GEFMA 924: Datenmodell und digitaler Ordnungsrahmen für das FM (Teil 2)

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veröffentlicht am 02. November 2017

 

Im ersten Teil dieser Artikelreihe wurden Aussagen über die Sinnhaftigkeit, die Möglichkeiten und die Vorteile einer hersteller- und systemneutralen Datenmodellierung mit FM-3D getroffen. Es wurde dargestellt, wie definierte facilitäre Datenelemente in logische Beziehungen zueinander gesetzt werden können, wie sich je nach Anwendungsfall dadurch entsprechende Kombinationen von Daten (→Datensets) ergeben und dass mit GEFMA 922-1 ff. (2016) auch entsprechende Auswertungen in Form von Datenbankreports veröffentlicht wurden. 

 

Der zweite Teil stellt nun einen digitalen Ordnungsrahmen vor, in den sich einzelne Datenelemente oder ganze Datensets einordnen lassen, sowie dafür verwendete Klassifikationen und Kataloge.
 

Facilities und Services werden als die beiden Grundbausteine des FM verstanden. Facilitäre Aktivitäten und die damit verbundenen Kosten lassen sich i. d. R. auf Facilities, Services oder eine Kombination daraus zurückführen. Es liegt daher nahe, Facilites und Services auch als Bezugsgrößen für BIM und ein digitalisiertes FM zu verwenden.
 

Facilities

Für Facilites wird zunächst die Definition nach GEFMA 100-1 zugrunde gelegt: „Objekte, die neben Services für die Durchführung von Facility Prozessen benötigt werden.
 
BEISPIEL: Bauliche und technische Anlagen und Einrichtungen, Ausstattungen, Geräte, Infrastrukturen, Arbeitsmittel, Energie, Hard- und Software.” Die Vielfalt der Facilities ist naturgemäß riesig, es finden sich darunter große (z. B. Gebäude) und kleine (z. B. Smartphones), manche Facilities treten in unterschiedlichsten Bauarten auf, viele kleinere sind Bestandteile übergeordneter größerer.
 
Für eine IT-technische Verarbeitung bedarf es einer zweckmäßigen Strukturierung, Klassifizierung und Katalogisierung, womit sich auch die Beziehungen von Facilities untereinander abbilden lassen, z. B. „Komponente X ist Bestandteil von Anlage Y”.
 
Bestehende Klassifizierungssysteme für Bauteile, Baugruppen oder anderweitige Produkte sind:
  • DIN 276-1,
  • DIN SPEC 91400,
  • CAFM Connect 2.0,
  • eCl@ss®,
  • ETIM,
  • OmniClass™.

 

 

Gliederungsebene 1 der Facilities

Abb. 1: Gliederungsebene 1 der Facilities nach DIN 276-1/GEFMA 924

 

 

 

Untergliederung der Bauwerkstypen

Abb. 2: Untergliederung der Bauwerkstypen

 
Einige der genannten Systeme werden national angewandt, andere international; jedes der genannten Systeme hat Vor- und Nachteile; CAFM Connect und DIN SPEC 91400 wurden für BIM konzipiert, die anderen Systeme für andere Zwecke. In GEFMA 924 wird ein Katalog in Anlehnung an DIN 276-1 mit über 900 Elementen in fünf Gliederungsebenen abgebildet, der in weiten Teilen mit CAFM Connect 2.0 übereinstimmt.
 
 
 Untergliederung der Förderanlagen
 Abb. 3: Untergliederung der Förderanlagen (Auszug)
 
Gegenüber DIN 276-1 wurde der Katalog mehrfach modifiziert:
  • Reine Kostenpositionen wurden gestrichen (z. B. 110 Grundstückswert, 120 Grundstücksnebenkosten u. v. a. m.)
  • 000 BAUWERKSTYPEN wurde ergänzt.
  • 700 wurde von „BAUNEBENKOSTEN” in „RÄUME & INNENFLÄCHEN” geändert.
  • Hinter einem trennenden Punkt wurden zwei weitere Gliederungsebenen ergänzt.
  • Es wurden zahlreiche Elemente ergänzt, die in der DIN nicht vorkommen.

Es ist derzeit Aufgabe von Fachkollegen im Ausschuss VDI 2552 Blatt 9 Klassifikationen für BIM zu erarbeiten, die möglichst viele Vorteile und wenige Nachteile aufweisen und sich international standardisieren lassen.
 

Services

Als (FM-) Services gelten hier die Dienstleistungen, die im Lebenszyklus des FM erbracht werden.
In GEFMA 924 wird ein Katalog in Anlehnung an GEFMA 100-2 mit über 350 Elementen in vier Gliederungsebenen abgebildet.

Gliederungsebene 1 der Services
 Abb. 4: Gliederungsebene 1 der Services nach GEFMA 100-2/924
 
Gegenüber GEFMA 100-2 wurde der Katalog an einigen Stellen geändert, erheblich erweitert und verfeinert. In der Schreibweise steht die erste Ziffer für die Lebenszyklusphase (LzPh.); hinter dem Trennpunkt folgen die hierarchisch gegliederten Haupt-, Teil- und Serviceprozesse. Durch die unter-schiedliche Syntax ist sichergestellt, dass die IDs von Facilities und Services nicht verwechselt werden können:

Untergliederung des Betreibens
Abb. 5: Untergliederung des Betreibens
 

Ordnungsrahmen

Die Grundidee von GEFMA 924 besteht nun darin, aus den Katalogen der Facilities und Services ein zunächst zweidimensionales Koordinatensystem aufzubauen, das sich als Ordnungsrahmen für einzelne facilitäre Datenelemente (oder komplette Datensets) eignet. In den Zeilen werden die Facilities abgebildet, in den Spalten die Services. Die Kombination aus einer Zeile und einer Spalte führt zu einer eindeutigen Adressierung:
Ordnungsrahmen 2D
 Abb. 6: Ordnungsrahmen 2D (mit ausgewählten LzPh.)
 
Im Beispiel der Abb. 6 ergeben sich folgende Adressen:
  • Erschließung planen → 200-2.000
  • Außenanlagen errichten → 500-3.000
  • Techn. Anlagen betreiben → 400-6.000
  • Räume umbauen → 700-7.000

Durch die hohe Anzahl strukturierter und katalogisierter Facilities und Services ergeben sich vielfältige Kombinationsmöglichkeiten, und die Adressierung kann dabei wahlweise sehr grobgliedrig (wie oben) oder auch sehr feingliedrig gewählt werden (463.10-6.314 bezeichnet bspw. die Behebung von Störungen an einer Fassadenbefahranlage).
 
Nachdem sich verschiedene Aktivitäten im Rahmen des FM nicht sinnvoll einer einzelnen LzPh. zuordnen lassen, werden zusätzlich Services in der übergeordneten LzPh. 0 verwendet. So gelten Aufgaben des Arbeitsschutzes, wie z. B. bei der Verwendung von Arbeitsmitteln, in sämtlichen LzPh. gleichermaßen. Bspw. bezeichnet die Fac-ID=617.10 Anlegeleitern und die Serv-ID=0.340 die Verwendung von Arbeitsmitteln.
 
Für die Anwendung des Ordnungsrahmens ist es nicht entscheidend, dass die Facilities nach DIN 276-1 klassifiziert sind; auch nach eCl@ss oder anderweitig klassifizierte Pro-dukte würden sich entsprechend handhaben lassen.
 
Ein entsprechend arbeitendes IT-System für Pflichtenmanagement kann damit beispielsweise zunächst die Information liefern, dass bei Aufzugsanlagen (Fac-ID:461) u.a. die gesetzliche Pflicht zur regelmäßigen Kontrolle (Serv-ID:6.312) besteht. Bei Abfrage der zu diesen Koordinaten gehörenden Daten liefert das System dann sämtliche weiteren Informationen, die für die ordnungsgemäße Erfüllung sowie die Dokumentation notwendig sind (siehe Datensets in Teil 1 und in Abb. 7).
 

Vorteile

Als Vorteile des hier dargestellten Ordnungsrahmens sind zunächst die grundlegenden Vorteile des Datenmodells zu sehen, wie sie in Teil 1 der Artikelreihe genannt sind, sowie darüber hinaus folgende Punkte:
  • Skalierbarkeit: Durch die hierarchische Strukturierung der Kataloge für beide Achsen des Ordnungsrahmens kann der Detaillierungsgrad variabel gewählt werden.
  • Multiple Abfragemöglichkeiten: z. B. Welche Bauteile bedürfen einer gesetzlichen Prüfung (6.320)?

 

Digitaler Ordnungsrahmen mit Datensets 

Abb. 7: Digitaler Ordnungsrahmen mit Datensets ‚Aufzugsanlagen kontrollieren‘ (461 – 6.312)

 

Weitere Kataloge

Klassifikationen und Kataloge unterstützen die Schaffung einer normierten Datenbasis für jegliche Daten und erleichtern dadurch die Verarbeitung und Auswertung. Es wird daher angestrebt, möglichst viele der verwendeten Datenelemente zu katalogisieren und dabei möglichst bereits bestehende Klassifikationssysteme zu verwenden.

 

Dokumente

Dokumente werden in Dokumentenarten gemäß DIN EN 61355-1 klassifiziert. Aus den dort definierten Klassenschlüsseln für Dokumentenarten (DCC) wird der Bereich C für das Bauwesen als FM-relevant ausgewählt. Dort sind in der zweiten von drei Gliederungsebenen folgende Klassen festgelegt:

 Gliederung der Dokumentenarten

 

Alternativ könnte hier auch eine Klassifizierung nach der in GEFMA 198 Abschnitt 5.3 und Anhang C enthaltenen Gliederungsstruktur erfolgen.
 
In einem späteren Teil des Verzeichnisses GEFMA 922 wird eine Einordnung der dort gelisteten Daten und Dokumente in Dokumentenarten erfolgen.
 

Risiken

Zur Klassifizierung von Risiken im FM werden die Schadensklassen nach GEFMA 192 herangezogen:

Gliederung der Risiken nach Schadensklassen

 

Durch die Klassifizierung und die Verknüpfung der Risiken innerhalb der Datensets ist es möglich abzufragen, welche Dokumente besonders risikomindernd sind.

Qualifikationsstufen

Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ist ein Instrument zur Einordnung der Qualifikationen des deutschen Bildungssystems. Er definiert (synchron mit dem Europäischen Qualifikationsrahmen EQR) acht Niveaus, die der europaweiten Vergleichbarkeit dienen. Für die Anwendung im FM werden einige Ergänzungen vorgenommen, um auch spezifische Qualifikationen (Unterweisungen, grundlegende und aufbauende Schulungen, Spezialqualifizierungen etc.) abzubilden.

 

Qualifikationsstufen

Abb. 10: Qualifikationsstufen

Zwischenfazit

Bei dem hier erstmals vorgestellten hersteller- und systemneutralen Datenmodell und dem digitalen Ordnungsrahmen handelt es sich nicht um einen rein wissenschaftlichen oder theoretischen modellbasierten Ansatz, sondern um das Ergebnis einer über 10-jährigen Entwicklungsarbeit in ein erfolgreiches Datenbanksystem. Dass dahinter auch ein beträchtlicher Datenbestand existiert, zeigen u. a. die veröffentlichten Verzeichnisse GEFMA 922 u. a.
Mithilfe des FM-3D-Modells gelingt nun auch der Brückenschlag zwischen dem Prozess- und dem Datenmodell.
 
Teil 3 des Artikels beschreibt weitere Anwendungsbeispiele für Datenmodell und Ordnungsrahmen.
 
GEFMA macht das digitale FM bunt.

 


 

Kontakt

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Ulrich Glauche

Dipl.-Ingenieur (FH)

Senior Associate

+49 911 9193 3557

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