Mit Klimaresilienz den Kosten des Klimawandels entgegenwirken

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​veröffentlicht am 19. September 2025 | Lesedauer ca. 5 Minuten 
 
Hitzewellen, Überschwemmungen, Verlust der Artenvielfalt – die Folgen des Klimawandels haben das Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft gerückt. Damit steigen die Erwartungen an Unternehmen, aktiv zur Begrenzung des Klimawandels beizutragen und zugleich die eigene Widerstandsfähigkeit gegenüber klimabedingten Risiken zu stärken – eine doppelte Herausforderung. Während viele Unternehmen Maßnahmen zum Klimaschutz geplant und umgesetzt haben, wirft der Begriff Klimaresilienz häufig Fragen auf. 
 


Was bedeutet unternehmerische Klimaresilienz? 

​Die finanziellen Folgen des Klimawandels sind bereits deutlich spürbar. Im Jahr 2024 verursachten Naturkatastrophen weltweit wirtschaftliche Schäden in Höhe von 328 Milliarden USD, 57 % der Verluste blieben dabei unversichert.1 Unternehmen sind davon nicht nur direkt betroffen, sondern auch indirekt über ihre Wertschöpfungsketten. Der Automobilhersteller Porsche musste beispielsweise 2024 Produktionsverzöge­run­gen hinnehmen und seine Gewinnprognosen senken, nachdem die Werke eines Aluminium Zulieferers überschwemmt wurden.2 

Durch den Klimawandel ausgelöste Risiken lassen sich in zwei Kategorien unterteilen: physische Risiken, wie Stürme, Hochwasser oder der Anstieg des Meeresspiegels, sowie transitorische Risiken, die im Zuge des Übergangs zu einer klimaneutralen Wirtschaft entstehen, beispielsweise durch eine gesetzliche CO₂-Bepreisung oder veränderte Marktanforderungen. 

Gleichzeitig ergeben sich aus wirksamen Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel auch Chancen. Unternehmen können beispielsweise durch die Diversifizierung ihrer Lieferketten, Investitionen in emissionsarme Technologien oder die Verlagerung kritischer Standorte langfristige Wettbewerbsvorteile erzielen. In welchem Maß es Unternehmen gelingt, Klimarisiken entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu begrenzen und zugleich Chancen zu nutzen, spiegelt sich letztlich in ihrer Klimaresilienz wider. 

Erwartungen von außen - Regulatorik und Finanzmärkte 

Die finanzielle Relevanz von Klimarisiken für Unternehmen hat vor allem die Task Force on Climate-Related Financial Disclosures (TCFD) geprägt. Seit der Gründung 2015 vom Financial Stability Board (FSB), einem von der G20 gegründeten internationalen Gremium, hat die TCFD es sich zur Aufgabe gemacht, mit klimabezogenen Transparenzanforderungen für Unternehmen die internationale Finanzstabilität zu fördern. 

Ohne verlässliche Informationen könnten Investoren Vermögenswerte falsch bewerten oder einschätzen, was zu einer Fehlallokation von Kapital führen könne, so die TCFD.3 Die Organisation zählt Klimarisiken zu den „bedeutendsten und vielleicht am wenigsten verstandenen Risiken, mit denen Unternehmen heute konfrontiert sind.“4 

Die Bedeutung der transparenten Offenlegung und eines angemessenen Umgangs mit Klimarisiken prägt inzwischen auch gesetzliche Berichtspflichten. Die Europäische Kommission hat die Empfehlungen der TCFD zur Analyse klimabezogener Risiken und zur Offenlegung der Klimaresilienz in den Umweltteil der European Sustainability Reporting Standards (ESRS) integriert. An diesem Vorgehen wurde in der überarbeiteten Entwurfsfassung vom 31. Juli 2025 festgehalten. Auch die Nachhaltigkeitsstandards des International Sustainability Standards Board (ISSB), die international zunehmend an Relevanz gewinnen, bauen auf den Grundprinzipien der TCFD auf. 

Neben den regulatorischen Anforderungen erhöhen auch die Finanzmärkte den Druck. Die Europäische Zentralbank hat am 29. Juli 2025 angekündigt, im Rahmen der Kreditvergabe an Geschäftsbanken ab 2026 einen Klimafaktor in der Bewertung einzelner Vermögenswerte zu berücksichtigen, welcher die möglichen negativen finanziellen Auswirkungen der mit dem Klimawandel verbundenen Unsicherheiten abbilden soll.5 Damit wächst der Anreiz für Banken, ihre nichtfinanziellen Risiken zu identifizieren und Investitionen in klimaresiliente Vermögenswerte zu lenken. Somit betrifft die Entwicklung insbesondere auch Unternehmen in klimaintensiven Sektoren, deren Zugang zu Finanzmitteln künftig erschwert werden könnte. 

Wie werden Unternehmen den Anforderungen gerecht? 

​Um den regulatorischen und marktseitigen Anforderungen der Stakeholder gerecht zu werden, ist zunächst eine tiefgehende Analyse der unternehmensspezifischen Klimarisiken notwendig. Unterstützung bieten dabei beispielweise die Standards und Leitlinien von ESRS, TCFD und ISSB, insbesondere bei der Identifikation und Bewertung von Klimarisiken. Die Erkenntnisse helfen dabei, potenzielle Auswirkungen des Klimawandels auf Unternehmen zu verstehen und bilden somit die Grundlage für die Entwicklung eines Übergangsplans zu einem resilienten Geschäftsmodell. 
 
 

Fazit

Der Klimawandel stellt Unternehmen vor erhebliche finanzielle Risiken, eröffnet aber gleichzeitig neue Chancen für nachhaltiges Wachstum. Eine fundierte Klimarisikoanalyse gemäß aktuellen Standards, wie den ESRS oder TCFD, ermöglicht ein besseres Verständnis der unternehmerischen Klimaresilienz und bildet die Grundlage für gezielte Anpassungsstrategien. Dadurch lassen sich Risiken wirksam steuern und Unternehmen können sich flexibel an Unsicherheiten anpassen. Eine transparente Offenlegung der Erkenntnisse und Maßnahmen schafft Vertrauen bei Investoren, Geschäftspartnern und der Öffentlichkeit, was langfristig die Wettbewerbsfähigkeit und finanzielle Stabilität stärken kann. 


Quellen: 
4. TCFD (2022). Overview ​

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Dr. Christian Maier

Diplom-Kaufmann, Wirtschaftsprüfer, CPA (U.S.), Head of Sustainability Services

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