Wertsteigerndes Asset – Sicher und flexibel durch unwegsames Gelände

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veröffentlicht am 9. Februar 2021 / Lesedauer ca. 3 Minuten
 

Dr. Michael Braun antwortet

   

   

Mitarbeiter zählen zu den wichtigsten Ressourcen eines Unternehmens. Was zeichnet den ‚Faktor’ Mensch im ökonomischen Kontext aus?

Der Mensch ist DER entscheidende ‚Faktor’; ohne ihn funktioniert nichts. Auch und gerade in der zunehmend von Digitalisierung sowie Automatisierung geprägten modernen Arbeitswelt machen seine Emotionen, Erfahrungen, Resilienz, Kreativität usw. Unternehmen erfolgreich. Wer die relevante Messgröße des Faktors Mensch einzig in möglichst geringen Lohnkosten sieht, verkennt den entscheidenden Hebel für ökonomische Stärke: die Motivation des Menschen, seine Fähigkeiten möglichst erfolgreich einzusetzen. Das macht den Mitarbeiter zu einem unmittelbar wertsteigernden Asset eines Unternehmens – und zwar zum wertvollsten überhaupt. Wer den Mensch in den Mittelpunkt stellt, um seine Fähigkeiten an der richtigen Stelle wirken zu lassen, wird erfolgreich Krisen bestehen und die Strukturwandel meistern können.
 

Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang der Mega-Trend Digitalisierung?

Die Digitalisierung gestaltet unsere moderne Arbeitswelt derart rasant und grundlegend neu, dass sie in einer Reihe mit der Einführung der Dampfmaschine, der Fließbandproduktion und dem Einsatz von Elektronik als vierte industrielle Revolution genannt wird. In dieser als „Industrie 4.0” bezeichneten Arbeitswelt werden zunehmend Maschinen untereinander kommunizieren und so einerseits die Produktivität und Innovationskraft insbesondere des produzierenden Gewerbes erhöhen, aber andererseits teilweise auch das Anforderungsprofil an Arbeitnehmer verändern. Allzu oft resultiert hieraus Unsicherheit aus Sorge um Arbeitsplätze. Die Digitalisierung würde zum Gegenspieler des ‚Faktors’ Mensch. Dass diese Sichtweise zu einseitig ist, hat uns das vergangene Jahr 2020 eindrucksvoll gezeigt. Seit Ausbruch der Pandemie haben bspw. so viele Menschen wie noch nie mobil gearbeitet und damit die Vorzüge cloudbasierter Lösungen nicht nur zu schätzen gelernt. Vielmehr erwies sich die Digitalisierung sogar als Garant für Arbeitsplätze und als Schutz vor noch stärkerer Verbreitung des Coronavirus.
 

Daneben zeigen Studien, dass das Arbeiten im digitalen Umfeld bspw. nahezu doppelt so häufig selbst geplant und deutlich stärker auf die Familie abgestimmt erfolgen kann. Auch körperliche Entlastung spielt eine wichtige Rolle. Kurzum: Der digitale Arbeitsplatz schafft auch für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Freiräume und damit Vorteile.
 

Arbeitsbedingungen nehmen Einfluss auf die Produktivität von Mitarbeitern. Was zeichnet eine moderne Arbeitswelt aus?

Flexibilität, Agilität und aktuell auch Resilienz. Das sind wichtige Faktoren. Nicht nur Arbeitsort und Arbeitszeit werden in der modernen Arbeitswelt immer flexibler steuer- bzw. wählbar. Auch im Umgang mit der eben angesprochenen Digitalisierung ist Flexibilität im Sinne von Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem und Veränderungen der Schlüssel zum Erfolg. Nicht zuletzt zeigte uns 2020 auch, dass Unternehmen, die agil und flexibel in Bezug auf ihr Angebot und im Einsatz ihrer Ressourcen gehandelt haben, zu den Gewinnern der Corona-Krise, oder zumindest nicht zu ihren Verlieren, gehörten.
 

Gibt es Herausforderungen im internationalen Umfeld, die in den nächsten Jahren besonders beachtet werden müssen?

Sicher wird die Pandemie und ihre Folgen die wirtschaftliche Entwicklung der kommenden Jahre prägen. Kurzfristig hingegen wird sich zeigen, ob die Impfungen tatsächlich eine Rückkehr zur Normalität ermöglichen, sodass erste Bestandsaufnahmen zum Ausmaß der Folgen möglich werden. Daneben wird es mittelfristig mit dem Strukturwandel einhergehende Herausforderungen geben: seien es solche, die durch die Covid-19-Krise weiter verschärft wurden, etwa in der Automobilbranche, oder seien es solche, die die Krise möglicherweise erst hervorbringt. So könnte die Reisebranche und Beförderungsunternehmen bspw. ein Umdenken bei Business-Reisen noch länger beschäftigen.
 

Wie verändert sich die Arbeitswelt durch Covid-19? Welche essenziellen rechtlichen Fragestellungen ergeben sich?

Bezogen auf die moderne Arbeitswelt hat Covid-19 das Thema Homeoffice bzw. Mobiles Arbeiten enorm beschleunigt. Unternehmen haben breitflächig überwiegend positive Erfahrungen gesammelt und wollen Mobiles Arbeiten auch in Zukunft forcieren. Leider hat es der Gesetzgeber noch nicht geschafft, dafür einen validen rechtlichen Rahmen zu setzen. Zuletzt scheiterte die Initiative des Bundesministers für Arbeit und Soziales am Recht auf Mobiles Arbeiten, aber auch am Versuch, gleichsam durch die Hintertür eine Verpflichtung zur digitalen Zeiterfassung einzuführen.
 

Die Herausforderung ist, rechtliche Rahmenbedingungen, etwa auch im Arbeitszeitgesetz so zu setzen, dass der gewünschten Flexibilität und Agilität von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern keine Grenzen gesetzt werden und gleichzeitig dem Arbeitnehmerschutz Rechnung zu tragen.

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Dr. Michael S. Braun

Rechtsanwalt, Fachanwalt für Arbeitsrecht, Wirtschaftsjurist (Univ. Bayreuth)

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