Mit green Corporate PPA gegen den Strompreisanstieg?

PrintMailRate-it

​veröffentlicht am 12. Juli 2021; zuletzt aktualisiert am 11. November 2021


Der Strompreis steigt auf ein neues Niveau. Die große Frage ist natürlich nun, ob dieser wieder auf das Vorjahresniveau absinkt, oder sich auf einem höheren Niveau festsetzt. Für Letzteres sprechen mehrere Gründe: Entwicklung CO2-Preise, Entwicklung Gaspreise, Entwicklung Kohlepreise. All diese Gründe führen, solange noch substantiell fossiler Strom in den Netzen steckt, dazu, dass sich ein höheres Niveau manifestiert. Selbst bei einem schnellen, massiven Ausbau der EE wird der Strompreis auf diesem Hoch erhalten bleiben – Hier müssen nun Unternehmen in Zukunft gegenlenken.

Hieraus resultieren klare Chancen und Empfehlungen für Corporate PPA, welche in ihren vielen Formen zu kalkulierbaren Strompreisen für Unternehmen führen können.


Was die letzten Monate am Strommarkt in Deutschland passiert ist, war in dieser Geschwindigkeit nicht zu erwarten. Oder? Wenn die Strompreise sich an der Strombörse (EEX) nur ansatzweise so entwickeln, wie aktuell erwartet (Anmerkung: auch der Autor hat keine Glaskugel und natürlich ist man nicht vor unvorhergesehenen Ereignissen, wie globalen Pandemien oder Finanzkrisen gefeit), hat jedes Unternehmen ein klares Interesse über neue Methoden der Strombeschaffung nachzudenken.

 

Strommarktrallye

Es wirken diverse Einflussgrößen auf den Stromspotmarkt, die bereits erheblichen Einfluss auf den Strompreis haben:

  • Coronakrisenende – das Ende der Pandemie führte wieder zu einer Aufnahme gewerblicher Tätigkeiten und somit zu einem Anstieg des Stromverbrauchs (im ersten Halbjahr 2021 lag die Bruttostromerzeugung bei 292 TWh (Mrd. kWh) – ein Anstieg von fast 5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum (1. Halbjahr 2020: 279 TWh)).1 Ebenso ist der Gaspreis auf einem Hoch, was die Kosten der oft preissetzenden Gaskraftwerke und somit auch den Strompreis nach oben treibt.
  • CO2-Preis: Der CO2-Preis im europäischen Emissionshandel ist gestiegen (siehe folgende Grafik):

 Strommarkt Deutschland

 

Zum Vergrößern klicken

 


Der Preis pro Tonne CO2 ist somit seit Januar 2021 deutlich von 50 Euro auf 70 Euro angestiegen. Dies scheint mit den angekündigten Nachbesserungen der Klimaschutzziele zusammenzuhängen, die zu Jahresbeginn von der EU verkündet wurden. Dies verstärkt den sich seit längerer Zeit ankündigenden Trend, dass zunehmend die Kohlekraftwerke aus dem Markt gedrängt werden. Hieraus resultiert aktuell ein Wiederaufleben der Gaskraftwerke, welche aufgrund der geringeren CO2-Emissionsfaktoren pro kWh nun deutlich höhere Anteile am Strommarkt abbilden. 

  • Weiterhin haben – im Vergleich zu 2020 – die Erneuerbaren etwas geschwächelt – es gab im 1. Halbjahr weniger Sonne und weniger Wind, wodurch einerseits gemäß dem Zentrum für Solarwirtschaft (ZSW) auch der Anteil der EE nur bei 43 Prozent lag (in 2020: 50 Prozent).

Die Erwartung für den CO2-Preis ist aufgrund

  • des Green Deals, und den auch im EU-Klimagesetz integrierten, verschärften Klimaschutzzielen für die EU (55 Prozent Senkung bis zum Jahr 2030) 2,
  • der weiteren Verknappung des Angebots für Zertifikate und
  • dem Einstieg von Finanzinvestoren in den CO2-Markt3

ein weiterer Anstieg des Preises. Es rächt sich nun in der Energiepolitik der letzten Jahre, dass der EE-Ausbau nicht stärker forciert wurde (bspw. durch Hürden bei Windkraft (z. B. 10H-Regel), Beschränkungen bei Flächenkulissen für PV und EEG-Umlagen auf Eigenverbrauchsanlagen). Denn die Kohleanlagen treibt es nun aufgrund ihrer hohen Emissionsfaktoren aus dem Markt (auch ohne Kohleausstiegsgesetz) – die Gaskraftwerke steigen voll ein, werden aber weiter die Preise auf dem höheren Niveau halten. Dies ist aktuell an der Strommarktpreisentwicklung zu erkennen.

  
Hierfür lohnt sich ein Blick auf die aktuellen Werte und die Tendenz für 2022. In folgender Grafik sind einerseits die Jahres Base Futures Preise für das Lieferjahr 2022 (Einkauf 2019, 2020, 2021) zu erkennen; gerade der aktuelle Einkauf von Strom für das Jahr 2022 bildet bereits die deutlich höheren Strommarktpreise ab (mit der Kurve für CO2-Emissionsrechte 2022 verhalten sich die Werte geradezu proportional). Der Strompreis für Futures für Baseload 2022 liegt somit aktuell bei ca. 65 Euro.

 

 

Strompreis Deutschland

Zum Vergrößern klicken


Konkret ist es zwar schwierig, exakt zu sagen, wohin die Reise nach 2022 geht. Aber die Tendenzen sind aktuell deutlich, dass sich auf dem Strommarkt ein höheres Preisniveau als während der letzten 5-10 Jahre einstellen wird.

 

Green corporate PPA?

Es stellt sich nun aktiv die Frage, ob ein Unternehmen nicht aktiv auf den Strommarkt gehen sollte und sich selbst über direkte Stromverträge (PPAs) mit (Grün-)Strom eindecken soll. Hierfür stellen gerade Grünstrom PPA eine Möglichkeit dar, welche zwar einerseits ungewöhnlich wirkt und ggf. auch ungewohnt ist. Vor dem Hintergrund der o.g. dargestellten Erwartungen für den Strommarkt scheinen die Chancen hier aktuell zu überwiegen.


Mit einem grünen Corporate PPA verschafft man sich die Möglichkeit über einen gewissen Zeitraum (5 - 10 - 15 Jahre) einen Anteil seiner Strommenge erheblich preisstabil einzukaufen und somit seine Stromkosten zumindest anteilig gegen Strompreisanstiege abzusichern. Es gibt sogar Konstellationen, in denen im gewissen Maße Stromsteuer oder auch Netzentgelte gespart werden können, was somit noch weitere Einsparungen ermöglicht. Essentiell aber ist bspw. der Verfall der PV-Kosten. Es ist anzunehmen, dass man hier Deals im Bereich von 5-6 ct / kWh schließen kann, was bereits unter dem o.g. Strompreisniveau liegt. Selbstverständlich fließen in solche ökonomischen Überlegungen diverse Faktoren ein, die zu berücksichtigen sind: 

  • Abstand zu Verbrauchsstelle(n)
  • Lastprofil der zu versorgenden Objekte
  • Art der Erzeugungsanlage (Wind, PV)
  • Ausrichtung der PV-Anlage (Süd / Ost-West)
  • Auswirkung auf Kosten der Residualmenge

Diverse Großunternehmen schlagen in Deutschland (und Europa) bereits seit einiger Zeit diesen Weg ein, da Sie an der Reduktion des eigenen CO2-Footprints (zu nennen wären zu B. MercedesBenz, Fraport, Deutsche Bahn, VW) und sicherlich auch die Chancen für eine Stabilisierung der eigenen Stromkostenniveaus erkannt haben. Eher weniger finden noch Projekte im direkten Umfeld statt, welche auch von den teilweise erheblichen Stromkostenprivilegien profitieren (on-site PPA): aber gerade hier sieht der Autor auch ein erhebliches Potenzial, u. a. auch durch neue Technologien der PV bzw. durch die Partnerschaft mit lokalen gewerblichen Unternehmen oder Stadtwerken.


Die Optionen (u.a. auch virtuelle PPA) sind individuell für jeden Standort zu prüfen und man sollte nicht zu lange warten, denn die Nachfrage nach grünem Strom (und somit auch der Technologie) im Speziellen wird die nächsten Jahre erheblich steigen.

Weitere Infos finden Sie in unserem E-Book.
Auf unserer Plattform Renerex können Sie sich auch als PPA- Stromkunden registrieren. 

 


__________________________________________________
1 https://www.n-tv.de/wirtschaft/Erneuerbare-liefern-wieder-weniger-Strom-article22648911.html  
2 https://www.zdf.de/nachrichten/politik/eu-klimaziel-treibhausgase-100.html
3 https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/energiewende-der-kohleausstieg-beschleunigt-sich-a-d7f47e28-c44e-4a1e-8094-46c26618502c

 

Haben Sie noch offene Fragen? Melden Sie sich bei uns, wir helfen Ihnen weiter.

 

Anrede
Titel
Vorname
Nachname
Branche
Firma
Straße/Hausnummer
PLZ
Ort
Land
Telefon
E-Mail *
Frage *
Datenschutzerklärung *

Einwilligung

Helfen Sie uns, Spam zu bekämpfen.


Captcha image
Show another codeAnderen Code generieren



Aus dem Newsletter

Energy+ Kompass Nr. 11/2021

Kontakt

Contact Person Picture

Kai Imolauer

Diplom-Wirtschaftsingenieur (FH)

Partner

+49 911 9193 3606

Anfrage senden

Contact Person Picture

Michael Rogoll

M.Sc. Engineering

Senior Associate

+49 911 9193 3782

Anfrage senden

Veranstaltungen

Befehle des Menübands überspringen
Zum Hauptinhalt wechseln
Deutschland Weltweit Search Menu