Covid-19: Chancen für Start-ups – Flexibilität und Kreativität als Erfolgsgarant

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veröffentlicht am 14. Oktober 2020 / Lesedauer ca. 4 Minuten
 

Die Covid-19-Pandemie hat Auswirkung auf alle – neue wie alte Unternehmen. Wer kann von der Krise profitieren? Welche Geschäftsmodelle sind gut aufgestellt für eine derartige Krise und welche profitieren von ihr? Flexible Geschäftsmodelle mit inno­vativen Köpfen sowie digitalen Konzepten mit schneller Anpassungsfähigkeit können einen Nutzen aus der Ausnahmesituation ziehen. Start-ups sind i.d.R. anpassungs­fähig, kreativ und digital; sie sollten damit erfolgreich aus der Krise hervortreten.

  

  

Seit mehr als sechs Monaten dauert die Corona-Pandemie an. Der Lockdown im März/April hat Auswirkungen auf nahezu alle Bereiche des täglichen Lebens und viele Geschäftsmodelle, insbesondere von Start-ups.
 
Während vor der Pandemie täglich hunderte Neuanmeldungen zur Eintragung von Firmen beim Handels­register, insbesondere beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg, eingereicht wurden, ist die Anzahl der Anträge in den letzten Monaten drastisch zurückgegangen. Gründern und Gründerinnen, die vor der Krise den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt hätten, fehlt nun der Mut. Grund dafür ist v.a. die Unsicherheit, aber auch die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung, die für viele junge Unternehmen existenzbedrohend ist. Mitarbeiter werden in Kurzarbeit beschäftigt oder sogar entlassen. Der „Bundesverband Deutsche Start-ups” warnt vor Existenzgefährdungen ohne schnelle staatliche Hilfe.

 

Die Ausnahmesituation birgt allerdings nicht nur Risiken für viele Start-ups, sondern bedeutet v.a. auch neue unternehmerische Chancen. So führten die Covid-19-Pandemie sowie der daraus resultierende Lockdown zu einem regelrechten Ansturm auf den E-Commerce. Alles, was online gekauft werden kann, wird gekauft. Websites sind überlastet, Lager sind leer geräumt, Lieferanten kommen mit der Produktion nicht nach. Aber nicht nur E-Commerce-Geschäftsmodelle profitieren von der Krise.

 

Work from Home

Die Maßnahme vieler Unternehmen ihre Mitarbeiter nach Hause zu schicken, bietet Start-ups, die auf Home Office und Remote-Lösungen spezialisiert sind, einen immensen Nutzer- und damit Umsatzanstieg. Software­lösungen wie Zoom Video, Teamviewer, Slack, Skype oder Microsoft Teams sind mittlerweile nicht mehr weg­zu­denken.
 
Aufgrund der überwiegend positiven Erfahrungen mit und zunehmenden Akzeptanz von Homeoffice-Konzepten besteht zudem großes Potenzial für WFH (Work from Home) mit Lösungen und Plattformen für den Fernzugriff auf die Unternehmens-IT, aber auch cloudbasierte Cybersicherheitslösungen. Bei Cybersicherheitslösungen liegt der besondere Schwerpunkt auf dem intelligenten Endpunktschutz, also der auf Künstlicher Intelligenz basierten Überwachung von Mitarbeiter-Endgeräten, z.B. privaten Laptops und Smartphones innerhalb von Computernetzwerken.
 
Die Umstellung auf Homeoffice fällt Start-ups deutlich leichter, da alle notwendigen Informationen, Einstel­lungen und Programme aufgrund der digitalen Geschäftsmodelle ohnehin bereits virtuell verfügbar sind.

 

Mehr Zeit zu Hause

Start-up-Geschäftsmodelle, die virtuell auf Konsum- und Freizeitaktivitäten spezialisiert sind, gewinnen durch die Krise. Das soziale Leben findet zunehmend virtuell statt. Gefragt sind besonders E-Commerce Geschäfts­modelle (Amazon, Zalando), Einrichtungshäuser, Baumärkte und Raumausstatter (Home24, Wayfair), Online-Lieferdienste von Supermärkten (REWE To Go, Picnic, HelloFresh) und von Restaurants (Lieferando) sowie Gaming- und Streaming-Dienste (E-Sports, Ge-Force Now).
 
Das soziale Leben ist stark eingeschränkt. Start-ups, die der Ausnahmesituation getrotzt haben, sind z.B. die App „Houseparty“, die virtuelle ungezwungene Zusammentreffen ermöglicht oder das Start-up ArtNight, das sein Unternehmenskonzept von stationären auf virtuelle Mal-Workshops verändert hat.
 
Weitere Geschäftsmodelle, die durch die Pandemie gestärkt werden, sind Unternehmen, die auf das Claim Management von Reisebuchungen und das Eintreiben von Reisegutscheinen spezialisiert sind. Unzählige gebuchte Reisen konnten aufgrund des Lockdowns und von Reisewarnungen nicht angetreten werden. Forderungen sowie Schadensersatzansprüche gegen Reiseanbieter und Fluggesellschaften wurden erhoben. Das Düsseldorfer Start-up RightNow ist spezialisiert auf die Erstattung von stornierten Reisebuchungen sowie auf die Geltendmachung von Ansprüchen auf Reisegutscheine.

 

Not macht erfinderisch

Wer sich schnell anpassen kann, kann von dieser Ausnahmesituation profitieren. Die Medien berichten von Konzernen, die während der Corona-Krise damit begannen, ihre Produktion teilweise umzustellen und dringend benötigte medizinische Waren herstellten. Dieser Veränderungsprozess bei Konzernen ist allerdings langwierig, langsam und zäh. Junge, innovative Unternehmen sind im Vorteil, aufgrund ihrer Reaktionsschnelligkeit.
 
Junge Mode-Label nähen nun Atemschutzmasken (The Helping Leopard). Auch das Start-up Aroma Filter (ein Hersteller von Kaffeefiltern) produziert fortan die notwendigen Atemschutzmasken. Filterbauer stehen immer mehr im Fokus. Die Nachfrage nach Industriefiltern zur Verhinderung der Virusausbreitung ist ungebrochen.
 
Ein Familienunternehmen aus Nordrhein-Westfalen, das auf die Herstellung sowie Verarbeitung von thermo­plastischen Kunststoffen spezialisiert ist, produziert Plexiglaswände zur Abtrennung von Bank- oder Behörden­schaltern (Kreideweiss Kunststoffe).
 

FinTech und HealthTech

Eine weitere Branche, die der Krise sehr gut trotzen konnte, ist die FinTech-Branche, die von Start-ups dominiert wird. Durch mehr Akzeptanz für kontaktloses Bezahlen und der zunehmenden Nutzung von Online-Banking erfahren FinTech Geschäftsmodelle einen regelrechten Boom.
 
Auch HealthTech-Start-ups profitieren von der Krise. HealthTech-Geschäftsmodelle sind Anbieter von medi­zinischer Software, wie für die Verwaltung klinischer Studien und die digitale Transformation von Gesundheits­dienstleistern. Digitale Krankenakten, Online Behandlungen und ärztliche Beratung sowie virtuelle Diagnosen sind mehr gefragt denn je.
 
Neben Online-Apotheken steigt die Nachfrage insbesondere auch bei Desinfektionsmittelherstellern und Herstellern von Covid-19 Schnelltests mit Speichelproben.
 
Die Pharma Branche ist ebenfalls begünstigt in der Krise. Medikamente werden immer gebraucht. Aber v.a. jene Unternehmen, die mit Hochdruck an der Entwicklung von Impfstoffen gegen den Virus arbeiten, werden ihr Geschäft mit der Krise machen.
 

Digitale Unternehmenskonzepte

Der Trend ist nicht neu. Gefragt sind Unternehmen mit digitaler Agenda und digitalen Konzepten. Start-ups können genau das. Die Geschwindigkeit, mit der Digitalisierung in Unternehmen voran getrieben wird, wurde in der Ausnahmesituation erhöht.
 
Die Nachfrage nach digitaler Fertigung steigt. Im Fokus stehen Unternehmen mit Lösungen zur Digitalisierung von Produktionsprozessen. Neben dem Product Lifecycle Management (Erfassung von Produkt- und Fabrik­design, Simulation und Fertigung) gehört auch die digitale Lieferkette dazu (Kopplung von ERP-Systemen mit Supply Chain Management, Customer Experience Management und Human Resources Management).

 

Auch Digitalisierung in der Verwaltung wird intensiviert. Behördengänge sowie persönliche Beratungen sind nur noch eingeschränkt möglich. Terminvergaben erfolgen online. Data Management Service Geschäftsmodelle finden ihren Einsatz für neue, digitale Lösungen, vereinfachte interne Prozesse und Schnittstellen sowie verbesserte Angebote für Bürger.
 
Durch die zunehmende Akzeptanz von kontaktlosem Bezahlen profitiert das digitale Bank- und Versicherungs­wesen. Im Zentrum stehen smarte Lösungen für den Endkunden. Dafür wird die Modernisierung und Digitali­sierung der Front bzw. Back-Office-Tätigkeiten vorangetrieben.
 
Es geht bei all dem immer auch um Big Data (Management von großen Daten), IoT (Internet of Things) und Lösungen auf Basis künstlicher Intelligenz (KI).
 
Was nach Corona bleiben könnte, ist deutlich mehr Raum für und Nachfrage von Künstliche(r) Intelligenz.
 
Neben den Vorteilen bzw. den unbegrenzten Einsatzmöglichkeiten von maschinellem Lernen bzw. Deep Learning werden immer wieder die Nachteile von Arbeitsplatzgefährdung, mangelnder Emotionalität, regel­mäßiger Wartung und Instandhaltung angeführt. Künstliche Intelligenz hat in den letzten Jahren eine neue Reifephase erreicht und entwickelt sich zum Treiber der Digitalisierung in allen Lebensbereichen. Smarte Algorithmen können nicht nur für das schnellere und präzisere Erkennen von Viruserkrankungen eingesetzt werden, sondern können eventuell in der Zukunft auch bei der Behandlung und Prävention von solchen Krankheitsbildern unterstützen.
 
Es gibt eine Reihe von Start-up-Geschäftsmodellen und Branchen, die aus der weltweit anhalten Krise und dem Ausnahmezustand profitieren. Welche Start-ups die derzeitige Situation langfristig positiv nutzen können, um eine Marktführerschaft zu erlangen oder Profitabilität zu steigern, wird die Zukunft zeigen.

Kontakt

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Martin Wambach

Diplom-Kaufmann, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, IT-Auditor IDW

Geschäftsführender Partner, Chief Digital Officer

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