Die Bilanzierung von Leasing in Mexiko

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veröffentlicht am 17. Juni 2021 | Lesedauer ca. 2 Minuten

von Jan Adams


Nach der Regel­ung im neuen mexikanischen Rechnungs­legungs­standard NIF D5, müssen Leasing­nehmer Vermögens­werte und Schul­den aus den meisten Leasing­verhält­nissen bilanziell erfassen. Mit Wir­kung erstmals für das Geschäfts­jahr 2019 führte das in den letzten beiden Jahren bereits zu ein­schnei­denden Änder­ungen in den Bilanzen der Unter­nehmen in Mexiko.

 

 

Zielsetzung des NIF D5

Um den Abschlussadressaten des Jahresabschlusses von Unternehmen in Mexiko ein noch getreueres Bild über die Vermögens-, Finanz-, und Ertragslage zu vermitteln, wurden die Grundsätze für den Ansatz, die Be­wertung sowie die Angabe von Leasingverhältnissen überarbeitet.


Anwendungsbereich des NIF D5

Prinzipiell sind alle Leasingverhältnisse mit Ausnahme ganz weniger Sonderfälle, in dem neuen Standard er­fasst. Von der Bilanzierung ausgenommen sind nur Leasingverträge, die kurzfristiger Natur (< 1 Jahr) sind und/oder bei denen der zugrundeliegende Vermögenswert von geringem Wert ist.


Häufigste Formen von Leasing in Mexiko

Der Großteil der mittelständischen Unternehmen mit ausländischem Kapital hat ganz überwiegend die fol­gen­den Leasingver­hält­nisse, die es berücksichtigen muss:

  • Miete von Grund und Boden;
  • Miete von Gebäuden;
  • Miete von Maschinen;
  • Miete von Fahrzeugen.

Bilanzierung

Die Bilanzierung erfolgt mittels einer Barwertberechnung des Leasingverhältnisses. Dabei werden die künftigen Mietzahlungen über die Dauer des Vertrags mit einem marktüblichen Diskontierungszinssatzes abgezinst. Der dadurch ermittelte Barwert gilt im Zeitpunkt des Abschlusses des Vertrages als historische Anschaffungs­kosten des sog. Nutzungswertes. Im gleichen Moment wird in gleicher Höhe eine Leasingverbindlichkeit passiviert. Die Folgebewertung auf der Aktivseite erfolgt durch lineare Abschreibung des Vermögenswertes über die Laufzeit des Leasingvertrages. Auf der Passivseite vermindert sich die Schuld durch Zahlung der in den meisten Fällen monatlichen Miete und erhöht sich durch den aufgrund der Barwertmethode entstehenden Zinsaufwandes. Aktiva und Passiva reduzieren sich dadurch in aller Regel nicht in gleicher Höhe, weisen mit Abschluss der Dauer des Vertrages jedoch keinen Buchwert mehr aus.


Herausforderungen in der Praxis in Mexiko

Generell ist festzuhalten, dass die Buchhaltungen in Mexiko sich nur sehr selten an dem mexikanischen Han­delsrecht orientieren. Buchhalter in Mexiko haben eher die steuerlichen Gesetze im Hinterkopf, was bedeutet, dass bilanzielle Neuerungen und komplexere Themengebiete wie das Leasing, nur in ganz wenigen Fällen selbstständig lokal berücksichtigt werden. Im Falle des Leasings wird das dadurch verstärkt, dass nach den mexikanischen Steuergesetzen die Bilanzierung nicht anwendbar ist und so die monatlichen Mietauf­wen­dungen steuerlich relevant bleiben. Problematisch wird das für ausländische Konzerne, die nach den inter­nationalen Rechnungslegungsstandards (IFRS) aufstellen. Denn der IFRS 16 ist wortwörtlich in Mexiko in Form des NIF D5 übernommen. Lokale Jahresabschlüsse, die in den Konzern mit konsolidiert werden, müssen somit zwingend den neuen Leasingstandard befolgen. Bei Nichtbeachtung kommt es daher aufgrund der doch wesentlichen Beträge aus den Leasingverhältnissen nicht selten zu eingeschränkten Prüfungsbe­stä­ti­gungs­vermerken, zu mindestens im lokalen Abschluss.


Fazit

Insbesondere für deutsche mittelständische Konzerne mit Tochterunternehmen in Mexiko ist es eine Heraus­forderung, sämtliche Bilanzierungsstandards und Neuerungen weltweit in der Gruppe ohne Qualitätsverlust implementieren zu können. Allein durch die räumliche Distanz nach Mexiko ist insbesondere bei dem noch relativ neuen Leasingstandard die Gefahr groß, dass die lokale Buchhaltung nicht über die notwendigen Fach­kenntnisse verfügt, solche für die Gruppe sehr relevanten Bilanzierungsmassnahmen zeitnah und ohne Probleme einzuführen. Für einen reibungslosen Ablauf der Buchhaltungs- und Bilanzierungsprozesse ist es empfehlenswert, ein immer aktuelles Bilanzierungshandbuch zu haben, das in Mexiko im besten Fall auch in spanischer Sprache für das Tochterunternehmen zur Verfügung steht. Regelmäßige Schulungen der lokalen Mitarbeiter mit praxisnahen Fällen sollten ebenfalls an der Tagesordnung stehen.

  

 

Bitte beachten Sie

Der Nettoeffekt auf die Gewinn- und Verlustrechnung (Abschreibung und Zins) ist bei Standard­mietver­trägen nahezu identisch mit der vormaligen Bilanzierung der monatlichen Mietaufwendungen und hat somit keine wesentlichen Auswirkungen auf das Ergebnis. Allein die Bilanzverlängerung durch die Aktivierung und Passi­vierung führt durch die neue Bilanzierung zu veränderten Kennzahlen in den Gesellschaften. Auch Konzerne, die in Deutschland weiterhin nach HGB bilanzieren, haben bei Nichtanwendung des neuen Leasingstandards keine Auswirkungen zu befürchten, da nach deutschem Handelsrecht auch weiterhin die steuerlichen Leasingerlasse mit Unterscheidung zwischen operating und finance lease, einschlägig sind.
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