Erfolgreich investieren in der Ukraine

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​​​zuletzt aktualisiert am 5. August 2025 | Lesedauer ca. 3 Minuten


    

   

Wie schätzen Sie die derzeitige wirtschaftliche Lage in der Ukraine ein?

Das Ende des russischen Angriffskrieges ist nicht absehbar, dennoch hat sich die ukrainische Wirtschaft stabilisiert und wächst in 2025 wieder. Die Gesamtsituation bleibt aber schwierig und die Ukraine ist nach wie vor auf die internationale Hilfe angewiesen. 
  
In 2024 stieg das BIP (Bruttoinlandsprodukt) um 2,9 Prozent. Für 2025 ist ein Wirtschaftswachstum zwischen von 3,1 Prozent erwartet. Es ist eine positive Entwicklung, es ist jedoch noch zu früh von einer wirtschaftlichen Erholung zu sprechen. 
  
Die weitere Entwicklung hängt von sehr vielen Faktoren ab, wie beispielsweise weitere Entwicklung und Intensität der Kriegshandlungen, Ausbau des Korridors im schwarzen Meer, die internationale Unterstützung der Ukraine durch IWF (Internationalen Währungsfonds) oder andere finanziellen Programme, stabile Energieversorgung. Die Prognosen sind positiv. 
  
In 2024 wuchs der Landwirtschaftssektor mehr als erwartet. Das Volumen der Agrarexporte in 2024 erreichte fast das Vorkriegsniveau. In 2025 soll auch die Industrieproduktion wieder wachsen. Ebenso soll der private Konsum in 2025 ein wichtiger Wirtschaftswachstumsfaktor werden. 
  
Die Inflationsrate in 2024 betrug 12 Prozent. Es wird erwartet, dass in 2025 die Inflation auf diesem Niveau anhält und die Wechselkursschwankungen moderat bleiben. 
  
Die Staatsausgaben für den Krieg sind nach wie vor sehr hoch. Die Steuererhöhungen sind wirtschaftlich und politisch in gegenwärtige Situation nicht zu vertreten. Für 2025 sind jedoch leichte Erhöhungen der Steuereinnahmen gegenüber der Jahren 2024 und 2023 zu erwarten. Die Haushaltslage bleibt aber nach wie vor schwierig. Ukraine wird auf die internationale Unterstützung angewiesen bleiben.​
  

Wie würden Sie das Investitionsklima in der Ukraine beschreiben? Welche Branchen bergen großes Potenzial?

Es ist verständlich, dass in der momentanen Situation eine Vielzahl der ausländischen Unternehmen noch nicht bereit sind in der Ukraine zu investieren. Dennoch entscheiden sich viele für Neuinvestitionen in der Ukraine. Ukraine braucht ausländische Investitionen, denn nur so kann die angeschlagene Wirtschaft in Schwung kommen, neue Arbeitsplätze werden geschaffen und die Menschen in der Ukraine bekommen eine neue Perspektive.
  
Das Land hat bereits mit dem Wiederaufbau angefangen. Es wird sehr viel vor allem in die Infrastruktur, Funktionsfähigkeit und Sicherheit der Transportwege, Energieanlagen etc. investiert. 
   
Es ist zu hoffen, dass der Krieg in der Ukraine bald zu Ende ist. Wenn es zu einem Friedensabkommen kommt, wird das ukrainische BIP in den nächsten Jahren rapide wachsen. Die Ukraine wünscht sich eine stärkere Anbindung an die EU und möchte mit dem Wiederaufbau des Landes schnell vorankommen. Sehr viele europäische Länder haben der Ukraine bereits Wiederaufbauhilfen zugesagt. Es ist daher vorstellbar, dass nach dem Krieg die Ukraine die größte Baustelle Europas wird, was wiederum sehr große Möglichkeiten für Investoren bedeutet. 
   
Folgende Branchen boten bis zum Ausbruch des Krieges in der Ukraine großes Potenzial und werden auch nach Ende des Krieges wieder von großer Bedeutung sein: 
  • Lebensmittelindustrie
  • Bauindustrie
  • Landwirtschaft
  • Leichte Industrie
  • Autozuliefererindustrie
  • IT-Bereich
  • Maschinenbau
  • Logistik​


Welchen Herausforderungen steht ein deutscher Unternehmer beim Engagement in der Ukraine gegenüber?

Im Moment ist die größte Herausforderung, die wirtschaftliche Tätigkeit in der Zeit des Kriegszustands weiterhin auszuführen. Sehr viele Unternehmen und auch deren Mitarbeitende sind in die Ukraine zurückgekehrt. In den Wintermonaten waren die Energieengpässe sowie damit verbundene Stromausfälle eine große Herausforderung, nicht nur für die Unternehmen, sondern auch für die ganze Bevölkerung. 

Da 7 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer ihr Land verlassen haben, gibt es einen Arbeitskräftemangel in manchen Regionen des Landes. Die Ämter sowie die Behörden arbeiten weiter, so dass die administrativen Angelegenheiten problemlos und ohne Verzögerung erledigt werden können. 

Warum sollten sich Unternehmen für einen Markteintritt/-verbleiben in die Ukraine entscheiden?

Unternehmen sollten schon jetzt in die Zukunft blicken. Jeder Krieg wird irgendwann zu Ende sein. Dann werden sich neue, interessante Investitionsmöglichkeiten ergeben. Die Ukraine war schon immer ein Land mit sehr gut ausgebildetem Personal und hat von der Nähe zur EU-Außengrenze profitiert. Die künftige, enge Anbindung der Ukraine an die EU, der mögliche EU-Kandidaten-Status, würde für die Ukraine enorme Chancen für das wirtschaftliche Wachstum bedeuten. 
   
Außerdem verfügt die Ukraine über sehr viele Bodenschätzen, vor allem große Gasreserven und Lithium. Das Gesamtbild verspricht enorme Investitionsmöglichkeiten und positive Entwicklung für die Ukraine. 
   
Der Ausbruch des Krieges wirkte für die Wirtschaft leider wie eine Vollbremsung. Im Moment halten sich sehr viele ausländische Investoren mit Investitionen in der Ukraine zurück. Es gibt aber auch eine Vielzahl von Investoren, die gerade jetzt den Eintritt auf den ukrainischen Markt wagen. Es ist richtig und wichtig, die Ukraine für die Zukunft als Investitionsstandort im Fokus zu behalten und schon jetzt etwaige Investitionen nach der Beendigung des Krieges zu planen. 

Wie wird sich aus Ihrer Sicht die Ukraine weiterentwickeln?

Es hängt alles von der Dauer des Krieges und Intensität der Kriegshandlungen ab. Außerdem hat die Ukraine den Status eines EU-Beitrittskandidaten erhalten. Mit diesem Status hat die Ukraine Zugang zu EU-Finanzhilfen, die für Länder bestimmt sind, die sich auf den EU-Beitritt vorbereiten, und die in Form von Zuschüssen, Investitionen und technischer Hilfe gewährt werden. Andererseits verpflichtet dieser Status das ukrainische Parlament, eine Reihe wirtschaftlicher und politischer Reformen durchzuführen, um die Ukraine in vielen Bereichen des wirtschaftlichen, politischen und sozialen Lebens mit den EU-Standards in Einklang zu bringen.

Für 2025 wird ein Wirtschaftswachstum von 3,1 Prozent erwartet. Ab 2026 könnte das Wirtschaftswachstum stärker werden, wenn die Investitionen in dem Wiederaufbau der Ukraine anziehen. Der Wiederaufbau wird eine Aufgabe von sehr vielen Jahren. Der Bedarf wird riesig sein: Aufbau von Wohnungen, Infrastruktur, Energieinfrastruktur. Das wird selbstverständlich die Wirtschaft ankurbeln und große Chancen für Investoren bieten. Zuerst muss aber der Krieg beendet sein, was wir uns sehr für die Ukraine wünschen. 

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Klaus Kessler

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