Iran-Geschäfte: Dunkle Wolken vor Hoffnungsschimmer

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veröffentlicht am 22. November 2018 | Lesedauer: ca. 3 Minuten
 

​Ein Interview mit Dagmar von Bohnstein, Delegierte der Deutschen Wirtschaft in Iran und Geschäftsführerin der AHK Iran, zu den US-Sanktionen und Aussichten für den deutschen Mittelstand.

 

 

Donald Trump will alle Unternehmen bestrafen, die mit dem Iran Geschäfte betreiben. Wie beurteilen Sie die Situation?

Die meisten europäischen Firmen haben sich gegen ihren Willen dazu entschlossen, ihre Aktivitäten im Iran entweder stark zu reduzieren oder ganz aufzugeben. Deutsche Firmen haben lange gezögert, den Iran zu verlassen. Nach dem 5. November und dem Inkrafttreten der 2. Stufe der US-Sanktionen bleibt vielen keine andere Wahl mehr. Keine deutsche Firma geht gern. Und keine deutsche Firma geht ganz. So gut wie alle bleiben mit einem kleinen Team in Iran. Sie wollen die begonnene Arbeit wieder aufnehmen, sobald die politischen Rahmenbedingungen das zulassen.
 

Können die Länder, die an dem Iran-Abkommen festhalten wollen, das durchhalten?

Die Vertragsparteien des Joint Comprehensive Plan of Action sind mit Abschluss des Abkommens Verpflichtungen eingegangen. Alle außer den USA halten daran weiter fest. Unmittelbar nach dem Rückzug der USA aus dem Abkommen haben die übrigen Vertragspartner diese Absicht noch einmal bekräftigt. Aber es stellt sich als sehr schwierig heraus, die Wirtschaftsbeziehungen aufrecht zu erhalten. Einer der Hauptgründe sind die Banken, die keine Transaktionen mehr mit Iran durchführen und auch nicht mehr für die Projektfinanzierung zur Verfügung stehen. 
 

Welche Strategie empfehlen Sie deutschen Unternehmen angesichts der Sanktionen?

Unsere großen Unternehmen (z.B. aus dem DAX) entwickeln ihre eigenen Strategien im Iran-Geschäft. Sie können und werden ihr US-Geschäft in keinem Fall riskieren. Aber auch Mittelständler ohne US-Engagement leiden unter den US-Sanktionen. Für sie ist es wichtig, den Zahlungsverkehr nach Iran offen zu halten. Sie setzen große Hoffnung auf die EU und ihre Maßnahmen: insbesondere ihren Plan, den Zahlungsweg nach Iran über eine neue Einrichtung zu sichern, das sog. Special Purpose Vehicle (kurz SPV). Es handelt sich dabei um eine Clearingstelle, die den Geldtransfer über die Grenze vermeidet. Konkret heißt das z.B.: Ein deutscher Maschinenbauer liefert seine Teppichmaschine nach Iran. Bezahlt wird er aber nicht aus den Iran, sondern aus Italien, von dem Unternehmen, das iranisches Erdöl bezogen hat. Die Politik ist nun gefordert. Das SPV ist ein wichtiger 1. Schritt, der rasch in die Praxis umgesetzt werden muss. 
 

Welche Rolle spielt die AHK als 1. Anlaufstelle konkret für deutsche Unternehmen?

Die deutsch-iranische Industrie- und Handelskammer nimmt die Probleme auf, mit denen deutsche Unternehmen hier konfrontiert sind. So gut es geht unterstützen wir sehr individuell bei der Lösung der Probleme. Ganz grundsätzlich informieren wir über die aktuelle Situation in Iran und stellen über unser Netzwerk den Kontakt zu deutschen und iranischen Behörden her. Wir bauen dabei auf starke Partner wie die Teheran Kammer, die größte Organisation des iranischen Privatsektors. Mit einem erfahrenen und kompetentem Team von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stehen wir in der AHK Iran jederzeit als Ansprechpartner zur Verfügung. Darüber hinaus schaffen wir für unsere knapp 3.000 Mitglieder Gelegenheit, an Messen, Events und Delegationsreisen teilzunehmen und bieten umfangreiche Weiterbildungen an. Ein relativ neuer Service sind unsere Office-in-Office Lösungen. Besonders wichtig für deutsche Unternehmen sind unsere individuelle Marktberatung und unsere Rechtsauskünfte. Schließlich unterstützen wir deutsche wie iranische Unternehmen bei Visa-Fragen. 
 

Hegen Sie die Hoffnung, dass sich die Lage in absehbarer Zeit wieder entspannt?

Das hängt in erster Linie von der Verhandlungsbereitschaft der USA und des Iran ab. Darauf hoffen wir als Wirtschaft sehr. Es hängt aber auch davon ab, ob der Iran die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen im Land so verbessert, dass der Markt weiterhin und zunehmend für ausländische Handelspartner und Investoren interessant ist und bleibt. Auch darauf hoffen wir sehr.

 

Kontakt

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Dagmar von Bohnstein

Delegierte der Deutschen Wirtschaft in Iran, Geschäftsführerin der AHK Iran

+98 21 8133 1600

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