Zeitnahe Erholung der Fahrgastzahlen auf Vor-Corona-Niveau unwahrscheinlich

​veröffentlicht am 9. Dezember 2020

von Lars Werner Röwer

 

Nachdem die Auslastung von Bussen und Bahnen im Sommer bereits wieder auf bis zu 80 Prozent des Vor-Corona-Niveaus gestiegen ist, fielen die Zahlen im Rahmen des jüngsten Lockdowns auf ca. 50-60 Prozent. Da ein vorzeitiges Ende des Lockdowns in diesem Jahr nicht mehr zu erwarten ist, dürften die Fahrgastzahlen bis zu Beginn des Jahres 2021 auf diesem Niveau stagnieren. 
 
Ob überhaupt eine Erholung der Fahrgastzahlen nach Beendigung der Pandemie auf das gewohnte Niveau zu erwarten ist, ist dabei unklar. Nach einer Studie des Sozialforschungsinstituts Infas und dem Wissenschaftszentrum Berlin zur Mobilität in Zeiten von Corona nutzen derzeit nur Menschen den öffentlichen Verkehr, die keine Alternative hätten. Seit Mai stieg die Zahl der Personen, die nie den öffentlichen Nahverkehr nutzen von 48 Prozent im Mai auf 52 Prozent im Oktober. Ehemalige ÖPNV-Fahrgäste würden nun für die verbleibenden Wege zur Hälfte aufs Fahrrad als Hauptverkehrsmittel und zu einem Anteil von knapp einem Viertel auf das Auto wechseln.

Nach Einschätzung von Mobilitätsforscher Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin müsse kritisch hinterfragt werden, ob die von zu Hause arbeitenden oder umgestiegenen Fahrgäste mit dem bisherigen ÖPNV-Angebot überhaupt zurückgewonnen werden könnten. In Zukunft dürften nur noch 80 Prozent der arbeitsbezogenen Wege zu erwarten sein, so Professor Knie.

Vorerst prognostizieren der VDV und weitere Branchenvertreter für den ÖPNV im Jahr 2021 einen Verlust von rund 3,5 Milliarden Euro. Erst gegen Ende des Jahres 2021 rechnet der VDV gem. VDV-Präsident Wortmann mit einer spürbaren Erholung. Es würden daher zeitnah Gespräche mit Bund und Ländern über eine Fortsetzung des Rettungsschirms erfolgen.