Schwammstädte7), plus der Minimierung von Verdunstungs- oder Leitungsverlusten.

In der folgenden Grafik wird lediglich ein kleiner Auszug weiterer Schlüsseltechnologien benannt. Es ist Aufgabe des Managements eines jeden Unternehmens, zu prüfen, in welchen Technologiefeldern bestehende oder neue Produkte eingesetzt werden können.
 
 

Die Energie- und Wasserinfrastruktur steht somit in einem Wandel, der erheblich technologische Chancen bereithält – gleiches ist für die Landwirtschaft zu erwarten. 

Eine Studie der KfW zeigt, dass 22% aller befragten Unternehmen planen, innerhalb der nächsten drei Jahren Produkte oder Dienstleistungen mit Klimaschutzbezug anzubieten. Allen voran stellt die Baubranche, die aktuell den höchsten Anteil an Unternehmen mit Klimaschutzgütern in ihren Produktportfolios verzeichnet, ins​​gesamt 52%8 . Im Rahmen des klimaschutzbezogenen Umsatzes deutscher Unternehmen nehmen die erneuerbaren Energien, inklusive Speicher und Netze dabei die Spitzenrolle ein. 

Fazit
Unternehmen, die ihre Schwachstellen kennen, Klimarisiken strategisch analysieren und einen ambitionierten Übergangsplan entwickeln, schaffen ein belastbares Fundament für die Zukunft ihrer Geschäftstätigkeit. Klimaresilienz sichert nicht nur die Überlebensfähigkeit im Wandel – sie eröffnet neue Chancen und Märkte, stärkt die Wettbewerbsfähigkeit und leistet einen Beitrag zur globalen Transformation in Richtung nachhaltigen Wirtschaftens.
 
Rödl & Partner unterstützt Unternehmen ganzheitlich bei der Entwicklung und Umsetzung einer effektiven Klimastrategie – von der ersten Analyse bis zur praktischen Implementierung.  Kommen Sie bei Rückfragen gerne auf uns zu!

Vgl. Nationale Interdisziplinäre Klimarisiko-Einschätzung Kapitel 1 "Klimawandel und Klimafolgen"
3 Vgl. beispielsweise: BayernAtlas
6 Jeremy Rifkin (2024) Planet Aqua: Unser Zuhause im Universum neu denken S. 142
7 Jeremy Rifkin (2024) Planet Aqua: Unser Zuhause im Universum neu denken S. 168

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Kai Imolauer

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