PPA – Power Purchase Agreement: Mittelfristig eine Chance für Unternehmen für die Strombeschaffung?

PrintMailRate-it

​veröffentlicht am 10. Juli 2020

 

Für energie- bzw. stromintensive Unternehmen ist es wichtig die Stromkosten stabil zu halten, bzw. im Idealfall zu senken. Dezentrale „grüne” Erzeugungsprojekte (bspw. Photovoltaik) an den Produktionsstandorten stoßen allerdings schnell an die Grenzen der installierbaren Leistung. Residualstrommengen werden extern bezogen und unterliegen starken Preisschwankungen. Um dem finanziellen Risiko entgegenzuwirken, die Kosten potentiell sogar zu senken und gleichzeitig noch das Unternehmensimage im Bereich der Nachhaltigkeit zu verbessern, kann auf ein sogenannte „Power Purchase Agreement”, kurz PPA1, zurückgegriffen werden. Dieser Artikel geht auf die verschiedenen Formen des PPA als weitere Strombeschaffungsform für Ihr Unternehmen ein und zeigt Ihnen die Möglichkeit auf, wie Sie in nur wenigen Klicks auf unserer kostenlosen Matchmaking-Plattform RENEREX nach PPA Partnern (bzw. Erzeugungsprojekten) suchen können bzw. sich als Stromabnehmer platzieren können.

Derzeit gibt es unterschiedliche Formen von PPA Verträgen. Zunächst das sogenannte Utility PPA, bei dem ein Stromlieferkontrakt zwischen einem Stromerzeuger und einem Energieversorgungsunternehmen (EVU) geschlossen wird. Diese Form ist allerdings für die Zielgruppe dieses Artikels nicht relevant. Des Weiteren gibt es Corporate PPAs (onsite / offsite) und Virtual PPAs. Beide verfügen nochmals über verschiedene Ausprägungen und sind interessant für stromintensive Unternehmen.

Bei Corporate PPAs wird ein PPA zwischen einem Stromerzeugungsunternehmen (IPP) und einem Unternehmen / Endverbraucher geschlossen. Hier wird zusätzlich nochmals unterschieden ob IPP und Unternehmen mit einer Direktleitung (onsite - und somit mit einer echten physischen Lieferung an den Abnehmer) oder über das öffentliche Netz (offsite – keine physische Lieferung, sondern bilanzielle Abnahme) miteinander verbunden sind. Ein mögliches Anwendungsbeispiel für onsite wäre hier ein großes Solarcarport-System welches durch ein externes Unternehmen auf dem Firmenparkplatz betrieben wird.

Aber auch Freiflächenanlagen (neu auch die bifaziale PV-Technologie als vertikales System) und selbst Dachanlagen, durch einen IPP betrieben, sind auf angrenzenden verfügbaren Flächen denkbar (Anmerkung: die konkreten Konzepte am jeweiligen Standort sind rechtlich stets zu prüfen). Zwar könnten solche Projekte auch direkt vom Unternehmen selbst durchgeführt werden, durch den PPA Vertrag liegt der Bau, Betrieb und das finanzielle Risiko beim IPP und das Unternehmen kann dennoch von den Vorzügen des in unmittelbarer Nähe erzeugten Stroms profitieren. Durch die Aufhebung des 52 GW – Deckels sind auch Anlagen bis 750 kWp die der EEG – Flächenkulisse2 entsprechen auch weiterhin förderfähig, was eine wichtige Absicherung auch im Hinblick auf die Finanzierung aus Sicht der IPP darstellt. Allerdings stößt dieses Modell gerade für stromintensive Unternehmen an seine Grenzen. In der Regel ist der Leistungszubau beschränkt, weshalb ein solches PPA nur einen Teil des Strombedarfs abdecken kann. Der zusätzlich benötigte Residualstrom muss über einen normalen EVU-Kontrakt bezogen werden, allerdings ist hierbei auch die dezentrale, volatile Einspeisung bei entstehenden Komplementärprofil zu berücksichtigen.

 

Grafik Onsite Corporate PPA

Abbildung 1: Onsite Corporate PPA


Beim offsite PPA kommen zwar die Netzentgelte wieder hinzu, allerdings können große Strommengen – beispielsweise von Windparks – bezogen werden. Um die Vorteile beider Formen auszunutzen, wäre das Abschließen von zwei verschiedenen PPA Verträgen denkbar, wodurch eine erhebliche Stabilisierung der Stromkosten zu erreichen ist, bei gleichzeitiger Unterstützung eines sichtbaren „grünen” Images des Unternehmens am Standort.

 

Grafik Offsite Corporate PPA

 

Abbildung 3: Offsite Corporate PPA

 
Wenn wir uns das offsite Corporate PPA im Detail ansehen, sind diverse Punkte festzuhalten:

  • Auf IPP Seite werden direkte Vermarktungen für alle Anlagen interessant, die kurz- und mittelfristig aus der Vergütung des EEG3 fallen; hier werden allerdings die PPA- Laufzeiten kürzer ausfallen.
  • Des Weiteren werden auch neue Projekte bereits auf Basis von PPA – Ebene finanziert und somit außerhalb des EEG – Fördermechanismus realisiert.
  • Der Bundesrat hat der Regierung im Zug des Kohleausstiegs die Aufgabe gestellt das EEG zu reformieren und Anreize für solche Vertragsstrukturen zu schaffen.

 

Ein Blick auf die Wirtschaftlichkeit bzw. auf mögliche Stromkosteneinsparungen

Da dies von diversen Faktoren, wie Erzeugungstechnologie (PV / Wind), Abnahmemengen, Parallelität der Erzeugungs- und Lastprofile bedingt wird, hat die dena in der Studie „Corporate Green PPAs: Ökonomische Analyse (02/2020)” diverse Szenarien untersucht, welche einen guten Überblick geben. Es soll an dieser Stelle nur auf das Szenario „Brauerei” kurz eingegangen werden.

  • Strombedarf: 5 GWh
  • Einkauf von Grünstrom von Windpark (onshore)
  • PPA: 12 Jahre, Strommengen wie erzeugt (Residualstrom separat zu beschaffen4);


Das Ergebnis ist in folgender Tabelle5 dargestellt; es ergeben sich bereits Stromeinsparungen von bis zu 6 Prozent.

Stromkostenverteilung 2022-2033 für Brauerei (5 GWh) EUR/MWh (real 2018)

 

Grafik Grauer und Grüner Stromeinkauf


Abbildung 3: Stromkostenverteilung 2020-2033 für Brauerei

(Quelle: https://www.dena.de/fileadmin/dena/Publikationen/PDFs/2020/dena-MARKTMONITOR_2030_Corporate_Green_PPAs_OEkonomische_Analyse.pdf )

Anmerkung: Die Preise bilden noch einen Strommarkt ohne „Corona- Effekt” ab und zeigen somit ein mittelfristigen Trend bei Erholung der Wirtschaft).


Ein virtuelles PPA (VPPA6) hingegen ist als ein Finanzprodukt – ohne physische Strombelieferung – zu sehen. Ein PPA Preis wird vertraglich festgelegt und darauf basierend gibt es Differenzzahlungen („Contract for difference” (CfD)). Die CfD-Abrechnung ist ein Vergleich zwischen dem festen Preis und dem variablen Marktpreis. Wenn beispielsweise der Marktpreis höher ist als der feste VPPA-Preis, zahlt der IPP die positive Differenz an das Unternehmen. Sobald der Marktpreis unter dem festgelegten VPPA-Preis liegt, zahlt das Unternehmen dem IPP die Differenz.

Zu beachten ist, dass die Lieferung des Stroms des Stromhändlers unabhängig vom produzierten Strom des IPPs ist. Hier liegt der große Vorteil eines virtuellen PPAs. Der Strom kann virtuell von Anlagen bezogen werden, welche an sehr kostengünstigen Standorten im Ausland produzieren. D.h. es besteht die Möglichkeit als deutsches Unternehmen über die CfD-Abrechnung Strom zu dem Preis der bereits heute sehr günstig produzierenden PV-Anlagen in beispielsweise Spanien zu beziehen (<4ct/kWh). Gleichzeitig besteht ein gewisses Risiko, durch möglicherweise fallende Strompreise am deutschen Strommarkt, unter den festgelegten Wert zu kommen. Dennoch geht das Risiko nie über den vereinbarten VPPA Preis hinaus, wodurch das Risiko quantifizierbar ist. 

 

Grafik Virtual PPA

 

 

Abbildung 4: Virtual PPA (* Bilanzkreisverantwortlicher.)


Bei virtuellen PPAs – wie auch bei Corporate PPAs – können zudem noch Herkunftsnachweise generiert und genutzt werden. Diese Nachweise belegen dem Verbraucher die Herkunft des verbrauchten Stroms aus einer lokalen erneuerbaren Energieerzeugungsanlage. Als Unternehmen wird so zusätzlich von dem Wert der Herkunftsnachweise profitiert. Diese können entweder genutzt werden um mit Strom aus Erneuerbaren Energien zu werben und so das Unternehmensimage zu verbessern oder aber auch weiterverkauft werden. Bei einem Weiterverkauf können zusätzlich etwa 0,15 ct/kWh erwirtschaftet werden7.

Ein erfolgreiches Praxisbeispiel für ein virtuelles PPA ist die Zusammenarbeit von AB InBev – u.a. bekannt durch die Biermarke Budweiser – und BayWa r.e.8. Die beiden Unternehmen schlossen Anfang 2020 Europas größten PPA Vertrag durch den die Brauereien von Budweiser in Europa ab 2022 von zwei großen PV-Farmen in Spanien mit 130 MW über 10 Jahre versorgt werden. Das entspricht einer Energiemenge von rund 250 GWh pro Jahr. Bis zur Fertigstellung deckt ein spanischer Windpark bereits ca. 75GWh ab. 

Budweiser wird zukünftig durch ein Logo auf der Verpackung darauf hinweisen, dass für die Produktion 100 Prozent Strom aus Erneuerbaren Energien genutzt wurde. Hierdurch erhofft sich das Unternehmen die Kaufentscheidung der Kunden zu beeinflussen.

 

Die Möglichkeiten aus PPA-Strukturen sind also vielseitig. In der folgenden Darstellung sind nochmals die jeweiligen Vorteile der drei betrachteten PPA Verträge ersichtlich.

 

Tabelle Übersicht PPA Verträge

 

 

Abbildung 5: PPA Verträge - Übersicht

 

Zwar ist das Angebot an PPA Verträgen bisher noch beschränkt, mit der steigenden Bekanntheit und den Erfordernissen aus der EU – Richtlinie für erneuerbare Energien9 für beide Vertragsparteien wächst das Angebot allerdings stetig. Man sollte somit die Stromeinkaufsmöglichkeiten ggfs. für das eigene Unternehmen prüfen.

 

Um interessierte Parteien bei der Suche nach möglichen Projekten zu unterstützen haben wir eine neue Funktion auf unserer Matchmaking Plattform RENEREX implementiert. Hier war es bisher möglich als Investor nach Erneuerbaren Energien Projekten zu suchen die von anderen Nutzern eingestellt wurden. Seit neuestem kann nun auch in der Rolle des PPA Abnehmers gezielt nach eben solchen Projekten gesucht, bzw. sich als PPA Stromabnehmer platziert werden. Die Nutzung der Plattform ist kostenlos und einfach. Nutzen Sie also die Chance und registrieren Sie sich auf RENEREX.

 

 


Wenn Sie mehr über dieses spannende Thema erfahren möchten lesen Sie auch unsere anderen Veröffentlichungen über Power Purchase Agreements:

           

 

Oder kommen Sie mit Fragen rund um das Thema, von Vorbereitung bis Umsetzung, gerne auf uns zu. Unser Experten Team aus dem Bereich Energiewirtschaft steht selbstverständlich für Sie zur Verfügung.



 
_________________________________________________________
1 Power Purchase Agreements (PPAs) sind Direktvermarktungsverträge zwischen einer rechtlichen Person und einem unabhängigen erneuerbaren Energien Stromproduzenten Independent Power Producer (IPP).

2 Vgl. EEG 2017; § 48

3 Erneuerbaren Energie Gesetz
4 Hieraus ergibt sich das o.g. „Komplementärprofil” auch Preisteuerungen, da Strom stundenweise zu beschaffen ist, wenn Wind- (bzw. Solar-) -erzeugung niedrig ist.

6 Dena, Corporate Green PPAs: Ökonomische Analyse, Seite 19

6 Siehe auch: https://www.roedl.de/themen/erneuerbare-energien/2020-02/vppa-virtual-power-purchase-agreements-erneuerbare-energien

7 Energy Brainpool: „PPA Monitor”

8 BayWa r.e.: „Budweiser zukünftig 100% erneuerbar”

9 https://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/TXT/?uri=uriserv:OJ.L_.2018.328.01.0082.01.ENG&toc=OJ:L:2018:328:TOC

Aus dem Newsletter

Kontakt

Contact Person Picture

Kai Imolauer

Diplom-Wirtschaftsingenieur (FH)

Partner

+49 911 9193 3606

Anfrage senden

Contact Person Picture

Michael Rogoll

M.Sc. Engineering

Senior Associate

+49 911 9193 3782

Anfrage senden

Wir beraten Sie gern!

Online Marktplatz für EE-Projekte

Renewable Energy Exchange Banner
Befehle des Menübands überspringen
Zum Hauptinhalt wechseln
Deutschland Weltweit Search Menu