Größe und Grad der Komplexität des Einsatzgebietes autonomer Fahrzeuge hängt von den Fähigkeiten der Software ab

​veröffentlicht am 14. Oktober 2020

TU-München stellt Software zur Live-Prognose und Echtzeit-Simulation in der Fachzeitschrift Nature vor.
 
In der Kompassausgabe vom 17.09.2020 haben wir über die StVG-Novelle des BMVI berichtet, und dargelegt, dass der Einsatz der autonomen Fahrfunktion nur innerhalb eines sogenannten Betriebsbereichs gestattet wird, innerhalb dessen gewährleistet ist, dass das Fahrzeug den dortigen Anforderungen gewachsen ist.

Der autonomen Fahrfunktion fehlt bisher eine Fähigkeit, intuitive menschliche Entscheidungen nachzuahmen. Dies ist aber notwendig, um auch adäquat auf solche Situationen reagieren zu können, die dem System im Rahmen seiner Programmierung nicht beigebracht worden sind.

Da die Betriebsbereiche immer nur so groß sein können, wie es die Fähigkeiten des Fahrzeuges erlauben, sind die Fähigkeiten somit der limitierende Faktor. Die TU-München hat nun in der Fachzeitschrift „Nature” eine Software vorgestellt, die hier Abhilfe schaffen kann. Die Software ist in der Lage durch permanente Analyse des Verhaltens der anderen Verkehrsteilnehmer, deren Verhalten zu antizipieren und so 3-6 Sekunden „in die Zukunft zu sehen”.

Das Fahrzeug reagiert somit nicht mehr nur auf das gegenwärtige Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer, sondern stellt sich auf ein zu erwartendes Verhalten ein. Es kann daher schon eine Reaktion einleiten, obwohl die der Reaktion zugrundeliegende Aktion noch gar nicht stattgefunden hat. Eine solche Live-Prognose und Echtzeit-Simulation galt bisher als kaum umsetzbar.

Bewertung für die Praxis

Auch wenn der Einsatz einer solchen Software bei den ersten Fahrzeugen mit autonomer Fahrfunktion noch nicht zu erwarten ist, und die Betriebsbereiche somit eher klein sein werden, zeigt sich, dass die Tür für eine zeitnahe Weiterentwicklung und Vergrößerung der Betriebsbereiche nicht mehr verschlossen ist.