Erfolgreich investieren in Malaysia

PrintMailRate-it

​​​zuletzt aktualisiert am 17. Juli 2025​​ | Lesedauer ca. 4 Minuten


 ​   

 

Wie schätzen Sie die derzeitige wirtschaftliche Lage in Malaysia ein?

Malaysia konnte sich zügig von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie erholen und verzeichnet als viertgrößte Volkswirtschaft Südostasiens aufgrund der weltweiten Nachfrage nach Elektronik sowie Rohstoffen, wie Öl und Gas, ein stetiges Wachstum. Im ersten Quartal 2025 wuchs das reale BIP um 4,4 Prozent, angetrieben durch eine robuste Inlandsnachfrage und eine anhaltende Erholung in den Schlüsselbereichen Dienstleistungen, Fertigung und Bauwesen. Gut ausgebildete Arbeitskräfte, vergleichsweise liberale Markteintrittsbedingungen und ausreichende Infrastrukturausgaben machen Malaysia seit Jahrzehnten zu einem interessanten und verlässlichen Investitionsstandort. Im Rahmen von Diversifizierungsstrategien wird Malaysia derzeit von vielen Unternehmen als Produktionsstandort genutzt, um eine Stabilisierung der Lieferketten zu gewährleisten.

Neben der Produktion von Roh- und Palmöl verfügt Malaysia über einen gut etablierten Industriesektor, etwa in den Bereichen der Elektronik, Pharma und Telekommunikation sowie eine stark wachsende Digitalwirtschaft. Das Land profitiert nicht nur von seiner Wettbewerbsfähigkeit auf den internationalen Märkten, sondern auch von einer hohen Inlandsnachfrage. Zusammen mit Singapur, Thailand und Indonesien gilt Malaysia als wirtschaftlich führend im ASEAN-Raum.

Wie würden Sie das Investitionsklima in Malaysia beschreiben? Welche Branchen bergen großes Potenzial?

Anhaltend positive Prognosen in Rankings von IWF und Weltbank sowie das gute allgemeine Geschäftsklima und die investorenfreundliche Grundhaltung machen Malaysia zu einem attraktiven Ziel für langfristige Investitionen. Malaysia verzeichnete im Jahr 2023 über 69,5 Milliarden US-Dollar an genehmigten Investitionen und 39,7 Milliarden US-Dollar an tatsächlichen ausländischen Investitionen. Malaysias handelspolitische Bedeutung für Deutschland wurde jüngst durch mehrere Besuche von Spitzenpolitikern unterstrichen. Nachdem Bundespräsident Steinmeier im Februar 2023 mit einer Delegation nach Malaysia gereist war, wurde das Land im Januar 2024 von der vormaligen Außenministerin Baerbock besucht. Im März 2024 fand sodann ein sechstägiger Besuch des malaysischen Premierministers Anwar Ibrahim in Deutschland statt, dessen Fokus ebenfalls auf den Ausbau und der Festigung der Handelsbeziehungen lag. Im regionalen Vergleich überzeugt Malaysia mit seiner gut ausgebauten Infrastruktur, investorenfreundlichen Politik, einem soliden Rechtssystem und nicht zuletzt durch die Tatsache, dass Englisch eine Verkehrssprache ist und so Verständigungsprobleme vermeidbar sind.

Für deutsche Unternehmen bieten insbesondere die Industriebereiche Elektronik, Maschinen, Chemie und Pharma, medizinische Geräte, Luft- und Raumfahrt sowie Automotive interessante Geschäftsmöglichkeiten. Aufgrund der Spannungen zwischen den USA und China gewinnt Malaysia auch als Standort für beispielsweise die Halbleiter- und Chipherstellung zunehmende Bedeutung in den globalen Lieferketten. Die malaysische Regierung hat zudem die Chancen erkannt, die der digitale Bereich als neuer Wachstumsmotor für die Wirtschaft bietet. Durch die Nutzung von Big Data, dem Internet der Dinge, Künstlicher Intelligenz und anderen Technologien will Malaysia im Rahmen der sog. MyDigital-Initiative seine Produktivität steigern, Innovationen vorantreiben und die Lebensbedingungen der Bevölkerung verbessern. Schon jetzt ist das Land führender Anbieter von Datenzentren in der ASEAN-Region.

Welchen Herausforderungen steht ein deutscher Unternehmer beim Engagement in Malaysia gegenüber?

Aus Deutschland fließt das höchste Auslandsinvestitionsvolumen der Europäischen Union nach Malaysia. Im Jahr 2024 betrug das Volumen der deutschen Direktinvestitionen in Malaysia über 2,5 Milliarden US-Dollar. Im Allgemeinen bietet Malaysia ein investitionsfreundliches Umfeld und in den meisten Sektoren sind keine protektionistischen Tendenzen erkennbar. Trotzdem sind im Rahmen der malaysischen „Bumiputera“-Politik für einige Geschäftsfelder, wie beispielsweise Telekommunikation oder Logistik, weiterhin lokale Beteiligungen oder Geschäftsführer vorgegeben; zudem müssen sich Investoren auf zum Teil zeitaufwändige Verwaltungsverfahren zur Erlangung von Investitions- und Geschäftslizenzen einstellen, die bis zu sechs Monate in Anspruch nehmen können. Aus historischen Gründen folgt Malaysia dem englischen Common Law. Für deutsche Unternehmen ist daher eine sorgfältige Vertragsgestaltung unter Berücksichtigung der Besonderheiten dieses Rechtskreises wesentlich.

Die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und Malaysia wurden im Januar 2025 wieder aufgenommen. Ursprünglich wurden die Verhandlungen 2010 gestartet, aber nach sieben Runden im Jahr 2012 auf Wunsch Malaysias ausgesetzt. Auf Grundlage des Ende 2022 unterzeichneten Partnerschafts- und Kooperationsabkommens sowie einer Bestandsaufnahme wurden die Verhandlungen wieder aufgenommen. Für deutsche Investoren besteht jedoch ein gewisses Schutzniveau aus dem bilateralen Investitionsschutzvertrag zwischen Deutschland und Malaysia von 1962. Dieser Investitionsvertrag bietet jedoch geringere Standards, als es heutzutage beispielsweise in entsprechenden EU-Abkommen üblich ist. Insbesondere ist kein Investor-Staat-Streitbeilegungsmechanismus vorgesehen.

Hat Malaysia eine langfristige Strategie sowie konkrete Maßnahmen zur Förderung nachhaltiger Geschäftspraktiken erlassen?

Ja, Malaysia hat eine langfristige Strategie sowie konkrete Maßnahmen zur Förderung nachhaltiger Geschäftspraktiken erlassen. Im Rahmen des Twelfth Malaysia Plan (2021-2025) hat die Regierung mehrere Initiativen gestartet, um ESG-Praktiken (Environmental, Social, and Governance) im Land zu stärken. Diese Initiativen zielen darauf ab, die Nachhaltigkeit in verschiedenen Sektoren zu fördern und umfassen unter anderem:

  1. Unterstützung für KMUs: Ein umfassendes ESG-Rahmenwerk namens „i-ESG“ wurde eingeführt, um kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) zu helfen, nachhaltige Energie zu nutzen und ihre Geschäftspraktiken zu verbessern.
  2. National Energy Transition Roadmap (NETR): Diese umfassende strategische Planung zielt darauf ab, die Energieversorgung von fossilen Brennstoffen auf nachhaltige Alternativen umzustellen. Die NETR setzt ehrgeizige Ziele, darunter die Erhöhung des Anteils Erneuerbarer Energien auf 31 Prozent bis 2025 und 70 Prozent bis 2050.
  3. Netto-Null-Emissionen in der Luftfahrt: Die Luftfahrtindustrie hat sich verpflichtet, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen, indem sie neue Technologien einführt, nachhaltige Flugkraftstoffe nutzt und Maßnahmen zur Kohlenstoffkompensation ergreift.
  4. Digitale Klimaschutzmaßnahmen: Die Malaysia Digital Economy Corporation (MDEC) hat die Malaysia Digital Climate Action Pledge (MDCAP) ins Leben gerufen, die Unternehmen dazu auffordert, messbare Schritte zur Reduzierung ihrer Umweltbelastung zu unternehmen.
  5. Nachhaltige Landwirtschaft: Der Palmölsektor wird unterstützt, um die Einhaltung der EU-Entwaldungsverordnung zu gewährleisten und die Nachhaltigkeit, Arbeitspraktiken und Transparenz zu verbessern.

Diese Maßnahmen zeigen, dass Malaysia nicht nur auf die Einhaltung von ESG-Standards abzielt, sondern auch auf die Schaffung einer nachhaltigeren Zukunft für Unternehmen und Gemeinschaften. Die Regierung hat erkannt, dass die Förderung nachhaltiger Geschäftspraktiken entscheidend für die langfristige wirtschaftliche Stabilität und den internationalen Wettbewerb ist.


Wie wird sich aus Ihrer Sicht Malaysia weiterentwickeln?

Malaysia hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer der dynamischsten Volkswirtschaften Südostasiens und einem attraktiven Investitionsstandort entwickelt. Nachdem das Land zuvor stark von der Landwirtschaft und Rohstoffindustrie abhängig war, hat es sich wirtschaftlich diversifiziert und erfolgreich auf das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor mit einer Kombination aus qualifizierten Arbeitskräften und einer hoch entwickelten Infrastruktur konzentriert. Im ersten Quartal 2025 wuchs das reale BIP um 4,4 Prozent, angetrieben durch eine robuste Inlandsnachfrage und eine anhaltende Erholung in den Schlüsselbereichen Dienstleistungen, Fertigung und Bauwesen. Wichtige Weichen für den künftigen Erfolg des Landes dürften insbesondere die weitere Öffnung des Arbeitsmarktes für ausländische Arbeitnehmer, Modernisierung der Verwaltung, Reduktion der zum Teil noch bestehenden sektoralen Investitionsbeschränkungen sowie mittelfristig der Abschluss eines Freihandelsabkommens mit der EU sein.​

Kontakt

Contact Person Picture

Felix Engelhardt

Rechtsanwalt

Manager

+60 3 2276 2755

Anfrage senden

Unternehmer­briefing

Kein Themen­special verpas­sen mit unserem Newsletter!

Befehle des Menübands überspringen
Zum Hauptinhalt wechseln
Deutschland Weltweit Search Menu