800 Augsburger Senioren tauschen Führerschein gegen ÖPNV-Ticket

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​veröffentlicht am 12. Juni 2019

 

Zwei Monate lang hatten die Augsburger Seniorinnen und Senioren ab 65 die Möglichkeit, ihren Führerschein endgültig abzugeben. Im Gegenzug erhielten sie einen Gutschein, den sie gegen ein Jahresticket für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) eintauschen konnten. 800 Senioren entschieden sich dafür. Es war die erste Aktion dieser Art in Augsburg, von nun an wird die Tausch-Möglichkeit jedes Jahr im Oktober und November angeboten. Perspektivisch wird mit 200 Teilnehmern jährlich gerechnet.

 

Das Modell gibt es bereits in anderen deutschen Städten. Im Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) erhalten Seniorinnen und Senioren ab 65 Jahren die sog. „Karte ab 65” ein halbes Jahr kostenlos, wenn sie im Gegenzug dazu ihre Fahrerlaubnis in der Führerscheinstelle endgültig aufgeben. Die Stadt Ulm hat auch bereits Projekte dieser Art in Kooperation mit der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm realisiert und dadurch längerfristig neue ÖPNV-Kunden gewinnen können. Der Preis für das Jahres-Abo wird schließlich nur für das erste (halbe) Jahr übernommen. Anschließend werden die Seniorinnen und Senioren zur Kasse gebeten.

 

Bewertung für die Praxis

Positiv an den Vorhaben scheint nicht nur die Verlagerung des Verkehrs vom motorisierten Individualverkehr auf den umweltfreundlicheren ÖPNV zu sein, sondern auch die Tatsache, dass Unfälle vermieden werden können. Statistiken zufolge sind ältere Menschen häufiger an Unfällen beteiligt, dabei tragen sie meist die Hauptschuld.

 

Dennoch scheint es auch naheliegend zu sein, dass gerade diese Gruppe wenig Bereitschaft besitzt, mit der Fahrerlaubnis auch ein Stück Selbständigkeit aufzugeben. In urbanen Räumen lassen sich die Mobilitätsbedürfnisse meist problemlos ohne eigenes Auto bedienen. In peripheren ländlichen Regionen hingegen lässt sich das eigene Auto nicht eins zu eins durch den oftmals nur spärlich ausgebauten ÖPNV substituieren. Ein leistungsstarker ÖPNV ist Voraussetzung dafür, dass ältere Menschen die Abgabe der Fahrerlaubnis nicht als Einschränkung erleben und weiter eigenständig mobil bleiben können.

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