Erfolgreich investieren in Südafrika

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​​​​​​zuletzt aktualisiert am 7. Juni 2024 | Lesedauer ca. 4 Minuten


    

  

​​Wie schätzen Sie die derzeitige wirtschaftliche Lage in Südafrika ein?

Die wirtschaftliche Lage in Südafrika bleibt herausfordernd, doch es gibt auch positive Entwicklungen.

Eine große Herausforderung sind die neuen US-Zölle auf südafrikanische Exporte, die erhebliche Auswirkungen auf wichtige Industriezweige haben dürften. Der 30 Prozent Zollsatz wird besonders die Fertigungsindustrie, die Automobilbranche und die Landwirtschaft treffen und es südafrikanischen Unternehmen erschweren, im US-Markt wettbewerbsfähig zu bleiben.

Die Wirtschaftswachstumsprognosen für 2025 variieren zwischen 1,0 und 2,1 Prozent, was eine deutliche Verbesserung gegenüber der Wachstumsrate von 0,6 Prozent im Jahr 2024 darstellt. Die Arbeitslosenquote bleibt jedoch mit rund 33 Prozent sehr hoch. 

Positiv hervorzuheben ist die stabilisierte Stromversorgung, die sich in den letzten Monaten spürbar verbessert hat. Dadurch steigt die Produktivität, was die wirtschaftliche Erholung unterstützen könnte. Zudem sorgt die Regierung der Nationalen Einheit für politische Kontinuität und wirtschaftliche Stabilität.

Wie würden Sie das Investitions­klima in Südafrika beschreiben? Welche Branchen bergen großes Potenzial?

Für deutsche Unternehmen, die in der Subsahara-Region investieren möchten, bleibt Südafrika ein attraktiver Unternehmensstandort und ein Tor zu anderen Märkten des Kontinents.

Energiesektor

Der Bereich Erneuerbare Energien, aber auch Batterien und Wechselrichter, bietet weiterhin gute Marktchancen. Zwar bleibt Südafrika aktuell vom Load-Shedding verschont, doch die stark steigenden Strompreise machen unabhängige Stromversorgungslösungen weiterhin interessant.

Infrastruktur & Bau

Der Infrastruktursektor birgt enormes Wachstumspotenzial, und die Regierung plant, die Privatwirtschaft stärker in diesen Bereich einzubinden. Dies könnte zahlreiche neue Investitionsmöglichkeiten für ausländische Unternehmen schaffen.

Bergbau & Rohstoffe

Südafrikas traditionell bedeutender Bergbausektor bietet weiterhin große Chancen für internationale Investoren. Die steigenden Rohstoffpreise, insbesondere aufgrund der starken Nachfrage aus China, sowie das wachsende Interesse an Platin – einem zentralen Bestandteil der Wasserstoffantriebstechnologie – könnten die Rohstoffindustrie nachhaltig wachsen lassen.

Digitalisierung

Ein weiterer wachsender Sektor ist die Digitalisierung, die insbesondere in den Bereichen Agrobusiness, Gesundheit, Bildung, Informations- und Kommunikationstechnik (Mobilfunknetze, Cloudlösungen), Handel und E-Logistik stark voranschreitet.

Weitere Schlüsselindustrien

Vielversprechende Potenziale gibt es zudem in folgenden Bereichen:
  • ​Verarbeitende Industrie (Lebensmittelverarbeitung und -verpackung, Getränkeindustrie, Düngemittelproduktion)
  • Automobilherstellung
  • Petrochemie
  • Medizintechnik
  • Telekommunikation.

Welchen Herausforderungen steht ein deutscher Unternehmer beim Engagement in Südafrika gegenüber?

Zu den Herausforderungen für deutsche Unternehmen in Südafrika gehört das „Broad-Based Black Economic Empowerment” (B-BBEE), das Einwanderungsrecht und die volatile Währung des Landes. 

B-BBEE verfolgt das Ziel, die vormals benachteiligten Bevölkerungsschichten stärker in die südafrikanische Wirtschaft einzubeziehen. Deutsche Unternehmen sollten sich frühzeitig mit B-BBEE auseinandersetzen, denn eine angemessene B-BBEE Struktur bedarf Zeit, Expertenrat und oftmals einen lokalen B-BBEE Partner. Auch wenn B-BBEE sicherlich eine Herausforderung für deutsche Unternehmen ist, ist B-BBEE ein fester Bestandteil Südafrikas und sollte auch als Chance betrachtet werden, an der Transformation des Landes teilzunehmen.  

Auch wenn sich die Rechtslage im Bereich des Einwanderungsrechts im letzten Jahr verbessert hat, müssen Arbeitsvisa und Entsendungen von Mitarbeitenden langfristig geplant und organisiert werden.
  
Das Inkrafttreten des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) zum 1. Januar 2023 bedeutet eine weitere Hausforderung für die betreffenden deutschen Unternehmen, die südafrikanische Zulieferer haben. Denn sie müssen ihre globalen Lieferketten überdenken und sich gegebenenfalls neu aufstellen. Für Südafrika sind insbesondere die folgenden Sorgfaltspflichten des LkSG von Bedeutung: Verbot der Ungleichbehandlung in der Beschäftigung und Arbeitnehmersicherheit. In Bezug die die Arbeitnehmersicherheit spielt das Risiko der ungenügenden Ausbildung eine wichtige Rolle in Südafrika

Müssen unternehmen Grundstücksenteignungen in Südafrika fürchten?

Die Diskussion über Grundstücksenteignungen in Südafrika ist seit Jahren ein hochpolitisches und umstrittenes Thema. Im Januar 2025 wurde das neue Enteignungsgesetz veröffentlicht, es ist jedoch noch nicht in Kraft getreten. Besonders die Frage der Enteignung ohne Entschädigung sorgt für intensive Debatten.

Das Gesetz schafft einen klaren rechtlichen Rahmen, der Unternehmen und Investoren in Südafrika umfassend schützt. Es legt fest, dass Enteignungen nur für öffentliche Zwecke oder im öffentlichen Interesse erfolgen dürfen. Grundsätzlich muss eine gerechte und angemessene Entschädigung gezahlt werden, die einen fairen Ausgleich zwischen dem öffentlichen Interesse und den Eigentümerrechten schafft.

Das Gesetz sieht Enteignungen ohne Entschädigung nur in Ausnahmefällen vor. Dies betrifft Situationen, in denen eine Angemessenheitsprüfung ergibt, dass eine Null-Kompensation gerechtfertigt ist. Beispiele hierfür sind:
  • Ungenutzte Grundstücke, die rein spekulativ gehalten werden.
  • Aufgegebene Grundstücke, deren Eigentümer nicht mehr auffindbar ist.
  • Staatliche Grundstücke, die nicht für ihre ursprünglichen Aufgaben genutzt werden.

Für deutsche Unternehmen, die in Südafrika investieren, dürfte das Gesetz keine direkten negativen Auswirkungen haben.

Wie wird sich aus Ihrer Sicht Südafrika weiterentwickeln?

Es besteht große Hoffnung, dass neue Mehrparteienregierung Bürokratie abbauen und Korruption bekämpft. Die neue Regierung hat dazu beigetragen, die politische Unsicherheit zu verringern und eine breite Koalition aus verschiedenen Parteien zu schaffen. Durch die Zusammenarbeit verschiedener Parteien wird versucht, sozialen Zusammenhalt zu stärken und langfristige Lösungen für wirtschaftliche Ungleichheiten zu finden.

Es ist zu begrüßen ist, dass es Fortschritte in Bezug auf die Arbeitsvisumproblematik gibt. Der große Backlog an Anträgen schrumpft, auch wenn dies eine hohe Anzahl an mitunter falschen Ablehnungen zur Folge hat. Auch das neu eingeführte Punktesystem für Arbeitsvisa ist zu begrüßen. Positiv auf die Wirtschaft wird sich darüber neue Remote Working Visa auswirken. Dieses Visum ermöglicht es Nicht-Einheimischen in Südafrika zu leben und remote für einen ausländischen Arbeitgeber zu arbeiten. 

Südafrika wird weiterhin das zentrale Markteinstiegslandes des afrikanischen Kontinents bleiben. Trotz der anhaltenden Korruption und Misswirtschaft bleibt das Südafrika auch aufgrund der starken unabhängigen Justiz und hohem Grand an Rechtssicherheit ein bevorzugter Investitionsstandort.​

Kulturelle Einblicke

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