Investoren aus Indien und China – Unternehmenskäufe auch in Deutschland

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​„Deutsche Investitionen in China auf neuem Rekordniveau”, „Deutsche Investoren entdecken Indien” – solche Schlagzeilen sind wir gewohnt und lesen sie immer wieder in der Presse. Dass es aber auch Unternehmenskäufe aus diesen Ländern bei uns in Deutschland gibt und dass dabei zunehmend Familienunternehmen im Fokus stehen, ist ein Trend der sich spürbar verfestigt.
 
Spätestens seit der schnellen Erholung der deutschen Wirtschaft während der Finanzkrise sind deutsche inhabergeführte Unternehmen in den Blickpunkt ausländischer Investoren getreten.
 

Erweiterung der Investitionsziele

Zu Beginn wurde von ausländischen Investoren der Mittelstand noch mit Unternehmensgrößen ab Umsätzen von mindestens 500 Mio. Euro aufwärts definiert. Dieses Bild hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Waren bei den Erwerbern anfänglich fast nur westliche Investoren aktiv, kamen sukzessive auch Investoren aus Schwellenländern, besonders China, hinzu. Spätestens mit dem Eintritt mittelständischer Käufer aus China und neuerdings auch aus Indien hat sich die Investorengröße vom Großinvestor auf mittlere Käufergrößen erweitert.
 
Entsprechend haben sich auch die Targetgrößen beim Umsatz des zu erwerbenden Unternehmens auf deutlich unter 100 Mio. Euro, in Teilbereichen auch unter 50 Mio. Euro, verschoben. Dadurch steigt selbstverständlich auch die Anzahl der Unternehmenskäufe – bspw. haben chinesische Investoren 2009 nur 2 Übernahmen in Deutschland getätigt, 2014 waren es bereits 36.
 

Motive für Investitionen in Deutschland

Die Gründe, warum die großen und die kleineren Erwerber sich nach deutschen Übernahmezielen umsehen, sind nahezu identisch: Zugang zum deutschen und europäischen Absatzmarkt sowie der Technologie- und Know-how-Transfer stehen dabei im Vordergrund. Noch immer sehen zu viele deutsche Mittelständler solche Übernahmeaktivitäten als Bedrohung ihrer Geschäftsgrundlage. Dies, so Beispiele aus der Vergangenheit, ist aber eine zu einseitige Sichtweise. Die Chancen sollten bei einer solchen Transaktion die Risiken deutlich überwiegen. Die Angst vor dem Ab- und sogar Aussaugen von Know-how ist meistens übertrieben. Sicherlich wird ein Know-how-Transfer stattfinden, aber nicht um die deutschen Mitarbeiter zu ersetzen, sondern um die Gesamtgruppe zu stärken.
 
I.d.R. ist der Kauf eines deutschen Unternehmens nur der Startschuss für weiteres Wachstum in Deutschland und Europa – mittels Kapitalzuführung wird Wachstum organisch und anorganisch, durch weitere Zukäufe, ermöglicht. Der deutsche Familienunternehmer kann mit seinem neuen Gesellschafter leichter dessen Heimatmarkt erobern und Kostenvorteile, z.B. im Bereich der Lohnkosten durch überlegte Produktionsverlagerung, realisieren. Nicht zu vergessen sind die Übernahmen von insolventen Unternehmen und der damit verbundene Erhalt von Arbeitsplätzen in Deutschland.
 

Herausforderungen und Chancen

Kulturelle und sprachliche Unterschiede sind vorhanden, aber die potenziellen Erwerber lernen dazu und die Abwicklung einer Übernahme ist mit den richtigen Beratern nicht mehr so kompliziert. Nach der Übernahme sind viele übernommene Unternehmen erstaunt über die hohen Freiheitsgrade, die das Management genießt. Geschichten von einem ständigen Aufpasser für das deutsche Management entsprechen nicht der Wahrheit; jedoch kann je nach wirtschaftlicher Situation der Freiheitsgrad deutlich variieren.
 
Der Globalisierung können sich immer weniger Unternehmen entziehen. War „Going Global” zunächst ein Thema der Groß- bzw. größeren Unternehmen, so ist dieses Thema mittlerweile im klassischen inhabergeführten Mittelstand angekommen. Unternehmer sollten daher die Chancen, die ein (Mit-)Gesellschafter aus den „Zukunftsmärkten” bietet, nicht fahrlässig beiseite schieben, sondern sie als ernsthafte Option zur Stärkung der eigenen Zukunftsfähigkeit ansehen.
 

Kontakt

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Björn Stübiger

Diplom-Betriebswirt (BA)

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