Erfolgreich investieren in der Tschechischen Republik

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zuletzt aktualisiert am 27. Juni 2022 | Lesedauer ca. 4 Minuten


 

 

​​Wie schätzen Sie die derzeitige wirtschaftliche Lage in der Tschechischen Republik ein?

Die tschechische Wirtschaft konnte sich im Jahr 2021 gegenüber dem von der COVID Pandemie geprägten Jahr 2020 erwartungsgemäß stabilisieren und einen realen Zuwachs von 3,3 Prozent[1] verzeichnen. Dieser Zuwachs stellt den stärksten Anstieg seit 2017 dar.

Insgesamt sieht die aktuelle wirtschaftliche Lage in der Tschechischen Republik (nachfolgend auch nur „Tschechien“) solide aus, auch wenn die Wirtschaft sich von den Folgen der COVID Pandemie noch nicht voll­stän­dig erholt hat. 

Zudem hat Tschechien derzeit ebenfalls mit Unsicherheiten, wie dem Krieg in der Ukraine und seinen Folgen, den wiederholten Lieferkettenproblemen sowie mit einer hohen Inflation zu kämpfen.

Die weitere Entwicklung wird u.a. davon abhängen, wie und wie schnell die o.g. Gegebenheiten europa- bzw. welt­weit gelöst werden können sowie davon, wie sich der Hauptexportmarkt in Deutschland entwickelt. Deutschland ist für die Tschechien der mit Abstand wichtigste Außenhandelspartner. 

Das tschechische Finanzministerium hat aufgrund all dessen unlängst die Wachstumserwartungen für das BIP 2022 von 1,9 Prozent auf 1,2 Prozent gesenkt.[2]  

   

Wie würden Sie das Investitions­klima in der Tschechischen Republik beschreiben? Welche Branchen bergen großes Potenzial?

Die Standortfaktoren sind in der Tschechischen Republik unverändert gut. Investoren können weiterhin auf die bestehenden positiven Rahmenbedingungen – d.h. eine hohe Produktivität, umfangreiches Know-how, einen hohen Ausbindungsgrad der Arbeitnehmer, die Rechtssicherheit, aber auch auf eine ausgeprägte Flexibilität auf geänderte Markbedingungen reagieren zu können, zurückgreifen. 

Hinzu kommt die geographische Lage mit einer guten Anbindung an die Nachbarländer, die auf tschechischer Seite weiter ausgebaut wird. All das trägt zu einem insgesamt positiven Investitionsklima bei. 

Die allgemeine politische Lage ist in Tschechien derzeit als stabil anzusehen.

  

Welchen Herausforderungen steht ein deutscher Unternehmer beim Engagement in der Tschechischen Republik gegenüber?

Die seit Jahren sehr niedrige Arbeitslosenquote, stellt in Tschechien eine der größten Herausforderungen über­haupt dar. Aktuell liegt diese bei 2,5 Prozent[3] und ist damit nach wie vor eine der niedrigsten innerhalb der EU. 

Der jahrelang zu verzeichnende Überbietungskampf der Arbeitgeber um fachlich qualifizierte Arbeitnehmer hatte zudem Lohnkostenerhöhungen zur Folge. In der Pandemie wurde der Druck auf die Lohnkosten zwar etwas ge­dämpft, derzeit steigt der Druck auf die Lohnkosten jedoch wieder an, u.a. auch aufgrund der steigenden Inflation.

Lag die Inflation im Januar 2022 noch knapp unter 10 Prozent, ist diese im Mai 2022 bereits auf fast 16 Prozent ge­stiegen. Die Tschechische Nationalbank reagierte aufgrund dieser Entwicklung bereits mit mehreren Anhebungen des Leitzinses. Im Mai 2022 wurde dieser auf 5,75 Prozent angehoben[4] und im Juni 2022 erfolgte eine weitere Anhebung auf 7 Prozent. Hier bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiterentwickeln wird.

    

Wie begegnet die Tschechische Republik dem Fachkräftemangel?

Die Tschechische Republik war und ist nach wie vor eine gute Adresse, wenn es darum geht Investitionen ins europäische Ausland auszuweiten. Sie gehört mit dem bereits genannten umfangreichen Know-how sowie dem hohen Ausbildungsniveau der Fachkräfte zur Spitze Europas. 

Die tschechische Regierung versucht, dem Fachkräftemangel mit unterschiedlichen Maßnahmen entgegen­zu­steu­ern, auch wenn dies in der aktuellen Situation nicht zu ihrer Priorität gehört. Die angedachte Reform des Berufs­schulsystems, die in Tschechien dringend notwendig ist, steht nach wie vor aus.

   

Wie wird sich aus Ihrer Sicht die Tschechische Republik weiterentwickeln?

Lässt man die aktuellen Unsicherheiten außen vor, dürfte das Land als Investitionsstandort auf der Skala der beliebtesten europäischen Länder in Mittel- und Osteuropa weiterhin auf den vordersten Plätzen stehen. Und das nicht zuletzt auch durch die oben bereits genannte Fähigkeit, auf bestehende Trends und Notwendigkeiten im Markt rasch und flexibel reagieren zu können.

Grundsätzlich ist zu erwarten, dass sich das seit Jahren bestehende stabile Wirtschaftswachstum im Land wei­terhin fortsetzen dürfte, auch wenn wahrscheinlich nicht mit der Dynamik und in dem Umfang wie bislang. 

Bedingt durch die Notwendigkeit nach Stabilität von Lieferketten, ist auch ein Trend zum „Nearshoring” zu ver­zeichnen, der sich sicherlich nicht negativ auf die weiteren Aussichten der Tschechischen Republik auswirken sollte, zumal zusätzliche Investoren sowie weitere neue Unternehmen gewonnen werden dürften.

Wir gehen davon aus, dass die tschechische Regierung versuchen wird, das gute Geschäftsklima zu erhalten. Eine erhöhte Staatsverschuldung sowie die Steigerung der Gesamtausgaben des Staates werden jedoch auch in Tschechien unumgänglich sein.

Aufgrund der Digitalisierung und dem immer größeren Einsatz von KI ist zu erwarten, dass es auch zu einer nachhaltigen Änderung des wirtschaftlichen Umfelds insgesamt kommen wird. Themen wie die Datensicherheit und der Datenschutz werden künftig erheblich an Bedeutung gewinnen.

    



[2] Quelle: AHK Tschechien, Deutsch-Tschechische Industrie- und Handelskammer, Jahresbericht 2022, S. 8

 Kulturelle Besonderheiten in der Tschechischen Republik

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