Onlinebasierte Mediation – die innovative Streitbeilegung

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veröffentlicht am 04. September 2017

 

Die zunehmend digitale Welt erfordert auch bei der Lösung auftretender Konflikte ein Umdenken. Schnelligkeit, Flexibilität und Kostengeringhaltung sind gefragt. Die ordentliche Gerichtsbarkeit erfüllt diese Anforderungen nicht. Umso wichtiger werden daher alternative onlinebasierte Streitbeilegungsmethoden, insbesondere Online-Mediation und E-Mediation. Nachfolgend werden die möglichen Optionen beleuchtet.

 

​Zunehmend bestimmt eine digitale Welt unser Leben. Schlagworte wie „Digitalisierung”, „Anwalt 4.0” oder „Industrie 4.0” bestimmen unseren Alltag. Jedoch hält auch eine sich mehr und mehr vernetzende Welt enormes Konfliktpotenzial bereit. (Verteilungs-)Konflikte sind folglich weiterhin an der Tagesordnung und bestimmen unser Miteinander. Insbesondere im B2B-Bereich (B2B = Business to Business) zeigen sich die häufig regionen-, vermehrt auch länderübergreifenden Sachverhalte mit vielen Beteiligten und Entscheidungsebenen und daher hoher Komplexität.

 

So innovativ sich der Kontext der Konfliktentstehung auch darstellt, bei der Konfliktlösung greifen die Parteien vielfach auf Altbewährtes zurück – die Kraft der Verhandlung bzw. die Macht der ordentlichen Gerichtsbarkeit.

 

Doch: Sind diese „Oldschool”-Ansätze in einer vernetzten Welt überhaupt noch zeitgemäß und zielführend?

 

Status quo – Erkenntnisse aus der Praxis

Tatsächlich können aus der täglichen Beratungspraxis zwei Erkenntnisse gewonnen werden:

 

Erzielen die Streitparteien eine Einigung auf dem Verhandlungsweg, so spiegelt das Ergebnis nahezu immer das Machtgefälle zwischen den Parteien. Im Zweifel setzt die Partei mit der größeren Machtposition ihre Interessen durch. Zurück bleibt ein „geschlagener” Vertragspartner.

 

Gerichtliche Streitigkeiten – vielfach einer gescheiterten Verhandlung nachgeschaltet – sind kostenintensiv und nehmen schwer Fahrt auf. Die Verfahren dauern meist sehr lange – gerade bei komplexen Sachverhalten sind mehrere Jahre keine Seltenheit – und münden in vielen Fällen schlussendlich in einem Vergleich. Das Resultat ist nicht selten: ein bereits von der Realität überholtes Ergebnis und unzufriedene Parteien.

 

Wertschöpfung mittels alternativer Streitbeilegung (ADR)

Innovative Alternativen, Konflikte kosten- und vor allem zeitsparend zu lösen, bieten daher alternative Streitbeilegungsverfahren (sog. Alternative Dispute Resolution – ADR). Insbesondere die Mediation bietet den beteiligten Parteien die Möglichkeit, eine interessensgerechte Lösung zu finden. Sie bedienen sich dazu eines neutralen Dritten (Mediators), der im Unterschied zu einem (Schieds-)Richter gerade keine Entscheidungsbefugnis besitzt, sondern das Gespräch lediglich moderiert, etwaige Machtungleichgewichte auszugleichen sucht und mithilfe bewährter Mediationsmethoden mit den Parteien eine gemeinsame Lösung erarbeitet.

 

Der große Gewinn: Die Parteien selbst erarbeiten die Lösung!

Mithilfe des lenkend eingreifenden Mediators werden maximal wertschöpfende Ergebnisse erzielt.

 

Die Erfolgsquote spricht für sich: Empirischen Erhebungen zufolge werden 70 bis 90 Prozent aller Mediationsverfahren von höchst zufriedenen Parteien zu einem erfolgreichen Abschluss geführt. Auch bei der klassischen Mediation ist es – wie im Gerichtsverfahren – unumgänglich, dass die Parteien an einem Ort zusammentreffen. Selbst diese Präsenz kann im digitalen Zeitalter als zu träge wahrgenommen werden.

 

Online-Streitbeilegung – Online Dispute Resolution (ODR)

Aufsetzend auf der klassischen Mediation bietet daher die onlinebasierte Streitbeilegung eine noch flexiblere, kosten- und vor allem zeitsparendere Alternative, die es den beteiligten Konfliktparteien erlaubt, den bestehenden Konflikt ohne Präsenztermin zu lösen.

 

Mittels Internet und neuen Medien werden Entfernungen zwischen den Konfliktparteien nahezu pulverisiert. Dadurch wird die Terminfindung extrem erleichtert, insbesondere wenn in die Mediationsverhandlung Entscheidungsträger mit vollen Terminplänen einbezogen werden sollen.

 

Im Bereich der Online-Streitbeilegung unterscheidet man zwischen der sog. Online-Mediation und der E-Mediation.

 

Online-Mediation

Im Rahmen der Online-Mediation findet der Austausch ausschließlich schriftlich über das Internet oder neue Medien statt. In Betracht kommt zum einen eine indirekte Kommunikation via E-Mail bzw. spezielle Softwaretools, indem die Beteiligten ihren Standpunkt und ihre Interessen in einer an den Mediator übersandten E-Mail darlegen. Dieser leitet die Mail sodann – sofern erforderlich auf das Wesentliche reduziert oder um die explosiven Sequenzen gekürzt – jeweils an die andere Partei weiter. Zum anderen ist auch ein direkter Austausch im Chat möglich.

 

Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Parteien können maximal flexibel über den zeitlichen Ablauf entscheiden. Eine emotionale Konfrontation durch die physische Präsenz der Parteien kann vermieden werden. Vielmehr noch besteht die Möglichkeit, bestehende Machtungleichgewichte zwischen den Beteiligten, die beispielsweise durch ein sehr sicheres oder gar extrovertiertes Auftreten oder herausragende rhetorische Fähigkeiten einer Partei entstehen können, zu einem Ausgleich zu bringen.

 

Die Online-Mediation ist zudem viel flexibler als eine Präsenzveranstaltung, da lange Fahrtzeiten wegfallen, sodass im Kalender lediglich Zeit für die reine Dauer der Mediation gefunden werden muss. Das „Zwischenschieben” eines Termins wird dadurch umso leichter möglich. Die Schriftlichkeit des Verfahrens gibt den Beteiligten die Möglichkeit, die Worte mit Bedacht gewählt zu adressieren. Missverständliche Spontanäußerungen werden auf diese Weise vermieden.

 

Allerdings sind bei all den Vorteilen auch gewisse nachteilige Wirkungen festzustellen. So positiv sich die fehlende körperliche Präsenz auch auswirken mag, gestaltet sich der Vertrauensaufbau umso schwieriger; schließlich sind hierfür Mimik, Gestik und Körpersprache entscheidende Faktoren, die im rein schriftlichen Verfahren fehlen. Zudem können bei der Verschriftlichung von schwierigen Sachverhalten – auch bei wohl gewählten Worten – Missverständnisse entstehen, deren Klärung sich zeitintensiver und komplizierter darstellt, als dies im persönlichen Gespräch ist.


E-Mediation

Eine Spielart der klassischen Mediation, die deren Elemente mit denen der Online-Mediation vereint und sich zudem sämtliche technischen Möglichkeiten zunutze macht, ist die E-Mediation.  Hierbei wird der gesamte Mediationsprozess in einen virtuellen Raum verlagert. Das bedeutet, dass – wie auch bei der Online-Mediation – eine zügige Terminfindung realistisch ist und lange Anfahrten und hohe Fahrtkosten überflüssig werden.

 

E-Mediation findet zudem überwiegend synchron statt, indem sich die Teilnehmer gleichzeitig in einen virtuellen Raum einwählen. Dort stehen virtuell die gleichen Hilfsmittel und Visualisierungsmethoden zur Verfügung wie bei der klassischen Mediation. Der Austausch der Parteien erfolgt zudem überwiegend
mündlich, sodass auftretende Missverständnisse zügige Aufklärung erfahren können.

 

Gleichzeitig bieten die verwendeten Softwaretools ergänzend die Möglichkeit, Teile des Verfahrens zu verschriftlichen, zum Beispiel um komplexe Sachverhalte überlegt und wohlformuliert in das Verfahren einfließen zu lassen. Weiter können relevante Text-Dateien, Bilder oder Videos unproblematisch allen Beteiligten gleichzeitig zur Verfügung gestellt und bearbeitet werden. Ein weiterer Vorteil ist darin zu sehen, dass sich der Teilnehmerkreis nahezu unbeschränkt erweitern lässt, sodass beispielsweise Entscheidungsträger bei Bedarf kurzfristig hinzugeschaltet werden können.

 

Da sich die zur Verfügung stehenden Softwaretools in ihren Grundlagen ähnlich einer Videokonferenz darstellen, die Teilnehmer sich also sehen können – anders als bei der Präsenzmediation aber nicht zwangsläufig müssen – ist es grundsätzlich auch möglich, Mimik, Gestik und Körpersprache und damit Emotionen und Gefühle zu übermitteln. Das erforderliche Vertrauen zwischen den Parteien einerseits und dem Mediator andererseits kann damit ebenso gut aufgebaut werden wie im Rahmen der Präsenzmediation.


Ihr Vorteil mit uns

Sie sind interessiert an einer wertschöpfenden, schnellen und innovativen Lösung Ihrer Konflikte? Dann kommen Sie gerne auf uns zu! Wir analysieren Ihren Streitfall und suchen gemeinsam mit Ihnen das Verfahren aus, das Ihnen zur besten und sinnvollsten Lösung verhilft.

 

Ihr Vorteil: Wir stehen Ihnen nicht nur als Mediator zur Durchführung eines innovativen Streitbeilegungsverfahrens oder als begleitender Parteivertreter im Mediationsverfahren zur Verfügung. Vielmehr verfügen wir auch über ein breit gefächertes Rechtsberatungsangebot. So können wir in allen Bereichen des Immobilienrechts, insbesondere im Baurecht, Facility Management Recht sowie Miet- und Wohnungseigentumsrecht, auf ausgewiesene Kompetenzen und Spezialisten zurückgreifen und das Mediationsverfahren mit inhaltlichem Input abrunden.

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Ester Thanner LL.M.

Rechtsanwältin, Fachanwältin für Miet- und Wohnungseigentumsrecht, Wirtschaftsmediatorin (MuCDR), Zertifizierte Mediatorin

Manager

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