Umfrageaktion: Zweck und Bedeutung des Jahresabschlusses für „SME“

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Die meisten Artikel, die am Jahresende veröffentlicht werden, befassen sich mit den Bilanzierungsgrundsätzen. Es wird bilanziert, zurückgeblickt, Positives hervorgehoben und Negatives analysiert. In unserem Artikel wollten wir zuerst die Abgrenzung von Anlaufkosten und projektbezogenen Aufwendungen erläutern. Um den ersten Beitrag des neuen Jahres „leichter", aber trotzdem fachlich zu konzipieren, haben wir uns entschieden, Ihnen eine einzigartige Umfrageaktion vorzustellen, die wir bei unserem Rundtisch Seminar veranstaltet haben. ​
Unsere Rundtisch Seminare haben zum Ziel, nicht nur über die rechtliche, steuer oder handelsrechtliche Themen zu informieren, sondern im engen Kreis auch über Einzelfälle zu diskutieren. Da die Fälle oft so kompliziert und umstritten sind, versuchen wir in kurzer Zeit den Kern des Problems zu treffen. Wenn keine einfache Lösung möglich ist, kommen alle relevanten Argumente, gesetzlichen Regelungen und Ansichten der Fachöffentlichkeit zu Wort.

 

Sehr komplizierte Fälle, wie dies auch die gerichtlichen Entscheidungen dokumentieren, müssen primär nach generellen Bilanzierungsmethoden und grundsätzen beurteilt werden. Wichtig sind oft der allgemeine Zweck des Jahresabschlusses oder die Informationen, die der Jahresabschluss zu vermitteln hat. Diese Informationen unterscheiden sich von Fall zu Fall je nach Adressaten des Jahresabschlusses. Die Zielgruppe des Jahresabschlusses sind u.a.:

 

  • die Geschäftsleitung
  • die Gesellschafter
  • die Investoren
  • die Steuerverwaltung und Aufsichtsbehörden (Finanzämter usw.)
  • die Mitarbeiter und Gewerkschaften
  • die Abnehmer
  • die Lieferanten usw.

 

  • Vergleichbare Studie in Deutschland

Inspiration für unsere Umfrageaktion war eine Studie von Deutsches Rechnungslegungs Standards Committee (DRSC), die unter Mitwirkung der Universität Regensburg vorgenommen wurde. Es wurde geprüft, welche Rolle die Buchführung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen (SME) sowie ihren Gesellschaftern spielt. Die Angaben sollten im IFRS Verbesserungsverfahren für SME und bei der Reform des deutschen Bilanzrechts (BilMoG) im Jahre 2007 Anwendung finden. Obwohl unsere Studie ein anderes Ziel hatte und auch die Anzahl von Antworten unterschiedlich war (deutsche Studie 400 Antworten), haben wir unseren Mandanten bei unserem Seminar dieselben oder ähnlichen Fragen gestellt wie in der deutschen Studie.  

 

  • Tschechische Umfrageaktion

Da die befragten Gesellschaften anonym bleiben sollten, wurde abweichend von der deutschen Studie eine zusätzliche Frage gestellt, und zwar, ob der Jahresabschluss nach tschechischem Recht auch der Überleitung zum Jahresabschluss nach ausländischem Recht (HB II) dient. Dieser Zweck des Jahresabschlusses wurde von unseren Mandanten, die wir beim Seminar befragt haben, fast immer genannt. Bei unserer Mandantenstruktur ist dies gut verständlich. Für kleine und mittelgroße Unternehmen ist der Jahresabschluss, wie erwartet, weiterhin für die Besteuerung wichtig, vgl. auch die folgende Tabelle.

 

  • Hauptaufgaben der Jahresabschlüsse von SME nach der Umfrage

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Die Antworten von vergleichbaren deutschen Gesellschaften sind ähnlich. Interessant ist eine unterschiedliche Bedeutung des Jahresabschlusses für die Gesellschafter. Es ist verständlich, dass die Informationen an die deutschen Investoren oft monatlich oder vierteljährig weitergeleitet werden, wodurch die Rolle des Jahresabschlusses sinkt. Nur ein knappes Drittel der tschechischen Gesellschaften betrachtet die Rolle des Jahresabschlusses als Informationsgrundlage für die Gesellschafter als sehr wichtig (nach der deutschen Umfrage war diese Rolle des Abschlusses zweimal wichtig oder sogar ausschlaggebend).  

 

Interessant ist auch der Jahresabschluss als Grundlage für die Gewinnausschüttung: für tschechische Gesellschaften ist diese Bedeutung drittwichtigste, für deutsche Gesellschaften fünftwichtigste. Einer detaillierten Analyse müsste noch eine weitere Befragung zugrunde liegen. Es ist jedoch ersichtlich, dass die Gewinnausschüttung für die deutschen Gesellschafter von SME nicht so wichtig ist. Für die tschechischen Gesellschafter bei der aktuellen wirtschaftlichen Lage ist die Gewinnausschüttung offensichtlich viel wichtiger.

 

Insgesamt ist jedoch aus Antworten tschechischer und deutscher Gesellschaften dieselbe Tendenz ersichtlich – zwei Hauptzwecke des Jahresabschlusses: eine große und mittlere Bedeutung hat der Jahresabschluss, neben den oben erwähnten, auch für Kreditinstitute, Leasinggesellschaften und die Geschäftsleitung, die Bedeutung des Jahresabschlusses für sonstige Nutzer wie Abnehmer, Lieferanten, Mitarbeiter und Gewerkschaften und Investoren ist nicht so groß. Es ist interessant, dass die niedrigste Abweichung bei Zielgruppen des Jahresabschlusses zwischen der deutschen und tschechischen Studie bei Investoren besteht.

 

Dieses Ergebnis begründen zwei zusätzliche Fragen der deutschen Studie, nach denen die Bedeutung des Jahresabschlusses für die Investoren erst bei größeren der mittelgroßen Gesellschaften steigt. Gleichzeitig besteht ein starker Zusammenhang zwischen den international tätigen Gesellschaften und der Bedeutung ihrer Jahresabschlüsse für die Investoren. Dies konnte in der tschechischen Studie leider nicht bestätigt werden, da unsere Umfrage anonym war und einzelne Antworten den Gesellschaften nicht zugeordnet werden konnten. Diese Ähnlichkeit ist unserer Ansicht nach wahrscheinlich, jedoch nicht nachweisbar.  

 

Einzig, was klar ist, ist die Tatsache, dass die Investoren als Nutzer der Jahresabschlüsse von tschechischen kleinen und mittelgroßen Unternehmen, an denen eine deutsche Muttergesellschaft beteiligt ist, nicht so umfangreiche Informationen benötigen wie in Deutschland. Nach der tschechischen Studie ist die Bedeutung des Jahresabschlusses für tschechische Investoren allerdings größer als in Deutschland. 

 

  • Es sollte nur ein Jahresabschluss erstellt werden

Ein weiteres wichtiges Ergebnis der deutschen Studie, das wir zwar nicht geprüft haben, mit dem wir jedoch einverstanden sind, ist die Schlussfolgerung, dass kleine und mittelgroße Unternehmen nur einen Jahresabschluss erstellen sollten. Sie sollten z.B. keine HB II, die in den Konzernabschluss (nach IFRS) einbezogen wird und keine Steuerbilanz (steuerliche Aufzeichnung) erstellen. Der Jahresabschluss sollte so erstellt werden, dass er alle Aufgaben und Zwecke erfüllt.

 

  • Fazit

Nach unseren Vergleichen, Analysen und Schlussfolgerungen sind wir obwohl nicht alle Vergleiche möglich waren überzeugt, dass die deutsche Studie und deren Bestätigung durch eine nicht so umfangreiche tschechische Studie den Gesetzgebern und der Fachöffentlichkeit ermöglichen, die Bedeutung und den Zweck der Angaben in der Bilanz, Gewinn und Verlustrechnung sowie der oft empfindlichen Anhangsangaben von tschechischen Gesellschaften gut zu definieren. Dies kann die Diskussion über die größenabhängigen Erleichterungen von kleinen und mittelgroßen Gesellschaften eröffnen.​

Kontakt

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Ing. David Trytko, Ph.D.

Auditor (Tschechische Rep.)

Associate Partner

+420 236 1633 50

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