Covid-19: Bedeutung und Konsequenzen für ein internationales Risikomanagement

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veröffentlicht am 6. März 2020 | Lesedauer ca. 2,5 Minuten

 
Die Crux eines funktionierenden Risikomanagementsystems ist, die wirklich rele­vanten Risiken frühzeitig zu erkennen und die Auswirkungen für das eigene Unter­nehmen zu bewerten. Aktuelles Paradebeispiel schlechthin ist die Ausbreitung des sog. „Corona­virus” (Covid-19). Besitzt dieses Risiko für das eigene Unter­nehmen keine Rele­vanz oder hat es das Management bereits „kalt erwischt“?

 

 

Risikomanagement & Risikoprüfung

Ein funktionierendes Risikomanagement, das weltweit Risiken auf den relevanten Märkten und Standorten des Unternehmens frühzeitig identi­fiziert, analysiert, bewertet und damit die Grundlagen für effektive Maßnahmen zur Steuerung von Risiken legt, ist eine der wichtigsten Managementaufgaben. In der globalisierten Wirt­schaft mit ihren starken Verflechtungen ist die Bewertung von Nachrichten, wie die vom 31. Dezember 2019 („Mys­teriöse Krankheit in China entdeckt“) keine einfache Sache.

 

Auf Basis solch einer Information ein Risiko für das Unternehmen zu identifizieren und auf die Agenda des an­stehenden Januar-Risikoworkshops aufzunehmen, hätten wohl die meisten Entscheidungsträger und Risiko­manager in Deutschland als absurde Zeitverschwendung abgetan. Um im Bilde zu bleiben: Covid-19 dürfte für den im März 2020 – nur wenige Wochen später – an­stehenden Risikoshy;workshop dagegen das Hot-Topic sein!

 

Relevanzprüfung

Risk-Owner der First Line of Defense und Risikomanager rund um die Welt haben die Aufgabe, die Relevanz des Covid-19 für das eigene Unternehmen zu bestimmen. Keine leichte Aufgabe, da selbst Experten auch aktuell noch auf der Suche nach einer angemessenen Bewertung des Risikos im Hinblick auf die Aus­breitung und Gefährlichkeit des Virus sind. In Risikoworkshops sind Ausmaß und Eintrittswahr­schein­lichkeit für die je­weiligen Unternehmensbereiche und Geschäftsprozesse zu analysieren, zu bewerten sowie insoweit zu aggre­gieren, dass Entscheidungsträger geeignete Risikosteuerungsmaßnahmen veranlassen können. Zunächst kommt es darauf an, die betreffenden Unternehmensbereiche und Geschäftsprozesse, d.h. Risk-Owner im internationalen Verbund des Unternehmens, zu identifizieren, die maß­geblich von der Aus­breitung des Covid-19 be­troffen sein könnten. Kern der meisten Analysen dürfte die Aufrechterhaltung der internationalen Supply Chain sein.

 

Wie wahrscheinlich ist die Unterbrechung der Lieferkette durch den Ausfall von Lieferanten, Logistikpartnern, Zwischen­händlern, Agenturen, usw.? Wie anfällig ist die eigene Fertigung durch krankheitsbedingtem Ausfall oder staatlich angeordneter Quarantäne? Die Diskussion, die die Bewertung des Risikos ermöglicht, erfolgt auf dis­aggregierter Ebene für den jeweiligen Bereich, Lieferanten, Kunden etc.. Sachargumente werden gemeinsam abgewogen und wesentliche Risiken in das Risikoinventar aufgenommen. Im Gegensatz zu anderen Risiken ist die Bewertung des einzelnen Risikos leicht möglich, da sich der Schaden aus in Euro zu beziffernden Auftrags­ausfällen, Lagerfehlbeständen, Vertragsstrafen, u.ä. zusammensetzt.

 

Umsetzung von Maßnahmen

Der zentral verantwortliche Risiko­manager wird die Einzelrisiken aggregieren und Synergien oder Überschneidungen bewerten und in der turnus­mäßigen Risikoberichterstattung dem Vorstand zur Verfügung stellen. Eine ad hoc Bericht­erstattung liegt nahe bei Unternehmen, deren Lieferketten in bereits maßgeblich betroffen Risiko­­gebieten liegen. Auf dieser Basis können schnellstmöglich geeignete Risikosteuerungs­maßnahmen mit den Risk-Ownern ab­ge­stimmt und vereinbart werden, die eine (weitere) Unter­­brechung der Supply Chain verhindert oder abmildert.

 

Mit einem in solcher Art funktionierenden Risikomanagementsystem haben Vorstände und Aufsichtsorgane alle Maßnahmen recht­zeitig genug implemen­­tiert, dass sie das Covid-19 Risiko nicht „kalt erwischt”. Nichts­destotrotz sollte der Vorstand  auf jeden Fall das Covid-19 Risiko zum An­lass nehmen, Risikostrategie, Voll­ständigkeit des Risiko­­inventars und Effekti­vität des Risiko­management­prozesses zu überprüfen.

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Steffen Freytag

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