Königreich Saudi Arabien: Investment Entwicklungen im ersten Quartal 2021

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veröffentlicht am 20. September 2021 | Lesedauer ca. 3 Minuten

 

Lange Zeit war das Königreich Saudi Arabien als  Wüstenstaat bekannt, der seine wirtschaftlichen Ressourcen  zu einem signifikanten Teil durch die Ölproduktion etabliert hat. Mit dem Projekt „Saudi Vision 2030“ verfolgt das Königreich das Ziel, seine Ölabhängigkeit drastisch zu reduzieren, indem es einen nicht unerheblichen Teil seiner wirtschaftlichen Entwicklung außerhalb der Ölproduktion verlagert. Diese Entwicklung hat bereits einer Vielzahl internationalen mittelständischen- und Großunternehmen interessante Perspektiven zum Engagement in Saudi Arabien geboten –  der Trend ist signifikant steigend.

  

   

 

   

 

Erleichterte rechtliche Rahmenbedingungen

Vereinfachte rechtliche Rahmenbedingungen erleichtern die Investition im Königreich, bspw. ist die Involvierung eines lokalen Mehrheitsgesellschafters in vielen Bereichen nicht mehr oder maximal zu 25 Prozent erforderlich. Zudem besteht nicht mehr das Kriterium eines Mindestbetrags hinsichtlich des Stammkapitals für Kapitalgesellschaften – es muss für den Gesellschaftszweck lediglich angemessen sein.

 

Ein Blick auf die aktuellen Zahlen und Entwicklungen lohnt:

Im ersten Quartal 2021 erreichte die Zahl der von der Ministry of Investment of Saudi Arabia (MISA) neu erteilten Lizenzen für ausländische Investitionen ein neues Hoch von 478. Das erste Quartal 2021 war das vierte Quartal in Folge, in dem die Zahl der neuen ausländischen Investitionsprojekte gestiegen sind.

  

Der Produktionssektor stand mit 114 neuen Investitionslizenzen im ersten Quartal 2021 an erster Stelle. Die Sektoren Bauwesen (78), Einzelhandel und E-Commerce (78) sowie Freiberufler und Wissenschaftler (62) folgten dem Produktionssektor als Hauptempfänger neuer Lizenzen während des Quartals. Der jährliche Anstieg innerhalb der einzelnen Sektoren war im Bereich des Einzelhandel und elektronischer Handel mit einem Zuwachs von 151,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr am stärksten. Das spiegelt die schnelle Anpassung des Marktes im Königreich im Umgang mit der Covid-19-Pandemie wider.

 

Ausländische Direktinvestitionen

Der Gesamtzulauf ausländischer Direktinvestitionen in das Königreich erreichte im Jahr 2020 5,5 Mrd. USD, wobei im letzten Quartal 2020 mit Zuflüssen in Höhe von 1,9 Mrd. USD der höchste Wert seit Ende 2016 verzeichnet wurde.

  

Hintergrund des enormen Zuwachses im Bereich von ausländischen Investitionen ist nicht zuletzt die seitens des Kronprinzen Mohammed bin Salman angestoßene Reformagenda. Mit dem Gesetz über die Privatisierung einzelner Sektoren (Private Sector Participation Law), sowie die Einführung von Investitionsprogrammen wie „Shareek“ und „Made in Saudi“ hat Saudi Arabien weitere historische Schritte eingeleitet um die wirtschaftliche Entwicklung Saudi Arabiens zu fördern.

 

Gesundheitswesen

Das Gesundheitswesen ist einer der bedeutendsten Sektoren Saudi Arabiens zumal das Königreich vergleichsweise den größten Sektor in diesem Bereich in der Region des Nahen Ostens und Nord Afrikas (MENA) stellt. Mit über 494 Krankenhäuser, 75.000 Krankenhausbetten und 5.000 Kliniken ist die Infrastruktur in diesem Sektor besonders stark ausgebildet.

 

Ausländische Investitionen in diesem Sektor sind besonders attraktiv da es eines lokalen Partners im Gesundheitswesen nicht bedarf. Ausländische Investoren können in diesem Sektor in der Regel zu 100 Prozent Anteilsinhaber sein.

 

Darüber hinaus hat sich Saudi-Arabien zum Ziel gesetzt, den Anteil des Privatsektors am Gesundheitsmarkt bis 2030 von 25 Prozent auf 35 Prozent zu erhöhen. Im Zuge der Verabschiedung des Gesetzes zur Privatisierung einzelner Sektoren befinden sich mittlerweile 33 Prozent der Krankenhäuser im Königreich in privater Hand.

Anfang  2021 ging bspw. Roche, eine Partnerschaft mit dem Ministerium für Investitionen in Saudi Arabien ein um den Gesundheitssektor weiter auszubauen. Weitere Unternehmen wie Johnson & Johnson, MSD und Novo Nordisk sind diesem Beispiel gefolgt und erweitern ihre Präsenz im Königreich aufgrund der Entwicklungen im Gesundheitssektor.

 

Energieversorgungssektor

Der französische Energieriese ENGIE kündigte im Januar an, dass er bis 2025 weitere 6,34 Mrd. USD in Saudi-Arabien investieren wolle. Die neuen Investitionen kommen zu den bereits bestehenden Anlagen und Projekten im Wert von über 8 Mrd. USD im Königreich hinzu.

 

Auch Japans MARUBENI will 2023 die erste saudische Megasolaranlage in der Provinz Mekka bis Juni 2023 errichten. Das Projekt wird von drei verschiedenen Banken, darunter die Japan Bank for International Cooperation, mit 156 Millionen Dollar finanziert.

 

Verkehr und Logistik

Um das weitere Wirtschaftswachstum zu garantieren, kündigte im Januar 2021 die saudische Hafenbehörde (MAWANI) den Start einer neuen Schifffahrtslinie zum Islamischen Hafen von Jeddah an. Die neue Route soll Europa und das Mittelmeer über Nordafrika mit dem Nahen Osten und dem indischen Subkontinent verbinden. Die neue Schifffahrtslinie ist Teil der fortgesetzten strategischen Partnerschaften mit ausländischen Reedereien wie HAPAG-LLOYD, CMA, CGM, COSTCO und OCEAN NETWORK EXPRESS.

  

Unterhaltungssektor

Auch für die Unterhaltungsindustrie gestaltet sich das Königreich immer mehr als ein attraktives Investitionsziel. Giganten wie WARNER MUSIC GROUPS, WEBEDIA ESPORTS AGENCY und CINEPOLIS CINEMA haben Investitionen in dreistelligen Millionenbereichen für die kommenden Jahre im Königreich von Saudi Arabien angesetzt, da der Ausbau des Unterhaltungssektors erhebliches Potential bietet.

 

Industrie- und Produktionssektor

Um das wirtschaftliche Potenzial weiter auszuschöpfen, hat die Regierung bereits begonnen, die Infrastruktur in Jubail, die erforderlich ist um drei globale Autohersteller anzuziehen, auszubauen. Das Königreich wird bis 2022 das erste in Saudi Arabien hergestellte Auto auf dem Markt bringen; zudem ist geplant, bis 2040 rund 10,7 Mrd. USD in die Automobilindustrie zu investieren – in dem Zuge rechnet man mit 27.000 neuen Arbeitsplätzen in diesem Sektor.

 

Einzelhandel

Der globale Einzelhandelsriese AMAZON kündigte aufgrund der signifikanten Fortschreitung der Digitalisierung und Erweiterung des Onlinehandels die Schaffung von 11 Bürogebäuden und mehr als 1.500 Arbeitsplätzen in Saudi Arabien an.

 

NEOM – The Line

Hervorzuheben ist das  Gigaprojekt NEOM in der Tabuk Provinz Saudi Arabiens. Das Projekt soll Kommunen in linearer Weise miteinander verbinden und zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie versorgt werden. Besondere Erwähnung verdient dieses Projekt deshalb, weil es 380.000 neue Arbeitsplätze schaffen und einen Beitrag in Höhe von 48 Mrd. USD zu dem Bruttoinlandsprodukt bis 2030 leisten soll.

 

Fazit

Insgesamt lässt sich festhalten, dass die umfangreiche Reformagenda des Königreichs auch im Q1/2021 Früchte trägt. Trotz bestehender Ölabhängigkeit, floriert die Wirtschaft Saudi Arabiens in den vergangen Jahren zunehmend aufgrund der fortschreitenden Diversifizierung und erreicht einen neuen Höhepunkt in Q1/2021. Das Königreich ist attraktiver denn je für ausländische Investitionen und ist bereits Standort für viele Wirtschaftsgiganten.

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