Sanierungskonzepte (gemäß IDW S6): Guter Rat ist teuer – warum?

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veröffentlicht am 21. März 2022 | Lesedauer ca. 2 Minuten


Diese Frage stellt sich wahrscheinlich jeder, der im Rahmen einer Unternehmenskrise betroffen ist. Egal ob Mitarbeiter, Finanzierer oder Unternehmer: Sie alle sollen Ihren Beitrag zur Sanierung des angeschlagenen Unternehmens leisten, während hohe Be­ratungskosten anfallen. Da ist die Frage berechtigt: Warum kostet das Sanierungs­kon­zept so viel?
 

 

 

In der Regel wird ein Sanierungskonzept gemäß IDW S6 von der Bank gefordert, wenn die wirtschaftliche Situation im Unternehmen angespannt ist oder sogar ein Covenantbruch vorliegt. 
 
Wird in dieser Situation darüber hinaus Fresh Money benötigt bzw. muss ein bestehender Kredit prolongiert werden, fordert der Finanzierungspartner ein Konzept nach den Mindestanforderungen des Instituts der Wirtschaftsprüfer e.V. (IDW) an, ein Sanierungskonzept (IDW S6).
 
Dieses Konzept ist aufgrund der MaRisk Auflage der BaFin und nach Basel-Richtlinien bei der Kreditvergabe an Unternehmen in der Krise zwingend erforderlich, aber vor allem dient es der Rückgewinnung von verlorenem Vertrauen. Denn hier wird durch einen objektiven Dritten detailliert dargestellt, ob und unter welchen Voraus­setzungen das Unternehmen langfristig am Markt bestehen kann, also wettbewerbsfähig und renditefähig ist.
 
Um das plausibel zu belegen, ist der Umfang des Konzepts in seiner Struktur grundsätzlich vorgegeben. Außer­dem muss es die Ursachen der Krise, das Krisenstadium inklusive der Prüfung, ob bereits Insolvenztatbestände vorliegen, darstellen. Zudem werden die Maßnahmen zur Beseitigung der Krise erarbeitet, was unter Umstän­den auch schmerzhafte Einschnitte bei unterschiedlichen Interessensgruppen beinhaltet, die sogenannten Sanierungsbeiträge. Diese Maßnahmen, Sanierungsbeiträge und Restrukturierungskosten werden anschließend in einer integrierten Liquiditäts-, Ertrags- und Vermögensplanung abgebildet und gibt die Phasen der Sanierung in Euro wieder. Über all dem steht das künftige Geschäftsmodell, welches der IDW als Leitbild des sanierten Unternehmens bezeichnet. Abschließend gibt der Berater eine Einschätzung zur Sanierungsfähigkeit ab. Er bestätigt also die Fortführungsfähigkeit, kurzfristig hinsichtlich der Durchfinanzierung und langfristig hinsichtlich Kapitaldienst-, Rendite- und Refinanzierungsfähigkeit. 
 
Ist das Konzept erstellt und von allen akzeptiert, erfolgt unter Auflagen und harten Covenants die Kreditver­gabe. Der Liquiditätsengpass ist also beseitigt, die Krise aber noch lange nicht überwunden. Es folgt eine Phase der Maßnahmenumsetzung, die viele Monate dauert. Dieser Teil ist in der Regel weit teurer als die Konzepterstellung, denn höchstwahrscheinlich wird eine Bedingung der Kreditvergabe die Umsetzung mit Hilfe des Beraters oder eines Interim-Managers sein, damit die Umsetzung des Konzeptes sichergestellt ist.
 
Eines ist sicher: Weder der Berater dokumentiert gerne auf mehreren 100 Seiten die Sanierungsfähigkeit, noch liest diese eine Bank gerne. Ist das Stadium eines zwingenden Sanierungskonzeptes aber erreicht, führt kein Weg daran vorbei.
 
Agieren Sie frühzeitig, also bevor die Bank das Sanierungskonzept anstößt, sind Sie deutlich freier in Ihren Entscheidungen. In diesem Fall kann der Berater den Fokus der Restrukturierung von Beginn an auf die Schwach­stellen legen. Es entfallen Teile der Dokumentation, die zwingend zum vollständigen IDW S6 gehören. Die eingesparte Zeit kann früher in die operative Umsetzung gesteckt werden. Insgesamt ist der Zeitdruck nicht so groß, die Liquidität entspannter, Sie wählen Ihre Berater alleine und die finanziellen Mittel zur Umsetzung der Maßnahmen sind zu diesem Zeitpunkt noch vorhanden.
 
Soll die Sanierung also günstiger werden, gibt es einen einfachen Weg: Deutlich vor der Liquiditätskrise starten!

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