Malaysia will im Biomassesektor durchstarten

PrintMailRate-it
von Dr. Paul Weingarten
 
Malaysia will zukünftig seine Biomasse besser nutzen. Biomasse gibt es im Land reichlich; sie kommt vor allem aus der Palmölindustrie. Neben Pellets, Chemikalien und Biokraftstoffen soll aus der Biomasse auch Strom gewonnen werden. Die Energie sollen hauptsächlich umweltfreundliche Biogasanlagen erzeugen. Potenzielle Investoren lockt Malaysia mit diversen steuerlichen Anreizen und für Energieproduzenten gibt es zudem eine Einspeisevergütung nach deutschem Vorbild.

 
Bei den Erneuerbaren Energien will Malaysia in den nächsten Jahren den Biomassesektor deutlich ausbauen. Dafür startete die Regierung kürzlich eine überarbeitete Biomasseinitiative, die auf eine verbesserte Umsetzung der nationalen Biomassestrategie bis 2020 abzielt und zahlreiche Investitionsanreize schafft, die auch ausländischen Investoren offenstehen. Im Jahr 2030 sollen jährlich 1.340 MW Energie aus Biomasse gewonnen werden – ein ehrgeiziges Ziel, wenn man berücksichtigt, dass Malaysia praktisch bei null anfängt.
 
Verarbeitet werden sollen neben Agrar-, Holz und Hausmüllabfällen vor allem Abfälle aus der Palmölindustrie. In Malaysia befinden sich Palmölplantagen mit einer Gesamtfläche von über 4,8 Millionen Hektar. Dies entspricht in etwa der Größe der Schweiz. Tendenz steigend. Malaysia ist knapp vor Indonesien der weltweit größte Palmölexporteur. Die beiden Länder decken gemeinsam weit über 80 Prozent des weltweiten Palmölbedarfs ab. Nach Angaben der Malaysian Investment Development Authority (MIDA) sind im Jahr 2012 schätzungsweise 83 Millionen Tonnen Trockenbiomasse allein in der Palmenölindustrie entstanden. Für das Jahr 2020 werden 100 Millionen Tonnen erwartet.

 

Malaysias Palmölabfälle verrotten ungenutzt

Derzeit verrotten die meisten Palmölabfälle ungenutzt oder werden bestenfalls als Dünger zurück auf die Felder gegeben. Die Biomasseinitiative soll schnellstmöglich dazu beitragen, aus den Abfällen Strom zu erzeugen und Chemikalien zu gewinnen, etwa das in der Lebensmittelindustrie als Geschmacksverstärker verwendete Succinic (auch bekannt als Bernsteinsäure). Auch Bioethanol lässt sich aus Biomasse herstellen und als Ersatz- bzw. Zusatzkraftstoff für Motoren verwenden. Bioethanol befindet sich auch in dem in Deutschland kritisch diskutierten Kraftstoff E10. Eine weitere Option ist die Produktion von Pellets, die zum Beispiel in Japan einen Absatzmarkt finden. 

 

Malaysia will vor allem auf Biogasanlagen setzen

Für die Stromerzeugung setzt Malaysia unter Ausnutzung des technischen Fortschritts möglichst auf umweltfreundliche Biogasanlagen. Das bedeutet, dass die Biomasse nicht direkt verbrannt, sondern zunächst vergoren wird. Erst das daraus entstehende Gas wird verbrannt, in der Regel in einem direkt mit der Biogasanlage verbundenen Kraftwerk, das den Strom erzeugt. Dies verspricht in der Regel einen höheren Wirkungsgrad als die direkte Verbrennung. Die Verbrennung in der Biogasanlage erfolgt klimaneutral, weil lediglich Kohlenstoffdioxid freigesetzt wird, das zuvor in den Pflanzen gebunden war. 

Steuerliche Anreize und Einspeisevergütungen

Die von der malaysischen Regierung versprochenen Anreize sind vor allem steuerlicher Natur. Unter bestimmten Bedingungen müssen Unternehmen für fünf Jahre ihre Gewinne nicht versteuern. Alternativ können sie einen Steuerfreibetrag in Höhe von 60 Prozent der anrechenbaren Investitionen, die innerhalb von fünf Jahren getätigt wurden, in Anspruch nehmen. Beide Möglichkeiten setzen voraus, dass die Unternehmen in einer bestimmten Region, den so genannten „promoted areas”, investieren. Bei Investitionen in anderen Landesteilen fallen die Steuervergünstigungen etwas geringer aus. Für die Zukunft ist jedoch eine Ausdehnung auf das ganze Land geplant. 
 
Stromproduzenten erhalten weiterhin eine Einspeisevergütung nach deutschem Vorbild für den aus Biomasse erzeugten Strom. Die Höhe regelt das Einspeisetarifprogramm (FiT). Sie liegt in diesem Jahr bei Verwendung von Biomasse zwischen 0,2687 MYR (Malaysischer Ringgit)/kWh (= rund 0,062 €/kWh) und 0,3184 MYR/kWh (= rund 0,0734 €/kWh). Dabei erhalten kleinere Anlagen eine höhere Einspeisevergütung als größere und Einspeisungen aus Biogasanlangen werden höher vergütet als Einspeisungen aus Anlagen, die die Biomasse direkt verbrennen. Dabei kann sich die Vergütung im Einzelfall sogar noch leicht erhöhen, zum Beispiel wenn die jeweilige Anlage einen bestimmten Wirkungsgrad erreicht. Gleiches gilt, soweit für die Errichtung der Anlage in Malaysia hergestellte Teile verwendet worden sind. Einen zusätzlichen Bonus erhalten Anlagen, die Hausmüllabfälle verbrennen. Im Idealfall – unter Ausnutzung sämtlicher Boni – ist ein Betrag von 0,4269 MYR/kWh (= rund 0,098 €/kWh) erzielbar. Die Einspeisevergütung wird für 16 Jahre gewährt, für Solaranlagen sogar für 21 Jahre. Wie in Deutschland unterliegen jedoch auch in Malaysia sämtliche Einspeisevergütungen einer Degression. Diese wurde zuletzt teilweise deutlich angehoben. Detaillierte Informationen sind zu finden auf http://seda.gov.my.
 
Zahlreiche europäische Unternehmen sind bereits auf dem Biomassesektor in Malaysia aktiv, darunter das dänische Unternehmen BioGasClean. In der Provinz Sarawak wurde diesen Sommer eine Biogasanlage in Betrieb genommen, an deren Planung und Errichtung das ebenfalls aus Dänemark stammende Unternehmen NIRAS federführend beteiligt war. Dort wird die von rund 250.000 Schweinen erzeugte Biomasse verarbeitet. Bereits vor rund einem Jahr gab die Britische Camco ihr 2-MW-Biogas-Projekt in Palong bekannt, wo zukünftig Abfälle einer nahe gelegenen Palmölmühle genutzt werden sollen. Das in Singapur ansässige und Unternehmen Multico Global Enviro hat in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern in der Vergangenheit bereits mehrere Biogasprojekte in Malaysia erfolgreich realisiert.
 
Die Geschäftsmöglichkeiten sind für ausländische Investoren ausgesprochen vielfältig. Sie reichen von der Lieferung einzelner Komponenten für eine Anlage über Joint Ventures mit vor Ort ansässigen Unternehmen bis hin zum eigenständigen Betrieb gesamter Anlagen. Nebenbei sollen in der Biomassebranche Malaysias in den nächsten Jahren rund 66.000 neue, teils hochqualifizierte Jobs geschaffen werden.

Kontakt

Contact Person Picture

Markus Schlüter

Rechtsanwalt

Partner

+49 221 9499 093 42

Anfrage senden

Profil

Deutschland Weltweit Search Menu