Indien: Proaktiver Ansatz zur Vermeidung von Fehlern bei der Besetzung von Führungspositionen

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zuletzt aktualisiert am 24. Mai 2023 | Lesedauer ca. 5 Minuten

Unternehmen werden als juristische Personen durch ihre Directors vertreten. Directors spielen eine Schlüsselrolle im Unternehmen, haben eine wichtige Position für interne und externe Angelegenheiten des Unternehmens inne und repräsentieren das Unternehmen nach außen. Die Besetzung der Position eines Directors ist daher von entscheidender Bedeutung. 

  


     

Vorwort

Das Board of Directors ist eine Gruppe von Personen, das das Unternehmen in geschäftsführender und verwaltender Hinsicht leitet. Jedes Mitglied des Board of Directors hat eine verantwortungsvolle und rechen­schaftspflichtige Aufgabe. Es kann dem Unternehmen unter seiner erfahrenen Führung hohes Ansehen einbringen oder durch unpassendes oder unmoralisches Handeln den guten Ruf des Unternehmens gefährden.
 
Eine falsche Entscheidung und die Auswahl eines ungeeigneten Kandidaten für eine so angesehene Position kann zu großen Schäden führen, nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern im schlimmsten Fall auch zu einer Beeinträchtigung des öffentlichen Ansehens des Unternehmens. Zweifelsohne kann sich das auch auf die Moral der Mitarbeiter des Unternehmens auswirken. Daher ist es von größter Wichtigkeit, eine Person zum Director zu ernennen, die nicht nur über eine geeignete Qualifikation und Erfahrung verfügt, sondern auch moralisch handelt und Sinn und Respekt für gute Unternehmensführung und das Einhalten der Gesetze hat.
 
Es wird dringend empfohlen, bei der Auswahl und Ernennung einer Person zum Director mit äußerster Sorgfalt vorzugehen. An dieser Stelle ist auch darauf hinzuweisen, dass die Abberufung eines Directors im Falle einer konfrontativen Situation nach indischem Recht einen sehr aufwändigen formalen Ablauf erfordert.
 

Hintergrund

Nach dem Indian Companies Act von 2013 („das Gesetz“), das die von den Unternehmen einzuhaltenden Vorschriften festlegt, sind mindestens zwei Directors und drei in einer Public Limited Company vorgeschrieben. Davon muss in beiden Fällen mindestens ein Director in Indien ansässig sein.
 
In diesem Fall bedeutet „in Indien ansässig“ eine Person, die sich während eines Geschäftsjahres insgesamt mindestens 182 Tage in Indien aufgehalten hat. Auch ein ausländischer Staatsangehöriger kann ein in Indien ansässiger Director sein, sofern die Voraussetzung der Aufenthaltsdauer erfüllt ist.
 
Die Person darf kein Ausschlusskriterium gemäß dem Gesetz oder der Satzung des Unternehmens (Articles of Association/AoA) aufweisen, um für das Amt des Directors qualifiziert zu sein.
 

Parameter für die Disqualifizierung gemäß des Gesetzes

Das Gesetz listet bestimmte Kriterien auf, die eine Person für die Ausübung des Amts als Director disqualifizieren oder dazu führen, dass das Amt nicht besetzt werden kann. So kommt eine Person bei­spielsweise in folgenden Fällen nicht für die Ernennung zum Director eines Unternehmens in Frage:
 

Nichteinhaltung der gesetzlichen Vorschriften

  • Die Person ist nicht im Besitz einer gültigen, vom Ministry of Corporate Affairs ausgestellten Director-Identifikationsnummer (DIN) oder die DIN wurde aus irgendeinem Grund deaktiviert. Die DIN ist eine spezifische Nummer, die einem Director vom Ministry of Corporate Affairs (MCA) erteilt wird und in der Datenbank indischer Unternehmen gespeichert ist. 
  • Die Person wurde in den letzten fünf Jahren wegen einer Straftat im Zusammenhang mit Transaktionen verbundener Unternehmen und Personen verurteilt. Transaktionen mit verbundenen Unternehmen und Personen sind, die im Gesetz genannten Geschäftsvorfälle und können nur unter Einhaltung besonderer Vorschriften durchgeführt werden.
  • Sie ist in mehr als 20 Unternehmen gleichzeitig als Director tätig.
  • Die Person ist oder war Director eines Unternehmens, das über einen zusammenhängenden Zeitraum von drei Geschäftsjahren keine Jahresabschlüsse oder Jahresberichte vorgelegt hat. Nur wenige Ausnahmen sind zulässig.
  • Sie ist oder war Director einer Gesellschaft, die es versäumt hat, die von ihr angenommenen Einlagen (Gelder) zurückzuzahlen, Zinsen darauf zu zahlen, Schuldverschreibungen am Fälligkeitstag zurückzuzahlen, darauf fällige Zinsen oder erklärte Dividenden zu zahlen, und dieses Versäumnis ein Jahr oder länger andauert. Nur wenige Ausnahmen sind zulässig
  • Die Person hat für die von ihr allein oder gemeinsam mit anderen gehaltenen Anteile der Gesellschaft keine Einlagen getätigt, und seit dem letzten Tag, der für die Zahlung der Einlage festgesetzt war, sind sechs Monate verstrichen.
 

Zivil- und strafrechtliche Delikte

  • Die Person wurde von einem Gericht wegen einer Straftat zu einer Freiheitsstrafe von mindestens sechs Monaten verurteilt und nach Ablauf der Strafe sind noch keine fünf Jahre verstrichen. 
  • Die Person wurde von einem Gericht wegen der Begehung einer Straftat zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren oder mehr verurteilt. 
  • Ein Gericht hat ein Verbot für die Ernennung zum Director ausgesprochen und das Verbot ist rechtskräftig. 
 

Zusätzliche Kriterien in den AoA

Darüber hinaus kann ein Unternehmen in seiner Satzung weitere Kriterien für den Ausschluss der Ernennung zum Director festlegen, wie etwa eine Verurteilung nach dem Gesetz wegen sexueller Belästigung von Frauen am Arbeitsplatz von 2013 („POSH“). 
 

Präventive Maßnahmen

Es wird dringend empfohlen, dass die Unternehmensleitung proaktiv Maßnahmen ergreift, um den ord­nungs­gemäßen Hintergrund des Bewerbers sicherzustellen, insbesondere wenn er von außerhalb eingestellt wird. Darüber hinaus sollten in Fällen, in denen die ausländische Holdinggesellschaft die Anforderungen für gebiets­ansässige Directors erfüllen muss, für die indische Directors in Frage kommen, die erforderlichen Hinter­grundprüfungen durchgeführt werden. Im Folgenden werden einige konventionelle und nicht-konventionelle Ideen für Hintergrundüberprüfungen aufgeführt.  

Online-Überprüfung im MCA-Portal

Bei Verstößen gegen das Gesetz kann eine Online-Überprüfung durchgeführt werden, um den Status der DIN des vorgeschlagenen Kandidaten zu prüfen und den Stand der Einhaltung der Vorschriften in den Unternehmen zu ermitteln, in denen der vorgeschlagene Kandidat in der Vergangenheit als Director tätig war. Die Prüfung wird auch dazu beitragen, die Einstellung des Kandidaten zur Einhaltung von Unternehmensvorschriften zu ermitteln. Für die Durchführung der Online-Überprüfung kann zudem die Unterstützung von Spezialisten in Anspruch genommen werden. 
 
So kann zum Beispiel davon ausgegangen werden, dass ein Kandidat, der Director eines Unternehmens war, dessen Compliance schlecht geführt wurde, im Allgemeinen zeigt, dass der Kandidat eine lockere Einstellung zur Einhaltung der Compliance hat und sich nicht ernsthaft dem Compliance-Aspekt der Unternehmensführung widmet. 
 

Hintergrundprüfung

Dies ist ein konventioneller Ansatz, der jedoch nicht unterschätzt werden sollte. Personen, die bereits mit dem Kandidaten zusammengearbeitet haben, können oft einen hervorragenden Einblick in die Fähigkeiten, die Eignung und das Temperament des Bewerbers geben. Solche Befragungen können wichtige Fakten über den vorgeschlagenen Kandidaten ans Licht bringen, die dem potenziellen Arbeitgeber helfen, die Eignung besser zu verstehen. Derartige Überprüfungen sollten jedoch im Einklang mit den Datenschutzgesetzen und nach Einholung der nach indischem Recht gegebenenfalls erforderlichen Zustimmungen erfolgen. 

Einstellungspolitik

Jedes Unternehmen sollte eine vorausschauende und gut durchdachte Einstellungspolitik verfolgen, die detaillierte Eignungskriterien für Führungspositionen im Unternehmen enthält. Außerdem sollten darin ausdrücklich Gründe für die Untauglichkeit genannt werden. Eine strengere Richtlinie und ein standardisiertes Einstellungsverfahren sollten festgelegt werden, um ungeeignete Ernennungen zu vermeiden und die Gefahr von Nachlässigkeit oder versehentlichen Fehlern durch das Recruiting-Team zu verringern. 

Prüfung von Gerichtsdaten

Die Prüfung von Gerichtsakten kann ein nützlicher Ansatz sein, aber angesichts der begrenzten Digitalisierung indischer Gerichte und zahlreicher Foren auf Bundesstaatsebene ist dies keine allumfassende und ergiebige Maßnahme. Es können jedoch konzertierte Anstrengungen unternommen werden, damit keine öffentlich zugänglichen Informationen über den Kandidaten übersehen werden. Es kann auch die Unterstützung von Fachleuten in Anspruch genommen werden, um die Prüfung von Gerichtsdaten durchzuführen. Eine solche Prüfung hilft dabei, Wiederholungstäter zu identifizieren. 

Aufnahme entsprechender Klauseln in den Arbeitsvertrag 

Die Aufnahme entsprechender Klauseln in den Arbeitsvertrag des vorgeschlagenen Kandidaten ist eine Vor­sichts­maßnahme, um die Interessen des Arbeitgebers/Unternehmens zu wahren. Es wird empfohlen, bei der Ausgestaltung der Ernennungsunterlagen geeignete Klauseln aufzunehmen, die es dem Unternehmen er­mög­lichen, jederzeit Hintergrundüberprüfungen durchzuführen und die Position des Directors mit sofortiger Wir­kung zu kündigen, wenn festgestellt wird, dass die betreffende Person nach dem Gesetz ausgeschlossen ist und/oder eine Straftat nach anderen indischen Gesetzen begangen hat. 
  

Abschließende Bemerkungen

Es ist oft zu beobachten, dass kleine Organisationen (in einigen Fällen sogar große) die grundlegenden Hinter­grundprüfungen übergehen, wenn sie einen Kandidaten für eine wichtige Position wie die eines Directors vor­schlagen. 
 
Nach dem Gesetz muss eine Person vor ihrer Ernennung zum Director eine Erklärung abgeben, dass sie nicht disqualifiziert ist, als Director in dem Unternehmen tätig zu werden. Man könnte argumentieren, dass diese Erklärung des Kandidaten das Unternehmen von jeglicher Haftung entbindet und dass der Director im Falle einer falschen Erklärung bestraft werden muss. Wenn wir diese Situation jedoch pragmatisch betrachten, ist es nicht schwer zu erkennen, dass eine solche Situation auch für das Unternehmen viel Ärger bedeuten kann. Eine kleine Nachlässigkeit kann den gesamten Einstellungs- und Schulungsprozess zunichtemachen, und im Falle von Führungspositionen kann auch der Businessplan durch das plötzliche Auftreten von Versäumnissen beeinträchtigt werden. Eine bloße Erklärung des Directors über seine Eignung reicht also sicher nicht aus. Der Arbeitgeber sollte eine angemessene Sorgfalt walten lassen und geeignete Unterlagen bereithalten, um die Interessen des Unternehmens jederzeit zu wahren.
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