Mezzanine Instrumente – Bausteine erfolgreicher Finanzierungen

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In der derzeitigen Niedrigzinsphase steigen die Preise für begehrte Assets und Unternehmensübernahmen und Immobilienerwerbe werden teurer. Dadurch gewinnen mezzanine bzw. hybride Finanzierungsformen wieder an Attraktivität. Käufer können so den Eigenkapitaleinsatz mindern und für Investoren bieten sich attraktive Anlagemöglichkeiten. Die Strukturierung ist flexibel.
 

Der Begriff „Mezzanine-Finanzierung” ist nicht fest definiert. Im Bereich der Projektfinanzierung versteht man darunter hybride Finanzierungsinstrumente, die bilanziell zwischen Eigen- und Fremdkapital einzuordnen sind. Sie sollen die Finanzierungslücke zwischen Eigen- und Fremdkapital im Rahmen einer Gesamtfinanzierung schließen. Wesentliches Kriterium ist die Nachrangigkeit des Finanzierungsinstruments gegenüber einer Darlehensfinanzierung durch ein Kreditinstitut (sog. Senior-Finanzierung). Der Senior-Finanzierungsgeber verlangt vom Darlehensnehmer – neben der Bestellung von Sicherheiten – die Bereitstellung von Eigenmitteln zur Absicherung der Gesamtfinanzierung.
 

Chancen und Risiken abwägen

Für den mezzaninen Finanzierungsgeber und den Darlehensnehmer bieten solche Finanzierungen Chancen, aber auch Risiken. Der Finanzierungsgeber kann eine höhere Rendite erwirtschaften. Das erklärt sich durch ein höheres Ausfallrisiko des mezzaninen Finanzierungsgebers. Im Verwertungs- oder Sicherungsfall hat der Senior-Finanzierungsgeber immer den Vorrang. Zudem wird unter Umständen im Insolvenzfall das mezzanine Darlehen dem eines Gesellschafters gleichgestellt und entsprechend nachrangig bedient.
 

Der Darlehensnehmer gewinnt durch die mezzaninen Mittel wirtschaftlichen Handlungsspielraum zurück. Die sonst im Projekt gebundenen Mittel werden wieder frei und können für weitere Projekte eingesetzt werden. Zudem werden mezzanine Mittel – bei entsprechender Ausgestaltung – für Ratingzwecke als „wirtschaftliches Eigenkapital” behandelt und erhöhen die Bonität. Nicht unterschätzen sollten Darlehensnehmer die Wechselwirkung zwischen dem hohen Ausfallrisiko des mezzaninen Finanziers und dessen daraus ableitbaren Wunsch, Mitsprache-, Zustimmungs- und Vetorechte zu erhalten, die ggf. denen eines Mitgesellschafters gleichgestellt sind.
 

Strukturelle Besonderheiten

Für mezzanine Finanzierungen gibt es keine Standardstruktur. Welche Finanzierungsstruktur gewählt wird, hängt von den Interessen des Senior-Darlehensgebers, des mezzaninen Finanzierungsgebers und des Darlehensnehmers ab. So kann die mezzanine Finanzierung durch ein klassisches Darlehen oder eine Anleihe erfolgen, die lediglich nachrangig zum Senior-Darlehen gestellt werden. Die mezzaninen Darlehen haben meist eine längere Laufzeit als die Senior-Darlehen. Laufende Tilgungen erfolgen nicht.
 

Daneben kann sich – insbesondere wenn der mezzanine Finanzierungsgeber nicht über eine Bankerlaubnis verfügt – ein qualifizierter Rangrücktritt anbieten. Fragen der Zins- und Tilgungszahlungen auf die Darlehen, der Fälligstellung und der Sicherheitenverwertung werden in einer Gläubigervereinbarung (dem sog. „Intercreditor Agreement”) zwischen den Beteiligten geregelt.
 

Bei der Ausgestaltung sind auch Fragen zu berücksichtigen, inwieweit es für bilanzielle und steuerliche Zwecke oder für das Rating des Darlehensnehmers opportun ist, das Finanzierungsinstrument dem Eigen- oder Fremdkapital zuzurechnen. Hier spielt es neben der Laufzeit und der Rangabrede eine Rolle, ob eine feste oder, an den Unternehmenserfolg gekoppelte, variable Verzinsung gewährt oder gar eine Verlustteilnahme vereinbart wird.

 

zuletzt aktualisiert am 2.11.2016

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Thomas Fräbel

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Bitte beachten Sie:

  • Der Finanzierungsmix ist bei Unternehmens- und Projekt­finanzierungen entscheidend. Stehen die wirtschaftlichen Eck­punkte, sollte überprüfen werden, ob eine mezzanine Struktur rechtlich und steuerlich geeignet ist.
  • Durch das Ausfallrisiko des mezzaninen Finanziers und des Wunsches, in die Belange des Unternehmens einzugreifen, ist gegen­seitiges Vertrauen wichtig.

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