Gemeinsam stärker – Kooperationsstudie Energie

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veröffentlicht am 16. September 2013
 
Energieversorger auf Kooperationskurs
 
Von Markus Mrozyk
 
Die Energiewende erfordert verstärkte Zusammenarbeit von Stadtwerken und Versorgungsunternehmen im kleinen und mittleren Segment. Dies ist das zentrale Ergebnis der aktuellen „Kooperationsstudie Energie” von Rödl & Partner. Für die Studie wurden bundesweit Entscheider kleiner und mittlerer Stadtwerke und Versorger befragt.
 

Ausgangssituation

Versorgungsunternehmen / Stadtwerke stehen in Deutschland vor gewaltigen Herausforderungen. Die Bewältigung der Energiewende, anhaltender regulatorischer Druck und die Zunahme des Wettbewerbs um Strom- und Gaskunden zwingen insbesondere kleine und mittlere Versorgungsunternehmen / Stadtwerke zum Handeln.
 
Schwerpunkt der Umfrage war die Frage, ob kleine und mittlere Versorgungsunternehmen / Stadtwerke aktuelle und zukünftige Herausforderungen alleine oder besser mit einem Partner bewältigen können. Welche Gründe sprechen dafür, welche dagegen? In welchem Umfang und wie kann eine mögliche Kooperation umgesetzt werden? Was sind die größten Hürden? Welche Faktoren sind ausschlaggebend für eine erfolgreiche Kooperation?
 
Studienergebnisse
Die Ergebnisse unserer bundesweiten Befragung von kleinen und mittleren Versorgungsunternehmen / Stadtwerken zum Thema „Kooperation“ zeigen, dass viele Versorgungsunternehmen mit Kooperationsvorhaben bereits positive Erfahrungen gemacht haben. Zunehmender Wettbewerbsdruck, regulatorische Risiken und die Energiewende werden die Versorgungslandschaft in Deutschland nachhaltig verändern. Diesen Herausforderungen müssen sich die Versorgungsunternehmen in
den kommenden Jahren stellen. 
 
Daher müssen sich immer mehr Versorgungsunternehmen mit dem Thema „Kooperation“ auseinandersetzen. Das bestätigt auch die Frage nach dem Kooperationstrend in den kommenden Jahren, bei der rund drei Viertel aller befragten Unternehmen unsere Einschätzung teilen. Ein weiterer Beleg für diesen Trend ist auch die Tatsache, dass aktuell 62 Prozent aller Teilnehmer bereits Kooperationsvorhaben ins Auge gefasst und diskutiert haben. Nach überwiegender Meinung aller Teilnehmer können aktuelle und künftige Herausforderungen mit einem Partner besser gemeistert werden.
 
Die Gründe für Kooperationsüberlegungen sind dabei vielfältig: Bei den externen Einflussfaktoren sind es vor allem der zunehmende Wettbewerb, regulatorische Risiken und die Notwendigkeit des Aufbaus neuer Geschäftsfelder. Bei den internen Einflussfaktoren fehlendes Know-how, Kosten- und Erlösdruck sowie Engpässe bei den Personalkapazitäten.
 
Neben den Auslösern und Beweggründen für Kooperationsüberlegungen sind auch die Voraussetzungen und Erfolgsfaktoren wichtige Indikatoren. Hier zeigen die Studienergebnisse klare Vorlieben: Den Erhalt der Eigenständigkeit (88 Prozent), die Verteilung der Kooperationslasten auf die Partner (49 Prozent) sowie die Sicherstellung des beherrschenden Einflusses auf die jetzigen Gesellschafter (36 Prozent) bewerten die Befragten als wesentliche Voraussetzung für eine Kooperation. Auch bei den Erfolgsfaktoren für eine gelungene Kooperation zeichnet sich ein deutliches Meinungsbild ab: Die Teilnehmer nennen hier eine vergleichbare Unternehmensstrategie (72 Prozent), Synergieeffekte
(62 Prozent) und vergleichbare Unternehmenskulturen (59 Prozent) als wichtigste Faktoren.
 
Klare Erwartungen werden auch an mögliche Kooperationspartner gestellt. Dieser sollte ein Partner auf Augenhöhe (80 Prozent), regional verbunden (72 Prozent) und Know-how-Träger (54 Prozent) sein.
 
Im Rahmen der Studie wurde auch nach der vorstellbaren Kooperationsform gefragt, unterschieden nach gesellschaftsrechtlichen Veränderungen, Gründung neuer Gesellschaften und nichtinstitutionalisierten Kooperationen (rein vertraglich). Das Ergebnis überrascht wenig: Je kleiner die Unternehmen, desto
niedriger ist die Bereitschaft zu einer gesellschaftsrechtlichen Veränderung.
 
Die Ursachen für das Scheitern von Kooperationsvorhaben führen ca. 60 Prozent aller befragten Unternehmen auf kommunale und lokalpolitische Aspekte, auf Vorbehalte der Gesellschafter und sogenannte weiche Faktoren zurück.
 

Zusammenfassend können wir feststellen:

  • Die Veränderungen der allgemeinen Rahmenbedingungen durch die Energiewende bereiten kleinen und mittleren Versorgungsunternehmen / Stadtwerken Sorgen. Die eigene Situation im Marktumfeld wird dennoch eher optimistisch eingeschätzt.
     
  • Angesichts der ungewissen Entwicklung der Rahmenbedingungen in der Energiewirtschaft denken die Unternehmen zunehmend über Kooperationen nach, um die derzeitigen und künftigen Herausforderungen zu bewältigen. Aktuell diskutieren mehr als die Hälfte aller Unternehmen mögliche Kooperationsmodelle.
     
  • Optimierungs- und Wachstumspotenzial sind bei den Unternehmen noch nicht ausgeschöpft. Dies lässt den Schluss zu, dass Anstrengungen aus eigener Kraft weitestgehend abgeschlossen sind, jedoch weitere Bemühungen nur gemeinsam mit einem geeigneten Partner zum gewünschten Erfolg führen. Gerade kleine und mittelgroße Unternehmen sehen dies insbesondere in den Wertschöpfungsstufen Vertrieb, Netz und Shared Services.
     
  • Kooperationsbereitschaft besteht grundsätzlich in allen klassischen Sparten eines Versorgungsunternehmens. Am ehesten allerdings in den Sparten Strom und Gas. Entlang der Wertschöpfungsstufen werden mehrheitlich die Bereiche Erzeugung und Energiebeschaffung gefolgt von Netz, Vertrieb und Shared Services favorisiert. Bei den drei letztgenannten eröffnen sich auch die größten Optimierungs und Wachstumspotenziale.
     
  • Wenn Kooperationen scheitern, dann insbesondere an Bedenken und Vorbehalten aufseiten der Gesellschafter. Laut kommunal geprägten Versorgungsunternehmen / Stadtwerken behindern vor allem lokalpolitische Aspekte eine erfolgreiche Kooperation. Aber auch das Kooperationskonzept an sich, die unsicheren energiepolitischen Rahmenbedingungen sowie weiche Faktoren wie die Unternehmenskultur werden für ein Scheitern verantwortlich gemacht.
     
  • Die Erwartungen an einen potenziellen Kooperationspartner sind eindeutig: Er sollte ein Partner auf Augenhöhe, regional verbunden und Know-how-Träger sein.
     
  • Auch bei der Frage nach den Erfolgsfaktoren gelungener Kooperationen gibt es eindeutige Tendenzen: Die Mehrheit der Unternehmen setzt auf vergleichbare Strategien, große Synergieeffekte und ähnliche Unternehmenskulturen.
     
  • Bei den Voraussetzungen für eine gelungene Kooperation spiegeln sich in Teilen auch die Gründe für ein Scheitern. Gerade der Erhalt der Eigenständigkeit ist bei kommunal geprägten Versorgungsunternehmen ein wichtiges Kriterium.
     
  • Unabhängig von der Unternehmensgröße bevorzugen die Unternehmen momentan nicht institutionalisierte Kooperationsformen oder die Gründung neuer Gesellschaften, bspw. zum Auf- und Ausbau bestehender und neuer Geschäftsfelder, als vorstellbare Kooperationsformen. Weitergehende Kooperationsformen zur Bewältigung der anstehenden Herausforderungen gelten derzeit als nicht vorstellbar.
 

Fazit / Ausblick

Die Kooperationsstudie für kleine und mittlere Versorgungsunternehmen / Stadtwerke steht unter dem Motto „Gemeinsam stärker“.
 
Die Studienergebnisse belegen, dass kleine und mittlere Versorgungsunternehmen / Stadtwerke angesichts der bevorstehenden Veränderungen künftig häufiger kooperieren werden (vgl.
Abb. 1).
 
Gerade kleine Versorgungsunternehmen sind in Deutschland für die Energieversorgung unverzichtbar. Auch wenn das künftige Energiekonzept für Deutschland noch heftig diskutiert wird, zeigt sich, dass kleine und mittlere Versorger bei der Umsetzung der Energiewende eine zentrale Rolle spielen werden. Nichtsdestotrotz stehen auch diese Unternehmen vor gewaltigen Herausforderungen.
 
Trend zu mehr Kooperationen
 
Auf der einen Seite sollen sie helfen, den Atomausstieg möglich zu machen. Hierzu muss vor allem in die dezentrale Energieerzeugung – z.B. auf Basis Erneuerbarer Energien – investiert werden. Auf der anderen Seite müssen sich auch die kleinen und mittleren Energieversorger dem Wettbewerb und regulatorischen Vorgaben beugen. Hinzu kommt, dass die Mehrheit der Unternehmen unter kommunalem Einfluss steht. Die Bemühungen der Städte, Gemeinden und Kommunen um einen besseren Klima- und Umweltschutz, bei denen die lokalen Versorgungsunternehmen eine wichtige Rolle spielen, werden konterkariert von Sparzwängen und dem Ziel der Haushaltskonsolidierung. In diesem Spannungsfeld müssen sich kleine und mittlere Versorgungsunternehmen / Stadtwerke zunehmend behaupten.
 
Angesichts dieser vielfältigen Herausforderungen bejaht die Mehrheit der befragten Unternehmen die zentrale Fragestellung „Gemeinsam stärker?“. Über die Kooperation als den Weg der Zukunft besteht also Einigkeit und auch bei der Frage nach dem „Wie?“ sind bereits eindeutige Tendenzen und Vorstellungen erkennbar. Fraglich ist allerdings, ob punktuelle Kooperationen entlang der Wertschöpfungskette oder auf rein vertraglicher Basis ausreichen werden. Beide Kooperationsformen
sind beliebt, weil sie überschaubar, relativ leicht zu realisieren und – je nach Entwicklungsstand – zurückgenommen oder ausgebaut werden können. Zudem sind bei punktuellen oder rein vertraglichen Kooperationen mögliche Hürden leichter zu überwinden, weswegen sie tiefergehenden Modellen der Zusammenarbeit vorgezogen werden (vgl. Abb. 2).
 
Die Ergebnisse der Untersuchung hat Rödl & Partner in einer umfassenden Studie auf insgesamt 45 Seiten zusammengetragen. Die gesamte Studie kann gegen eine Schutzgebühr von 95,- Euro über unsere Homepage bezogen werden.
 
Vorstellbare Formen der Kooperationen

 

 

Kontakt

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Anton Berger

Diplom-Ökonom, Diplom-Betriebswirt (FH)

Partner

+49 911 9193 3601

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