Risiko-Fonds für Südamerika

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Von Kai Imolauer

Neue Förder- und Unterstützungsprogramme für Tiefengeothermie erhöhen erheblich die Attraktivität von Investitionen in „exotischen” Ländern. Die Programme verhelfen über Direktsubventionen zu sehr guten Renditen und reduzieren das Risiko der Projektentwicklung. Da die bisherigen Volumenmärkte für Erneuerbare Energien an Attraktivität verlieren, gewinnen die Märkte mit ausgezeichnetem tiefengeothermischen Potenzial in Schwellenländern wie Südamerika und Ostafrika erheblich an Bedeutung.
 
Tiefengeothermieprojekte gelten als „hidden champion” der Erneuerbaren Energien. Sie vereinen die Vorteile von Erneuerbare-Energien-Technologien wie CO2-Freiheit mit technischen Vorteilen wie Grundlastfähigkeit sowie einer sehr geringen Einwirkung auf die Umwelt im Umkreis der Projektstandorte. Ergänzend zum Strom können zudem jederzeit Wärme und Kälte gewonnen werden. Für Projekte in Deutschland stehen die hydrothermalen Niederenthalpieressourcen des Molassebeckens (Südbayern), des Oberrheingrabens und des norddeutschen Beckens zur Verfügung. In Südamerika dagegen, in Chile, Bolivien, Peru, Ecuador und Kolumbien, sind an der Vulkankette entlang der Anden im Westen des Kontinents Hochenthalpieressourcen vorhanden, die nahezu perfekte Konditionen für die Entwicklung von Erzeugungsprojekten aufweisen.
 
Das Potenzial für Geothermiekraftwerke mit Leistungen bis zu 200 MWel ist in den einzelnen Staaten bei Weitem nicht ausgeschöpft und birgt somit die Chance für neue Projektentwicklungen. Nachdem der Energiehunger in den o. g. Volkswirtschaften stabil wächst und beispielsweise in Chile erheblich von fossilen Brennstoffimporten (aus Argentinien) abhängig ist, sich somit auch relativ hohe Strommarktpreise ausgebildet haben, hat inzwischen eine Rückbesinnung auf die heimischen Ressourcen, insbesondere Tiefengeothermie, begonnen. Doch trotz der erheblichen Potenziale werden die geothermalen Ressourcen in Lateinamerika noch zu wenig genutzt.
 
Die Hauptursache hierfür liegt in der Entwicklungsphase, die letztendlich nur mit dem Einsatz von Risikokapital zu finanzieren ist. Erst nach zwei bis drei Testbohrungen ist der mögliche Umfang der Projekte (in MWel) und damit auch das finale Investitionsvolumen feststellbar, weil erst auf Basis der Testergebnisse die Größe der auf dem Flashsystem basierenden Kraftwerke ermittelt wird. Die geschätzten Kosten für die Bohrarbeiten betragen je nach Region und den örtlichen geologischen Gegebenheiten ca. 3–7 Millionen Euro. Das Risiko, eine nicht erschließbare Ressource und somit eine nicht nutzbringende Bohrung realisiert zu haben, liegt im internationalen Vergleich (rein statistisch) bei ca. 20–30 %. 
 
Dieser Risikofaktor, kombiniert mit oftmals nach wie vor unpassenden rechtlichen Rahmenbedingungen, der fehlende adäquate Risikominimierung und Finanzierung sowie fehlenden Versicherungsprodukten, hat bislang dazu geführt, dass das tiefengeothermale Potenzial nicht annähernd ausgeschöpft wurde. Die meisten Staaten, die geothermales Potenzial in großem Maßstab nutzen, haben mittlerweile zahlreiche öffentliche Unterstützungsprogramme aufgelegt, um die frühe Entwicklungsphase dieser nachhaltigen Energieform zu unterstützen und Anreize für den Markt zu schaffen. Unsere Erfahrungen in den Ländern zeigen allerdings, dass sich die meisten Regierungen in Südamerika aus vielfältigen Gründen noch nicht dazu entschieden haben, das mit Risiko verbundene geothermale Bohren in größerem Umfang zu unterstützen.
 
Rödl & Partner wurde von der Corporación Andina de Fomento (CAF; Lateinamerikanische Entwicklungsbank) beauftragt, ein Konzept für einen Fonds zu entwickeln. Dieser Auftrag wird von der deutschen KfW Entwicklungsbank finanziert.
 
Rödl & Partner wird – aufbauend auf der Erfahrung aus Projekten für die deutsche KfW Förderbank, die Europäische Kommission (EU) und die National Development Agency (Indonesien) – vorerst in Kooperation mit geotechnischen Partnern die Länder hinsichtlich ihrer Potenziale für neue Projekte („project pipeline”) analysieren. Flankiert von regulatorischen Analysen, bilden diese Untersuchungen die Basis für das Design des Fonds. 
 
Ziel ist die Konzeption eines Förderfonds zur Risikominderung für die Investoren, der in der Lage ist, sowohl das Entwicklungs- und Erstellungsrisiko zu verringern als auch eine bedarfsgerechte Finanzierung von Anschlussinvestitionen in eine Infrastruktur für die Erzeugung und Einspeisung bereitzustellen. Weiterhin sollen die ersten tiefengeothermalen Projekte in der Region ermöglicht und damit Anreize für die Bildung eines nachhaltigen Marktes für Geothermie geschaffen werden.
 
Neben den bereits genannten Konzepten dient als Beispiel der für Ostafrika geschaffene und von der African Union Commission (AUC) verwaltete GRMF (Geothermal Risk Mitigation Facility). Dieser konnte bereits in der ersten Runde – die Vergabe der Fördermittel erfolgt in Ausschreibungsrunden – fünf neue Bohrprojekte initiieren, die nach entsprechender Projektentwicklung ca. 3–4 Millionen US-Dollar an Fördermitteln (Direktsubventionen) für die erste Entwicklungsphase erwarten können.
 
Da teilweise unzureichende Informationen über die Ressourcen in dieser Region vorliegen, unterstützt der GRMF auch die Förderung von Oberflächenstudien (ohne Bohrung) bis zu 80 % und max. 800.000 US-Dollar. Weiterhin sieht GRMF weitere Mittel zur Schaffung der nötigen Infrastruktur vor (weiterführende Informationen unter www.grmf-eastafrica.org).
 

Was bedeutet dies aus Investorensicht?

Die Länder – sei es nun Südamerika oder Ostafrika – sind zunächst exotisch und somit Neuland für deutsche Investoren. Die zur Verfügung gestellten Mechanismen und Mittel zeigen allerdings das große Engagement der internationalen Finanzinstitutionen (IFI), inländisches wie ausländisches Kapital zu gewinnen, um letztendlich die Entwicklung und den Betrieb der Kraftwerke (als Independent Power Producer, IPP) in diesen Ländern zu realisieren. Die IFI bemühen sich, Anreize für Investitionen zu schaffen – zum Beispiel die Deutsche Bank in Kooperation mit der KfW Entwicklungsbank mit dem GetFit-Programm in Uganda.
 
Das Know-how für diese Transaktionen ist in den weiter entwickelten Erneuerbare-Energien-Märkten vorhanden und kann hier nutzbar gemacht werden. Bei genauer Betrachtung ergeben sich daraus interessante Investitionsmöglichkeiten. Gerade die oben angesprochenen Förderfonds arbeiten eben nicht nur mit Förderdarlehen (wie beispielsweise die KfW Förderbank), sondern mit Direktsubventionen, die als Eigenkapital in der Bewertung des Projektes anzusetzen sind. Da die IFI massiv an der Absicherung, z. B. durch staatliche Bürgschaften der Stromverkaufsverträge (Power Purchase Agreements, PPA), arbeiten, um auch die Refinanzierung der Projekte abzusichern – können attraktive „Risk/Reward Ratios” erreicht werden.
 
Die angesprochenen Fördersysteme werden über Ausschreibungen vergeben. Im Falle einer Bewerbung muss zunächst eine Einarbeitung in die formalen Voraussetzungen erfolgen. Da die Zielsetzung aller Programme ist, Projekte bei der Umsetzung zu unterstützen, sollte eine professionell vorbereitete Antragstellung erfolgreich verlaufen und den Aufwand rechtfertigen.
 
Bleibt die Entscheidung, den Schritt in diese stark wachsenden Volkswirtschaften zu wagen. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, das Risiko mit uns bekannten Unternehmen zu teilen und die Herausforderungen, im Idealfall in einer sich gegenseitig ergänzenden Konstellation, gemeinsam anzugehen. 
 
Gerade in Zeiten, in denen die Volumenmärkte die Förderungen für Erneuerbare Energien erheblich zurückfahren, bieten Südamerika und Ostafrika auf jeden Fall Potenzial für erfolgreiche Investitionen.

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Kai Imolauer

Diplom-Wirtschaftsingenieur (FH)

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