Kurzer historischer Exkurs

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Mit aktuellen Fragen der Buchführung beschäftigen wir uns auf diesen Seiten regelmäßig. Diesmal gestatten wir uns eine Ausnahme und schauen in die Vergangenheit.

 

Die Geschichte der Buchhaltung reicht zurück bis zu den Anfängen der menschlichen Zivilisation – rund 4.500 Jahre v. Chr. Die Buchhaltung trug nicht nur zur Entwicklung des Geldsystems und des Bankwesens, sondern auch zur Entwicklung von Städten und Handel bei. Die ältesten erhaltenen Buchhaltungsnachweise stammen von den alten Sumerern und Babyloniern und beinhalten vor allem Verzeichnisse aus Tempel- und Palastwirtschaften, Daten über Erntehöhen, Verträge zwischen Händlern, Eintragungen über Schulden oder Abgaben. Diese historischen Aufzeichnungen sind in Form von handgroßen Tontafeln erhalten. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten Aufzeichnungen über Steuern. Erfasst wurden Felder, die nach Ertragsklassen klassifiziert und entsprechend besteuert wurden.

 

Auf dem Gebiet des damaligen Mesopotamiens (heute Irak und Iran), wo auf dem Flusssystem des Euphrat und Tigris der Handel blühte, wurden zunächst Tonkugeln verwendet, in die Lehmkeile eingelegt wurden und die als Vorgänger heutiger Rechnungen betrachtet werden können. Beim Handel wurden Waren am Fluss von Fährleuten befördert, wobei Streite zwischen Verkäufer und Käufer darüber entstanden, wieviel Waren gesendet wurden. Schrift war zu jener Zeit noch unbekannt, und daher wurden Lehmkeile in diversen Formen verwendet, auf denen verschiedene Symbole geritzt waren. Jede Keilart stellte einen Artikel dar – z.B. Werkzeuge, Leder, Schmuck. Die Keile als Zähleinheiten wurden dann mit Ton umhüllt. Der Empfänger zerschlug beim Erhalt der Lieferung die Tonkugel und kontrollierte die Anzahl der Keile. Somit konnte er einfach feststellen, ob die Lieferung in Ordnung war.

 

Buchhaltungsaufzeichnungen gab es auch im alten Ägypten (4 000 Jahre v. Chr.). Diese wurden auf Papyrusrollen geführt, die jedoch wegen der Witterungseinflüsse wenig beständig waren.

 

Im ersten Jahrhundert n. Chr. verfiel die Kunst der Buchhaltung in Europa, wahrscheinlich im Zusammenhang mit verschlechterten Schreib- und Rechenkenntnissen – dieser Zeitraum sollte fast eintausend Jahre andauern. Im 12. Jahrhundert kam die Buchhaltung durch die arabische Kultur zurück nach Europa, insbesondere durch Weitergabe von Kenntnissen der Mathematik. Die Buchhaltung diente als internes Kontrollinstrument. Durch den Aufschwung des Handels gab es erneut Notizen über Geschäfte, die zunächst unsystematisch waren. Bankiers begangen, detaillierte und miteinander verbundene Aufzeichnungen über Geschäfte mit Schuldnern und Gläubigern zu führen. Ihre Aufzeichnungen wurden sukzessive zu einem System der doppelten Buchführung, mit dem der Bestand und die Bestandsänderungen von Vermögen, von Kapital, aber auch Gewinne und Verluste erfasst wurden.

 

Im 13. und 14. Jahrhundert trat ein Aufschwung des Handels, der Manufakturen und des Bankwesens ein, womit auch die Durchsetzung eines sinnvolleren und durchdachteren Buchführungssystems verbunden war. Man begann bei der Entgegennahme von Geld vom Schuldner zwei Eintragungen zu verwenden: sog. positive Eingänge (Verkäufe an Kunden) und negative Eingänge (Einkäufe von Lieferanten). Erstmals wurden Buchungseintragungen mit den Anmerkungen dare = geben (heute als Soll bekannt) und avere = erhalten (heute als Haben bekannt) ergänzt. Ein zweiseitiges Format von Konten setzte sich durch: linke Seite „Debet" – „Soll", und rechte Seite „Kredit" – „Haben".

 

Als erstes Lehrbuch der doppelten Buchführung gilt das Buch des Franziskaners und Mathematik-Professors Luca Pacioli aus Perugia, der im Jahr 1494 in Venedig das Werk Summa de arithmetica, geometria, proportii et proportionalita herausgab. In Teil Elf dieses Buches wird die doppelte Buchführung komplett beschrieben. Daher wird Pacioli als Vater der Buchführung betrachtet. Sein System basiert auf drei Geschäftsbüchern:

  1. das Memorial (Notizbuch), das Geschäftsvorfälle beschrieb
  2. das Tagebuch, das vom Memorial übernommene Geschäftsvorfälle, reduziert auf die Seiten Soll und Haben erfasste
  3. das Hauptbuch, das konkrete Konten beinhaltete, auf denen mit einer doppelten Eintragung die im Tagebuch erfassten Geschäftsvorfälle verbucht wurden, sowie das Kassenkonto, die Gewinn- und Verlustkonten beschrieb; in ihm waren auch Ratschläge enthalten, wie Bilanzen auf Grundlage des Hauptbuchs aufzustellen sind

Obwohl das Buch keine allgemeinen Regeln für die doppelte Buchführung formulierte, schuf es eine Grundlage für praktische buchhalterische Fertigkeiten.

 

Im 17. Jahrhundert, unter Ludwig XIV., entstanden in Frankreich wichtige Werke über die Buchhaltung. Einer der Autoren war Mathieu de la Porte, der in seinen Schriften die einfache Buchführung beschrieb, bei der lediglich Geldeinnahmen und -ausgaben und ferner Forderungen und Schulden verbucht wurden. Die sonstigen Bestandsänderungen vom Vermögen wurden in separaten Nebenbüchern erfasst.

 

Seit Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Europa Versuche, die bestehende Buchführung durch Schaffung neuer Systeme zu vervollkommnen - z.B. durch eine verbesserte doppelte Buchführung, die in die Geschäftsbücher auch ein Budget einführte. Auf dieser Grundlage konnten nicht nur der Bestand an Vermögen und Verbindlichkeiten sowie das Wirtschaftsergebnis, sondern auch Unterschiede zwischen den Ist- und Planwerten der Aufwendungen und Erträge festgestellt werden.

 

In Deutschland wurden im 19. und 20. Jahrhundert mehrere Buchführungssysteme beschrieben – z.B. eine deutsche Generalbuchführung, die alle Geschäftsbücher in einem Tagebuch zusammenfasste. Ein weiteres System war eine neue deutsche Buchführung aus dem Jahr 1914, welche die Nummerierung von Konten einführte – bis dahin wurden die Konten nur mit einem Titel bezeichnet.

 

Die Geschichte der Buchführung in böhmischen Ländern wird in der nächsten Ausgabe des Mandatenbriefs behandelt werden.

 

  • Quellen:

FIALA, Josef. Dějiny účetnictví. Praha: Pragotisk, Peroutka a spol., 1935.

JANHUBA, Miloslav. Základy teorie účetnictví. Praha: Oeconomica, 2005.

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Ing. Miroslava Bělohoubková

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