Energiewende und Klimawandel im Mittelstand

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veröffentlicht am 5. April 2022 / Lesedauer ca. 3 Minuten
 

Die neue Bundesregierung will das Thema Energiewende und Klimaschutz mit großer Vehemenz nach vorne treiben. Die Bayerische Staatsregierung spricht vom Erreichen der Klimaneutralität bis 2040. Ich sage: „Alle Achtung“, frage mich aber gleichzeitig „Was heißt das für mich als Mittelständler – geht das überhaupt?“. Wenn ja, was muss dann im Mittelstand passieren, damit das Ziel der Klimaneutralität erreicht werden kann?

 Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Mauch kommentiert

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Mauch promovierte 1993 an der TU München über das Thema „Kumulierter Energieaufwand für Güter und Dienstleistungen – Basis für Ökobilanzen“. Von 1995 bis 2021 war er Geschäftsführer der Forschungsstelle für Energiewirtschaft e.V. Ab 1997 war er zudem Lehrbeauftragter der TU München am Lehrstuhl für Energiewirt­schaft und Anwendungstechnik mit den Vorlesungen „Industrielle Energiewirtschaft“ und „Ökobilanzierung und Umweltmanagement“. Im Jahr 2005 erhielt er eine Honorarpro­fes­sur an der TU München. Prof. Mauch ist wissenschaftlicher Berater der Forschungsstelle für Energiewirtschaft und Sprecher des Clusters Energietechnik bei Bayern Innovativ sowie Mitglied im Aufsichtsrat der KommEnergie GmbH.

 

Für die Unternehmen ergeben sich drei dringliche Aufgaben:

  • Es müssen zeitnah Maßnahmen zur Treibhausgasverminderung (Dekarbonisierung) umgesetzt werden, um das Erreichen erster Ziele schnell zu ermöglichen. Dazu gehören die Vermeidung unnötigen Verbrauchs, Effizienzsteigerungen, der Einsatz erneuerbarer Energien, eine zunehmende Elektrifizierung, der Einsatz synthetischer und biogener Energieträger.
  • Es müssen unternehmensspezifische Dekarbonisierungsstrategien entwickelt werden, die zum einen die kurzfristigen, häufig kosteneffizient umsetzbaren Maßnahmen berücksichtigen, und zum anderen auch die langfristige Transformation sowie die damit verbundenen Herausforderungen abbilden.
  • Es müssen neue organisatorische Prozesse, Instrumente und Kompetenzen etabliert werden, um den Transformationsprozess wirkungsvoll zu steuern.

 

Dabei ergibt sich eine Vielzahl von Fragen, die beantwortet werden müssen:

  • Sind die Informationen über die Energiebewirtschaftung des Betriebs ausreichend oder müssen sie erst ermittelt werden?
  • Welche Energieträger werden im Betrieb eingesetzt?
  • Welche Treibhausgasemissionen entstehen, wie werden sie bilanziert und wo sind die Bilanzgrenzen?
  • Welche schnell und kostengünstig erschließbaren Potenziale gibt es?
  • Wo sind die großen Stellhebel zur CO2-Einsparung und welche sind die kostengünstigsten?
  • Gibt es „Best Practice"-Beispiele?
  • Haben die Mitarbeiter das notwendige Bewusstsein für das Thema sowie das Wissen für entsprechende Lösungen?
  • Was kostet der ganze Transformationsprozess – und was kostet es, wenn nichts passiert?
  • Welche Fördermittel gibt es?

 

Naturgemäß ist bereits große Fach- und Sachkompetenz bei den Mitarbeitenden vorhanden. Deshalb ist deren Partizipation sehr wichtig. Unterstützt werden kann/sollte der Prozess von Experten, die Erfahrung bei der Anwendung innovativer Methoden haben, wie Ermittlung von Carbon Footprints, Ökobilanzierung, Berechnung der CO2-Vermeidungskosten und Nutzwertanalysen. Mit deren Unterstützung lassen sich bspw. der Status quo der Treibhausgasemissionen (THG) als Benchmark bestimmen, eigene Prozesse ökologisch optimieren, Mehrkosten bzw. Kosteneinsparung von Maßnahmen zur Reduktion von THG-Emissionen bewerten, ganz­heit­liche Vergleiche anstellen und Maßnahmen priorisieren.

 

Aufgrund vielfältiger Erfahrungen kann ich Sie ermutigen, sich auch auf den Weg zu machen; es ist kein Hexen­werk, es gibt viele kompetente Einrichtungen, die Unterstützung anbieten und die Sie auf dem Weg begleiten können. Und – Sie werden auf Ihrem Weg auf eine Vielzahl von kostengünstigen Möglichkeiten stoßen, CO2 zu sparen. Wenn Sie sich auf den Weg machen, werden Sie eine, nein Ihre Transformations­strategie entwickeln. Die im Qualitätsmanagement- und bei Öko-Auditsystemen angewandten Methoden des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses mit Plan-Do-Check-Act können einfach und erfolgreich angewandt werden. Schon nach einem ersten Zyklus wird klar sein, welche kostengünstigen und rentablen Maßnahmen schnell umgesetzt werden können.

 

Ich hatte oben als einen Aspekt die Partizipation der Mitarbeiter angesprochen. Als Beispiele sei unser internes Projekt FfE-Energiewende der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (kurz: FfE) mit folgenden Maßnahmen zum Klimaschutz erwähnt:  Die FfE-Mitarbeiter fahren mit dem Zug statt zu fliegen, die FfE besitzt zwei Elektro­fahrzeuge, ein Hybridfahrzeug und einen Benziner, mittelfristig werden es nur noch Elektrofahrzeuge sein. Mittels kontinuierlichem Monitoring der Energieverbräuche werden Maßnahmen zur Verbesserung der Prozesse identifiziert. Ein Teil des Stromverbrauchs wird durch eine Solaranlage bereitgestellt. Die erhebliche Abwärme von Rechenserver wird zur Beheizung der Büroräume genutzt. Der Neubau wird nach Nachhaltigkeits­kriterien und bilanziell als ein Nullenergiehaus geplant. Wir sind mit dem Transformationsprozess natürlich noch lang nicht am Ende – aber wir haben uns auf den Weg gemacht. Gehen Sie mit uns!

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