Tax CMS und ESG-Kriterien: Zwischen Steuerstrategie und Nachhaltigkeit

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​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​veröffentlicht am 17. September 2024 | Lesedauer ca. 3 Minuten


Nachhaltigkeit und Steuerrecht zeigen bislang nur wenige Berührungspunkte – doch das wird sich bald ändern. Die jüngste Einführung der EU-weiten Corporate Sustain­​­​­​­ability Reporting Directive (CSRD) zeigt, dass Nachhaltigkeit auch die Welt der Finan­zen und des Steuerrechts durchdringt. Unternehmen stehen vor einer entschei­​denden Frage: Wie kann man Steuerrecht und Nachhaltigkeit gewinnbringend verknüpfen? Ein effektives Tax Compliance Management System könnte hier der entscheidende Bau­stein sein, um sich als multinational tätiges Unternehmen erfolg­​reich in diesem neuen Spannungsfeld zu positionieren.



Im Zuge der verstärkten Bemühungen zur Bekämpfung von Umwelt- und Sozialproblemen gewinnen Bericht­erstattungspflichten​ für Unternehmen zunehmend an Bedeutung. Ein Beispiel hierfür ist die in diesem Jahr in nationales Recht überführte Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Durch diese Berichts­​pflich­ten wird die Reputation eines Unternehmens genutzt, um dessen Einfluss auf das Konsumverhalten zu steuern. Unternehmen, die mit Nachhaltigkeit werben, sind nun verpflichtet, in ihren Jahresberichten nachzuweisen, dass sie tatsächlich nachhaltig arbeiten – andernfalls riskieren sie den Unmut der Öffentlichkeit. Auch Steuer­pflich­ten und insbesondere Tax Compliance Management Systeme (Tax CMS) werden vermehrt als integraler Bestandteil dieser ESG (Environmental, Social, Governance) Berichtspflichten betrachtet.

Ein Tax CMS unterstützt Unternehmen bei der Einhaltung ihrer globalen steuerlichen Pflichten und verhindert einen Verstoß gegen eben diese. Durch die Zunahme der Komplexität von internationalen Steuerreglungen wird die Relevanz und Notwendigkeit der Implementierung von Tax CMS verstärkt.

Als ESG-Kriterien bezeichnet man zentrale Kriterien der Umweltberichterstattung. Umweltkriterien (Environ​­ment) und Soziale Kriterien (Social) bewerten den Einfluss des Unternehmens auf ökologische Prozesse, Mitar­beitende, Kunden und Gesellschaft. Governance hingegen untersucht die Unternehmensführung – auch be­züglich Transparenz und Gesetzestreue. In der Gesamtbetrachtung erschaffen diese Kriterien die ge­samt­ge­sell­schaft­li­che Außenwahrnehmung eines Unternehmens.

Die Schnittstelle zwischen Tax CMS und ESG-Kriterien zeigt sich primär in drei Bereichen: Steuertransparenz und Governance, Soziale Verantwortung und Steuergestaltung sowie Nachhaltigkeitsberichterstattung. 

Steuertransparenz und Governance​

Die Offenlegung der Steuerstrategie ist ein wichtiger Bestandteil der Transparenz eines Unternehmens. Anwen​­dung von Standards wie die GRI 207: Tax 2019 unterstützen ein Unternehmen dabei, eine systematische Dar­stellung ihrer Steuergestaltung zu demonstrieren.  Eine detaillierte Steuerstrategie kann das Profil eines Unter­nehmens stützen und seine Reputation verbessern.

Soziale Verantwortung und Steuergestaltung

In den letzten Jahren vermehrt sich der Druck auf Unternehmen, ihre Steuergestaltung in Bezug auf ihre soziale Verantwortung zu adaptieren. Ein gut etabliertes Tax CMS verhindert aggressive Steuerstrategien und ge­währ­leistet, dass die steuerlichen Verpflichtungen im Einklang mit den sozialen Erwartungen und den ESG-Kriterien stehen. 

Nachhaltigkeitsberichterstattung

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Schnittstelle zwischen Tax CMS und ESG: die Nachhaltigkeitsbericht­​er­stattung. Wie bereits ausgeführt, müssen Unternehmen vermehrt über ihre ESG-Strategie berichten, was auch ihre steuerlichen Praktiken umfasst. Ein allumfassendes und gut etabliertes Tax CMS stellt sicher, dass der Bericht über die steuerlichen Informationen vollständig ist und in Übereinstimmung mit den GRI-Standards oder auch der CSRD steht. Dies umfasst die Berichterstattung über die Steuerstrategie des Unternehmens, die Höhe der gezahlten Steuern und die Maßnahmen zur Förderung einer nachhaltigen Steuerpolitik. 

Die Ausführungen zeigen, dass die Verzahnung von Tax CMS und ESG-Kriterien immer bedeutender wird und Unternehmen sicherstellen müssen, dass sie die Balance zwischen einer effektiven Steuerstrategie und die Erfüllung ihrer Berichtspflichten halten. 

Die Verzahnung bringt Herausforderungen mit sich. Die Komplexität der ESG-Kriterien trifft auf die des inter­na­tio­na­len Steuerrechts. Eine Harmonisierung erfordert eine entsprechend enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Abteilungen. Zudem gibt es nicht nur ein ESG-Standard System, sondern mehrere, was eine Implementierung in bestehende Tax CMS erschwert. 

Die Annäherung von Tax CMS und ESG-Kriterien bietet auch Chancen. Unternehmen, die eine erfolgreiche Compliance mit ESG-Anforderungen verknüpfen können, erfüllen zum einen ihre steuerliche Anforderungen und verbessern zum anderen ihre gesamtgesellschaftliche Wahrnehmung. Zudem lassen sich oftmals Effi­zien­zen in der Optimierung der Steuerprozesse heben. Die Reputation, ein ökologisches Unternehmen zu sein und eine nachhaltige Steuerstrategie zu verfolgen, stellt künftig einen erheblichen Wettbewerbsvorteil in einer sich immer mehr auf Nachhaltigkeit ausrichtenden Wirtschaft dar. Vor diesem Hintergrund, sowie auch durch die von der Finanzverwaltung vorgesehenen Prüfungserleichterungen nach § 38 EGAO, scheint die strategische Implementierung bzw. die Weiterentwicklung bestehender Tax CMS bedeutsamer denn je. ​​

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Andreas Brunnhübner

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