Afrika ist mehr als ein Kontinent der Chancen

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veröffentlicht am 25. Mai 2022 | Lesedauer ca. 5 Minuten

  

Das rasant steigende Bevölkerungswachstum auf dem afrikanischen Kontinent hat zu einem zunehmend immer stärkeren Bedarf nach Waren und Dienstleistungen geführt. Dies macht die Schaffung weiterer Investitionsmöglichkeiten erforderlich, vor allem in den noch stark importabhängigen Regionen Afrikas. Für deutsche Unternehmen bietet sich die Chance, mit ihrer modernen und verlässlichen Technologie in Afrika zu in­ves­tie­ren. Entwicklungs- bzw. Nachholbedarf gibt es vielen Bereichen, u.a. in der Agrar­wirtschaft, im Gesundheits- und Bildungssektor, im Infrastrukturbereich (Verkehr und Energie) oder im Bereich der Trinkwasserversorgung.

 

  

       
   

 

Um sich den riesigen Markt mit einer Bevölkerungszahl von rund 1,3 Milliarden zu erschließen, ist deutschen Unternehmen anzuraten, sich diesen über Südafrika, Kenia oder Nigeria als Sprungbrett für den Einstieg in andere afrikanische Länder zugänglich zu machen. 
 

Das Tor über Kenia

Eine Möglichkeit für deutsche Investoren unternehmerisch in Afrika tätig zu werden, bietet das östlich gelegene Kenia mit rund 50 Millionen Einwohnern. Einerseits dient es als Zugang zum ostafrikanischen Markt. Zudem wird derzeit vor der Küste des Landes einer der größten Tiefseehäfen in „Lamu“ gebaut, der sich zukünftig als ein Zugangstor zum asiatischen Markt entwickeln soll. Neben dem für Kenia und den angrenzenden Binnen­ländern größten und bedeutendsten Hafen Ostafrikas (Hafen von Mombasa), über welchen ein Großteil ihres internationalen Warenverkehrs abgewickelt wird, soll sich der neue Hafen“ zu einem weiteren der be­deu­tend­sten Warenumschlagsplätze Kenias etablieren. Neben der Entstehung diverser Infrastrukturprojekte in Kenia sind außerdem weitere Bauvorhaben geplant. Öffentlich-private Partnerschaften (PPP) sollen hierbei zuneh­mend stärker an Bedeutung gewinnen. Ein Beispiel eines solchen Vorhabens ist die erste Mautautobahn, „Nairobi-Expressway“, in der Hauptstadt des Landes, die im Mai 2022 fertiggestellt wurde. Weitere für die Wirtschaft bedeutende Wirtschaftssektoren sind die Agrarwirtschaft, die Produktion/Fertigung/Verarbeitung, der Bau- und Gesundheitssektor. Aber auch die Branchen IT und Kommunikation gewinnen zunehmend immer stärker an Bedeutung.
 

Ein Markt in Westafrika 

Daneben besitzt Nigeria mit einer heimischen Bevölkerung von mehr als 200 Millionen zahlreiche Industrien mit Produktionsstandorten. Zugleich eignet es sich als Drehscheibe für ausländische Investitionen im Westen des Kontinents. Es ist zu beobachten, dass die Attraktivität des Landes für ausländische Unternehmen verstärkt zunimmt. Viele Wirtschaftsbereiche dortzulande, die sich seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie nunmehr wieder erholt haben, entwickeln sich seit 2021 allmählich wieder positiv. Vor allem der starke und weit fortgeschrittene Industriesektor, wie bspw. die Produktion von Abfüllanlagen und Flaschen, etwa für Bier und Fruchtsäfte, gehört mit zu den Wirtschaftstreibern des Landes. Weitere wachsende Prognosen werden für die Agrarwirtschaft und den Dienstleistungssektor vorausgesagt. Ebenso soll der Anteil der Infrastrukturprojekte deutlich ausgeweitet werden, insbesondere für die Bereiche Wohnungsbau, Transport und Verkehr (u.a. Brücken, Straßen, Bahntrassen, Modernisierung von Agrarlogistikzentren). Durch den Infrastrukturausbau wird zudem ein Zuwachs für die Zementindustrie und die Baubranche vorhergesagt. 
 
Für die Umsetzung solcher Infrastrukturvorhaben beabsichtigt die nigerianische Regierung die stärkere Einbin­dung des Privatsektors. 
 
Aufgrund des zunehmend steigenden Bedarfs an Fachkräften in dieser Region könnten deutsche Unternehmen, die für ihr hervorragendes Know-how (Aus- und Weiterbildung) bestens bekannt sind, die Chance nutzen, diese Fachkräfte auszubilden.
 

Der bedeutendste Industriestandort auf dem afrikanischen Kontinent

Denkbar wäre ein Unternehmensstandort für deutsche Investitionen im modernen und wirtschaftlich stark entwickelten Südafrika, um von dort aus die wachsenden umliegenden afrikanischen Märkte der Subsahara-Länder sowie zunehmend weitere Länder, wie Nord- und Südamerika, Asien und die europäischen Länder zu beliefern. 
 
Aufgrund der modernen Infrastruktur mit zahlreichen Industrie- und Produktionsbetrieben in dem Wirt­schafts­zentrum von Johannesburg (Provinz Gauteng) bietet Südafrika eine breite industrielle Basis, die zugleich ein wichtiger Abnehmer für den Maschinen- und Anlagenbau ist. Dies gilt vor allem für die Chemie- und Stahl­in­dustrie, die Lebensmittelverarbeitung, den Automobilsektor sowie den traditionellen Bergbau. 
 
Parallel bietet das in der Provinz „Western-Cape“ gelegene Kapstadt mit zahlreichen Dienstleistungen, wie bspw. Erneuerbare Energien, Finanzen, Versicherungen und IT, mit einem hochentwickelten Finanzsektor sowie modernen funktionierenden Rechtssystem, ein großes Wirtschaftspotenzial für deutsche Unternehmen. 
 
Zusätzlich wird in der bedeutenden Industrie- und Hafenstadt „Durban“, als führender Schifffahrtterminal des afrikanischen Kontinents, ein wesentlicher Anteil des Warenumschlags von und nach Südafrika abgewickelt. Für die Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrikas (SADC) ist es das wichtigste Tor zur Welt. Die Provinz „KwaZulu-Natal“ ist zugleich für ihre hervorragende Logistikinfrastruktur und diversifizierten Industrie bekannt, u.a. in den Bereichen Automobile, Chemie, Gesundheit und Erneuerbare Energien (Umwelttechnik). Zuneh­men­des Augenmerk gilt ebenso der Forschung & Entwicklung. Hierbei nimmt die Wasserstofftechnologie immer mehr an Bedeutung im Bereich der Energiewirtschaft. Damit gilt diese Provinz als ein weiteres Drehkreuz für die ganze Region. Dennoch bleibt zu beachten, dass der Hafen von Durban steigender Konkurrenz anderer Häfen mit regionalen Ambitionen ausgesetzt ist. 
 
Zwischen der Republik Südafrika bestehen zudem enge wirtschaftliche Verbindungen mit anderen afri­ka­ni­schen Ländern. Zu Beginn 2022 besuchte der Präsident des Landes, Cyril Ramaphosa, mehrere westliche Länder des afrikanischen Kontinents, mit dem Ziel, die bilateralen Beziehungen zu ihnen zu festigen. Die sich zunehmend stärker entwickelnden Handelsbeziehungen Südafrikas mit dem westafrikanischen Land, Guinea-Bissau, stellen ein weiteres Beispiel für enge wirtschaftliche Beziehungen mit dem Land dar. Südafrika ex­por­tiert vor allem Fahrzeuge, Schiffe, Flugzeuge, Maschinen und Kunststoffe nach Guinea-Bissau. Demgegenüber importiert Südafrika u.a. Kokosnüsse, Cashewnüsse und Paranüsse aus Guinea-Bissau. Der Handel zwischen beiden Ländern besitzt das Potential zu einem höheren Wirtschaftswachstum und Wohlstand beider Länder beizutragen. 
 
Für Deutschland gilt das Land am Kap, nach wie vor, als sein wichtigster afrikanischer Handelspartner. 
 

Für ein stärkeres Afrika 

Zukünftig könnte der Einstieg auch weitere afrikanische Länder der sog. panafrikanischen Freihandelszone „African Continental Free Trade Area” (AfCFTA), die am 1. Januar 2021 in Kraft trat, umfassen. Ein bedeutendes Ziel ist die Förderung und Stärkung des Handels mit Waren und Dienstleistungen auf dem afrikanischen Kon­tinent, um die wirtschaftliche Entwicklung des gesamten Kontinents zu fördern. Aber auch der Abbau von Handelshemmnissen, wie bürokratische zeitintensive Verfahren, die den innerafrikanischen Handel noch immer in erheblichem Maße behindern. Hinzu kommt die unzureichende Infrastruktur einzelner afrikanischer Länder. Eines der wichtigsten Ziele der neuen Freihandelszone ist es, dass die Wirtschaft innerhalb Afrikas noch stärker (zusammen) wächst und über die bereits bestehenden Handelsblöcke hinaus als Ganzes vereint wird, das sich in den kommenden Jahren von den restlichen Ländern der Welt wirtschaftlich weniger abhängig macht. 
 
Von dieser kontinentalen Freihandelszone könnten viele Länder in Afrika einen Vorteil schöpfen. So werden etwa mit dem Wegfall von Einfuhr- oder Ausfuhrzöllen lokale Produkte für die einzelnen afrikanischen Länder attraktiver, bspw. für Maschinen und Ausrüstungen für die Produktion und Fertigung. Die neue Freihandelszone soll außerdem ausländischen Unternehmen einen größeren Markt ermöglichen. Im Vordergrund steht ein entwicklungspolitischer Ansatz, der darauf abzielt, die Hürden abzubauen und den Handel und die Produktion zu stärken. Bis zu den daraus resultierenden Vorteilen müssen jedoch noch viele Aufgaben von allen beteiligten Ländern schrittweise bewältigt werden.
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