Erfolgreich investieren in Saudi Arabien

​​​zuletzt aktualisiert am 23. Juli ​2025 | Lesedauer ca. 4 Minuten



 

 

Wie schätzen Sie die derzeitige wirtschaftliche Lage Saudi Arabien ein?

Im Jahr 2025 zeigt sich Saudi-Arabiens Wirtschaft widerstandsfähig und auf einem zukunftsorientierten Wachstumspfad. Das Königreich setzt weiterhin auf eine umfassende Diversifizierungsstrategie, um die Abhängigkeit vom Ölsektor zu verringern und neue Wirtschaftssektoren zu stärken. Im Rahmen der „Vision 2030“ verfolgt die Regierung ambitionierte Projekte in den Bereichen Industrie, Technologie, Tourismus und Infrastruktur, die langfristig zu einer breiteren wirtschaftlichen Basis führen sollen.

Während das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2024 aufgrund der gedrosselten Ölproduktion nur moderat wuchs, prognostiziert der Internationale Währungsfonds für 2025 ein Anstieg von rund 3 Prozent. Trotz der globalen Ölpreisvolatilität bleibt der Energiesektor ein wichtiger Bestandteil der saudischen Wirtschaft. Gleichzeitig treibt Saudi-Arabien durch strategische Investitionen und Partnerschaften die Entwicklung neuer Wachstumsfelder voran. Der Public Investment Fund (PIF) spielt dabei eine zentrale Rolle, insbesondere mit Projekten wie NEOM und weiteren Mega-Infrastrukturanlagen. Die saudische Regierung setzt weiterhin auf eine robuste Wirtschaftspolitik, die von niedriger Inflation, kontrolliertem Staatsdefizit und moderaten Schulden geprägt ist.

Wie würden Sie das Investitionsklima in Saudi Arabien beschreiben? Welche Branchen bergen großes Potenzial?

Das Investitionsklima in Saudi-Arabien zeigt sich 2025 stabil und vielversprechend, unterstützt durch eine Reihe von Reformen, die internationale Investoren anziehen. Das Land profitiert von günstigen Rahmenbedingungen wie der Möglichkeit der 100-Prozent-Ausländerbeteiligung in vielen Bereichen, vereinfachten Lizenzverfahren und steuerbegünstigten Sonderzonen. Zudem wurde das Kreditrating des Landes von S&P Global Ratings von „A“ auf „A+“ angehoben, was das Vertrauen in die wirtschaftliche Stabilität stärkt.

Im Rahmen der Vision 2030, der nationalen Transformationsstrategie von Saudi-Arabien, setzt das Land auf eine umfassende Diversifizierung der Wirtschaft. Ziel ist es, die Abhängigkeit vom Ölsektor zu verringern und zukunftsfähige Sektoren wie Erneuerbare Energien, Künstliche Intelligenz, Tourismus und Infrastruktur stärker zu fördern. Besonders vielversprechend sind Investitionen in grüne Technologien, wie Solarenergie und Wasserstoff und Infrastrukturprojekte wie NEOM, die das Land auf den Weg einer technologiebasierten und nachhaltigen Wirtschaft führen.

Auch der Bergbaubereich, unterstützt durch neue Lizenzvergabeprozesse und fortschrittliche Bergbaugesetze, bietet erhebliche Investitionspotenziale. Saudi-Arabien besitzt unerschlossene Vorkommen von Rohstoffen, die im Wert von rund 2,5 Billionen US-Dollar geschätzt werden. 

Die digitale Wirtschaft des Königreichs wächst ebenfalls rasant, unterstützt durch Projekte im Bereich Künstliche Intelligenz und Cloud-Computing, mit bedeutenden Investitionen von globalen Playern wie Amazon Web Services (AWS), Microsoft und Google Cloud.

Auch der Tourismussektor profitiert stark von der Vision 2030, die zum Ziel hat, jährlich 150 Millionen internationale Besucher zu gewinnen. Diese Vision strebt an, Saudi-Arabien zu einem globalen Tourismusziel zu entwickeln und umfasst große Infrastrukturprojekte sowie den Ausbau der Hospitality- und Freizeitwirtschaft. Dies schafft zahlreiche Geschäftsmöglichkeiten für Investoren in den Bereichen Hotellerie, Freizeit und Infrastruktur.

Insgesamt bietet das Königreich 2025 ein wachstumsorientiertes und zukunftsfähiges Investitionsumfeld, das durch strategische Reformen, umfangreiche Infrastrukturprojekte und die Vision 2030 einen breiten Raum für nachhaltige und profitable Investitionen eröffnet.

Welchen Herausforderungen steht ein deutscher Unternehmer beim Engagement in Saudi Arabien gegenüber?

Reformtempo und Umsetzung: In Saudi-Arabien befinden sich viele ambitionierte Projekte noch in der Planungs- oder frühen Bauphase. Besonders im Rahmen der Vision 2030 wurden zahlreiche groß angelegte Infrastruktur- und Wirtschaftsinitiativen angestoßen. Diese bieten zwar erhebliches Potenzial, doch ihre realistische Umsetzung bis 2030 bleibt eine Herausforderung.

Verstärkte Lokalisierungspolitik („Saudisierung/ Nitaqat-Programm“): Unternehmen müssen eine bestimmte Quote saudischer Arbeitskräfte beschäftigen, auch in Bereichen mit Qualifikationslücken. Die sogenannte Nitaqat-Politik gilt seit 2011 und wurde seither mehrfach überarbeitet und ausgeweitet. Ausländische Unternehmen müssen daher zusätzlichen Aufwand für Rekrutierung und Schulung aufbringen, insbesondere wenn sie über ein begrenztes Netzwerk lokaler Fachkräfte verfügen. Unternehmen, die die Vorgaben nicht einhalten, müssen mit Sanktionen wie möglichen Lizenzrestriktionen oder Einschränkungen bei der Visa-Erteilung rechnen, was die Bedeutung einer sorgfältigen Planung unterstreicht.

Wie beeinflusst das neue Investitionsgesetz von Saudi-Arabien die Attraktivität des Landes für internationale Investoren?

Das neue Investitionsgesetz von Saudi-Arabien, das im Februar 2025 in Kraft trat, trägt entscheidend dazu bei, das Land als attraktiven Standort für internationale Investoren zu positionieren. Die Reform ist ein zentraler Bestandteil der Vision 2030, die darauf abzielt, die Wirtschaft des Königreichs zu diversifizieren und von der Abhängigkeit vom Öl zu befreien.

Das Gesetz stärkt die Wettbewerbsfähigkeit des Landes, indem es die rechtliche Gleichbehandlung von inländischen und ausländischen Investoren sicherstellt. Insbesondere werden die Rechte von Investoren umfassend gestärkt, etwa durch den Schutz vor indirekter Enteignung, das Recht auf ungehinderte Rückführung von Kapital sowie die Sicherstellung des Schutzes von Geschäftsgeheimnissen und geistigem Eigentum.

Ein wesentlicher Bestandteil der Reform ist die Umstellung des bisherigen Lizenzverfahrens auf ein vereinfachtes Registrierungsverfahren, das insbesondere die Abschaffung der bislang erforderlichen separaten Auslandsinvestitionslizenz („Investment License“) umfasst. Diese Vereinfachung erhöht die Transparenz und reduziert den administrativen Aufwand, wodurch insbesondere internationale Unternehmen von einem effizienteren und klareren Verfahren profitieren.

Das Gesetz differenziert zudem zwischen verbotenen und eingeschränkt erlaubten Tätigkeiten für ausländische Investoren. Verbotene Tätigkeiten erfordern eine ausdrückliche Genehmigung, während eingeschränkte Tätigkeiten unter bestimmten Bedingungen zugänglich sind. Die Listen der jeweils betroffenen Tätigkeiten werden regelmäßig im sogenannten Investor Guide veröffentlicht und aktualisiert, was für Investoren mehr Transparenz schafft. In Kombination mit einem modernisierten Sanktionsregime, das zwischen geringfügigen und schwerwiegenden Verstößen unterscheidet, stellt das neue Investitionsgesetz sicher, dass die Regeln für alle Akteure klar und nachvollziehbar sind.

Insgesamt fördert das neue Investitionsgesetz ein transparenteres, stabileres und wettbewerbsfähigeres Investitionsumfeld in Saudi-Arabien. Durch diese Reformen wird das Land nicht nur für internationale Investoren attraktiver, sondern schafft auch ein langfristiges Fundament für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung im Rahmen der Vision 2030.

Wie wird sich aus Ihrer Sicht Saudi Arabien weiterentwickeln?

Saudi-Arabien wird seine ambitionierte wirtschaftliche Transformation im Rahmen der Vision 2030 konsequent fortsetzen. Im Mittelpunkt stehen dabei digitale Innovationen, der Ausbau moderner Infrastruktur und nachhaltige Technologien. Ziel ist es, die Abhängigkeit vom Ölsektor weiter zu reduzieren und neue Wirtschaftszweige wie Tourismus, Logistik, Erneuerbare Energien und Digitalisierung zu stärken. Großprojekte wie die Megastadt NEOM, das Tourismusprojekt Red Sea sowie Smart-City-Initiativen verdeutlichen den Anspruch des Landes, attraktive, moderne und vernetzte Lebensräume zu schaffen.

Parallel positioniert sich Saudi-Arabien verstärkt im Bereich Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Umfangreiche Investitionen in Solarenergie, Wasserstofftechnologien und nachhaltige Infrastruktur zeigen, dass das Königreich eine Führungsrolle bei grünen Innovationen in der Region anstrebt. Dieser Wandel beschränkt sich nicht allein auf Wirtschaft und Technologie, sondern erstreckt sich auch auf gesellschaftliche Entwicklungen: Neue Reformen im Arbeits- und Bildungssystem, erleichterte Visa-Regelungen sowie gezielte Programme zur Förderung saudischer Fachkräfte und insbesondere von Frauen am Arbeitsmarkt tragen dazu bei, eine offene, inklusive und zukunftsfähige Gesellschaft aufzubauen.

Durch diesen ganzheitlichen Ansatz, der wirtschaftliche Diversifizierung, technologische Innovation und gesellschaftliche Weiterentwicklung umfasst, stärkt Saudi-Arabien seine Stellung als ein führender Wirtschaftsstandort im Nahen Osten.​

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Nicola Lohrey

Rechtsanwältin, Avocat à la Cour

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