Erfolgreich investieren in Slowenien

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zuletzt aktualisiert am 23. Juli 2025 | Lesedauer ca. 6 Minuten


 

 

​​Wie schätzen Sie die derzeitige wirtschaftliche Lage in Slowenien ein?

Mit einem Bruttoinlandsprodukt von rund 70 Milliarden US-Dollar zählt Slowenien zu den wirtschaftlich stärksten Ländern Mittel- und Osteuropas. Die Volkswirtschaft zeichnet sich durch eine breit aufgestellte industrielle Basis, eine starke Exportorientierung sowie einen hohen Lebensstandard aus.

Für die Jahre 2025 und 2026 wird eine Steigerung des Wirtschaftswachstums auf 2,6 Prozent prognostiziert, getragen von einer Erholung der Binnennachfrage sowie einer zunehmenden Auslandsnachfrage. Der Arbeitsmarkt bleibt weiterhin angespannt, zeigt jedoch Anzeichen einer allmählichen Entspannung. Die Inflationsrate belief sich im Dezember 2024 auf 2,0 Prozent und lag damit erwartungsgemäß leicht über dem Vormonatswert.

Trotz sektoraler Unterschiede blieb die gesamtwirtschaftliche Lage im vierten Quartal des vergangenen Jahres von Unsicherheit geprägt, wenngleich sich die Bedingungen gegenüber dem Vorjahr verbessert haben. Die Dienstleistungs- und Einzelhandelsbranchen entwickelten sich stabil, unterstützt durch eine anhaltend starke Inlandsnachfrage sowie ein lebhaftes Tourismusaufkommen.

Die Entwicklungen im Industriesektor waren angesichts der Unsicherheiten im internationalen Umfeld ebenfalls relativ günstig, während die Bauaktivität im November 2024 nach mehreren Monaten der Stagnation deutlich zunahm. Im Gegensatz dazu verschlechterte sich das wirtschaftliche Stimmungsbild im letzten Quartal leicht.

Der Arbeitsmarkt blieb zum Jahresende angespannt, wenngleich sich erste Anzeichen einer Abkühlung zeigen. Die Lage ist insbesondere im Dienstleistungssektor weiterhin günstig, während die Beschäftigtenzahl in der Industrie rückläufig ist. Saisonale Effekte führten im Dezember 2024 zu einem Anstieg der registrierten Arbeitslosigkeit, und auch die Arbeitslosenquote gemäß Arbeitskräfteerhebung stieg an. Die Zahl der offenen Stellen geht zwar allmählich zurück, liegt jedoch trotz des Rekordniveaus der Beschäftigten weiterhin über dem Vorkrisenniveau. Dies unterstreicht die anhaltend angespannte Lage am Arbeitsmarkt, in der das Lohnwachstum weiterhin robust ist.

Die Inflation hat sich zum Jahresende 2024 verstärkt, was vor allem auf steigende Energiepreise sowie höhere Preiszuwächse bei verarbeiteten Lebensmitteln zurückzuführen ist. Das Haushaltsdefizit des Staates belief sich im vergangenen Jahr auf 1,2 Prozent des BIP und lag damit etwa einen Prozentpunkt unter der Prognose der Regierung.

​​Wie würden Sie das Investitionsklima in Slowenien beschreiben? Welche Branchen bergen großes Potenzial?

Mehrere Faktoren machen Slowenien zu einem attraktiven Standort für ausländische Direktinvestitionen: eine moderne Infrastruktur mit Zugang zu wichtigen EU-Verkehrskorridoren, ein bedeutender Hafen an der Adria mit Anbindung an den Mittelmeerraum, eine hochqualifizierte und professionelle Arbeitskräftebasis sowie die Nähe zu Mittel- und Südosteuropa.

Der private Konsum – getragen von steigenden Löhnen, Sozialtransfers und einer Erholung der Investitionstätigkeit – wird in diesem Jahr ein zentraler Wachstumstreiber des Bruttoinlandsprodukts sein. Die Investitionen des öffentlichen Sektors werden sich verstärken, unterstützt durch Mittel aus dem Aufbau- und Resilienzplan sowie aus dem Fonds für den Wiederaufbau Sloweniens, der infolge der Überschwemmungen im Jahr 2023 eingerichtet wurde.

Das Wachstum der Güterexporte wird im Einklang mit der ausländischen Nachfrage nach dem hohen Vorjahresniveau rückläufig sein, während sich die Dienstleistungsexporte beschleunigen dürften. Die Unsicherheit und die schwache Erholung in den Handelspartnerländern werden zu zurückhaltenden Investitionen führen, insbesondere in exportorientierten Sektoren. Niedrigere Zinssätze dürften mittelfristig die Investitionen im Wohnungsbau stimulieren. Das Wachstum der staatlichen Konsumausgaben wird sich 2025 voraussichtlich moderat entwickeln, wobei der Wiederaufbau nach den Überschwemmungen weiterhin sowohl Investitionen als auch Ausgaben für Waren und Dienstleistungen antreiben wird.

​​Vor welchen Herausforderungen stehen deutsche Unternehmen bei ihrem Engagement in Slowenien?

Slowenien bietet hervorragende Voraussetzungen für langfristiges Kapitalwachstum bei vergleichsweise geringem Risiko – und ist nach wie vor erschwinglich. Besonders hervorzuheben sind die unternehmensfreundliche Gesetzgebung, Investitionsanreize, ein Körperschaftsteuersatz von 19 Prozent sowie steuerliche Investitionsfreibeträge. Diese Kombination schafft ein günstiges Umfeld für verschiedenste Branchen, von denen viele bereits stark auf internationalen Märkten vertreten sind.

Laut offiziellen Angaben Sloweniens stieg der Wert der Exporte in Nicht-EU-Länder in den ersten zehn Monaten des Jahres 2024 um 38,3 Prozent, während die Exporte in EU-Mitgliedstaaten um 1,2 Prozent zunahmen. Betrachtet man die wichtigsten Handelspartner nach dem Gesamtwert von Exporten und Importen, so liegt die Schweiz auf Platz eins, gefolgt von Deutschland und China. Die Nachbarländer Sloweniens – Italien, Österreich, Kroatien und Ungarn – rangieren auf den Plätzen 4, 6, 7 und 8; Indien belegt Platz 5.

In jüngster Zeit konzentrieren sich deutsche Investoren insbesondere auf den Bereich Logistik, um von Sloweniens strategischer Lage zwischen dem Mittelmeerraum und Mitteleuropa zu profitieren. Mit einem Investitionsvolumen von rund 1,5 Milliarden Euro liegt Deutschland derzeit auf Platz 4 unter den größten Investoren. Die Zahl der Investitionen steigt jedoch kontinuierlich. Nach aktuellen Angaben sind rund 750 Unternehmen mit deutscher Kapitalbeteiligung in Slowenien tätig. Diese beschäftigen gemeinsam etwa 50.000 Personen, was rund 8 Prozent der gesamten Erwerbsbevölkerung entspricht. Laut einer Umfrage der Deutsch-Slowenischen Industrie- und Handelskammer erwirtschaften diese Unternehmen rund 15 Prozent des Gesamtumsatzes in Slowenien und sind für 20 Prozent der Exporte verantwortlich.
Deutschlands Erfolg in diesem Bereich ist das Ergebnis langjähriger Bemühungen. Trotz der geringen Größe ist Slowenien ein bedeutender Handelspartner für Deutschland. Das Handelsvolumen mit Slowenien übersteigt das mit einigen deutlich größeren Ländern wie Griechenland, der Ukraine oder Indonesien. Zahlreiche Erfolgsgeschichten deutscher Investitionen in Slowenien sind auf die hochqualifizierte Arbeitskraft sowie die kulturelle Kompatibilität beider Länder zurückzuführen.

Viele mittelständische deutsche Unternehmen wählen Slowenien als Produktionsstandort aufgrund der qualifizierten und im internationalen Vergleich wettbewerbsfähigen Arbeitskräfte. 

Ein weiterer ausschlaggebender Faktor ist die kulturelle Nähe: Arbeitsethos, Werte und Unternehmenskultur in Slowenien ähneln stark denen in Deutschland – mehr als in jedem anderen Teil Südosteuropas. 

Die Deutsch-Slowenische Industrie- und Handelskammer, die regelmäßig Umfragen unter ihren Mitgliedsunternehmen durchführt, hebt zudem die vergleichsweise gut ausgebaute Infrastruktur sowie die Verfügbarkeit qualitativ hochwertiger lokaler Zulieferer als bedeutende Standortvorteile hervor. Die jüngste Umfrage zeigt einen zunehmenden Optimismus und ein wachsendes Vertrauen unter Investoren. Zugleich wird jedoch deutlich gewarnt: Slowenien muss seine politischen und administrativen Reformen beschleunigen, um für ausländisches Kapital – nicht nur aus Deutschland – dauerhaft attraktiv zu bleiben.

Welchen Einfluss hat der Krieg in der Ukraine auf Sloweniens Wirtschaft und das Investitionsklima?

Die wirtschaftlichen Aussichten für Slowenien haben sich infolge des Krieges in der Ukraine eingetrübt, doch hat sich die slowenische Wirtschaft als widerstandsfähiger erwiesen als die meisten Vergleichsländer unter den EU-Mitgliedstaaten in Mittel- und Osteuropa (MOE).

Nach einer deutlichen Erholung von der Covid-19-Pandemie mit einem realen BIP-Wachstum von +8,4 Prozent im Jahr 2021 begann sich die wirtschaftliche Aktivität in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 infolge hoher Inflation, steigender Zinssätze, nachlassender Auslandsnachfrage und sinkenden Unternehmervertrauens abzuschwächen. Eine Rezession konnte jedoch vermieden werden. Das jährliche Wirtschaftswachstum belief sich auf +2,7 Prozent im Jahr 2022 und +2,1 Prozent im Jahr 2023, getragen von einem starken Anstieg der Bruttoanlageinvestitionen und positiven Nettoexporten.

Eine solide Tourismusaktivität trug dazu bei, die realen Exporte nahezu stabil zu halten, während die realen Importe stark zurückgingen – ein Spiegelbild der schwachen Inlandsnachfrage und sinkender Lagerbestände. Das Wachstum blieb im Jahr 2024 verhalten, wobei sich jedoch die Struktur veränderte: Der private Konsum und Lageraufbau wurden zu den Hauptwachstumstreibern. Der damit verbundene Anstieg der Importe führte jedoch dazu, dass der Außenbeitrag zum Gesamtwachstum leicht negativ wurde.

Für die kommenden Jahre wird erwartet, dass das Wachstum in den Jahren 2025 bis 2026 auf durchschnittlich rund +2,5 Prozent pro Jahr anzieht – gestützt durch eine anhaltende Erholung des privaten Konsums sowie durch Investitionstätigkeit, die durch EU-Mittel gefördert wird.

Gibt es lokale Unterschiede bei der Umsetzung der geltenden Gesetze? Wenn ja, wie wirkt sich dies auf Unternehmen aus?

Potenzielle Investoren in Slowenien stehen – nach wie vor – vor erheblichen Herausforderungen, darunter ein Mangel an Transparenz bei wirtschaftlichen und unternehmerischen Entscheidungsprozessen, zeitraubende bürokratische Verfahren, intransparente öffentliche Ausschreibungen sowie eine hohe steuerliche und regulatorische Belastung.

Slowenien ist ein Rechts- und Sozialstaat. Die Rechtsstaatlichkeit beruht auf den in der Verfassung und den Gesetzen verankerten Regeln und gewährleistet die Beurteilung konkreter Fälle durch unabhängige Gerichte.​

​​Wie wird sich aus Ihrer Sicht Slowenien weiterentwickeln?

Nach der Pandemie und der Energiekrise hat Slowenien seine wirtschaftliche Stabilität bewahrt. Es ist gelungen, die Inflation einzudämmen, die öffentlichen Finanzen zu verbessern und die Arbeitslosigkeit auf einem historisch niedrigen Niveau zu halten. Laut öffentlich zugänglichen Informationen ist der Sektor mit der höchsten Anzahl registrierter Unternehmen der Dienstleistungssektor (insgesamt 69.176 Unternehmen), gefolgt vom Bauwesen (10.563) und dem Großhandel (10.287).

Das Geschäftsumfeld für Unternehmen in Slowenien ist günstig. Die jährlichen „Worldwide Governance Indicators“-Erhebungen der Weltbank deuten darauf hin, dass die regulatorischen und rechtlichen Rahmenbedingungen unternehmensfreundlich sind und das Korruptionsniveau niedrig ist.

Der „Index of Economic Freedom“ der Heritage Foundation für das Jahr 2024 weist dem Land Rang 43 von rund 180 bewerteten Volkswirtschaften zu (ein Anstieg von Rang 48 im Jahr 2021), was auf gute Bewertungen in den Bereichen Eigentumsrechte, Effizienz der Justiz, Handelsfreiheit, Investitionsfreiheit und unternehmerische Freiheit hinweist. Schwächen bestehen jedoch weiterhin in Bezug auf die Steuerbelastung und die finanzielle Freiheit. Das politische Gesamtrisiko ist gering. Slowenien ist eine gefestigte Demokratie mit stabilen internationalen Beziehungen, wie durch seine Mitgliedschaft in der EU, der OECD und der NATO belegt wird. Eine weitgehende Stabilität der Politik ist auch nach den nationalen Wahlen zu erwarten. Die Kreditwürdigkeit Sloweniens steht nicht in Frage, da alle großen politischen Parteien finanzpolitische Disziplin unterstützen. Die Mitgliedschaft in der Eurozone reduziert darüber hinaus das Transfer- und Konvertibilitätsrisiko.

Laut Europäischer Kommission wird das BIP-Wachstum voraussichtlich auf 2,5 Prozent im Jahr 2025 und 2,6 Prozent im Jahr 2026 ansteigen (nach 1,4 Prozent im Jahr 2024). Die Investitionstätigkeit dürfte sich in den Jahren 2025 bis 2026 durch die Nutzung der EU-Aufbau- und Resilienzfazilität (RRF) beschleunigen. Auch die Investitionen in Maschinen und Ausrüstungen werden voraussichtlich zunehmen, begünstigt durch verbesserte Finanzierungsbedingungen und eine steigende Exportnachfrage. Gleichzeitig wird mit einem Anstieg der Importe gerechnet, entsprechend dem höheren privaten Konsum und den Investitionen.

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Radu-Dragos Dobrescu

Diplom-Kaufmann, MBA, Auditor, Tax Consultant, CPA (Rumänien)

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