Saudi-Arabien stellt Etablierung von vier neuen Sonder­wirtschafts­zonen vor

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veröffentlicht am 16. Mai 2023 | Lesedauer ca. 3 Minuten

  

Mitte April 2023 verkündete Kronprinz Mohammad bin Salman, dass das Königreich vier neue Sonderwirtschaftszonen (SWZ) errichten wird. Die SWZ bieten weltweiten Investoren und nationalen Unternehmen in den jeweiligen Kerngeschäftsfeldern der SWZ Steuer- sowie weitere administrative Begünstigungen. Die Errichtung dieser SWZ steht im Einklang mit der VISION 2030 und hat zum Ziel, Saudi-Arabien zu einem globalen Akteur in Schlüsselindustrien zu machen und gleichzeitig schrittweise staat­liche Einnahmen unabhängig von Ölexporten zu generieren.

 

  

  
   

Die neuen Zonen knüpfen an frühere Initiativen für Freihandelszonen im Königreich an, darunter die kürzlich erfolgte Einrichtung einer integrierten Sonderzone für Logistik am King Salman International Airport in Riad. Zusammen stellen sie die erste Phase des langfristigen Programms dar, das ausländische Direktinvestitionen fördern, Fachkräfte aus der ganzen Welt anziehen und das Unternehmertum und die wirtschaftliche Entwick­lung im Königreich fördern soll.
 
Die Zonen, die von der „Economic Cities and Special Zones Authority“ verwaltet werden, sind strategisch über das Land verteilt und bieten neue Lösungen für die Herausforderungen, vor denen viele globale Unternehmen stehen, wenn sie versuchen, ihre Lieferketten zu lokalisieren und zu stärken. Die Zonen helfen dem Königreich, wichtige makroökonomische Veränderungen zu nutzen, um ein wirklich differenziertes Geschäftsumfeld zu schaffen und neue Sektoren und Wertschöpfungsketten zu aktivieren.
  

Die Sonderwirtschftszonen und deren Schlüsselindustrien

Wie auch andere Freihandelszonen oder SWZ in der GCC-Region werden die KSA-SWZ ebenfalls individuelle Schlüsselindustrien enthalten. Diese sind auf die jeweilige geografische Lage der SWZ zugeschnitten, um gerade die avisierte Niederlassung ausländischer Investoren neben der steuerlichen Vergünstigungen auch durch einen erheblichen Standortvorteil zu realisieren.
 
1. Die King Abdullah Economic City (KAEC) SWZ liegt in der Provinz Makkah und weist eine Fläche von ganzen 60 km² auf. Die Zone liegt im Herzen des Roten Meeres und in der Nähe der afrikanischen Märkte. Die Schlüssel­industrien sind:
  • Montage von Kraftfahrzeugen
  • Konsumgüter
  • ICT (Elektronische Leichtindustrie)
  • Pharmazeutische Industrie 
  • Medizintechnik 
  • Logistik
 
2. Die Jazan SWZ hat ein Ausmaß von 24,6 km² und bietet mit ihrer Lage am Roten Meer unmittelbare Nähe zu wichtigen Minen und Industrieanlagen. Daher sind die Schlüsselindustrien:
  • Lebensmittelverarbeitung 
  • Metallverarbeitung 
  • Logistik
 
3. Die Ras Al-Khair SWZ in der östlichen Provinz Saudi-Arabiens ist 20 km² groß und liegt in der Industriestadt Ras Al-Khair. Sie bietet damit Zugang zum Weltmarkt und hat folgende Schlüsselindustrien:
  • Schiffbau und MRO 
  • Bohrinseln und MRO
 
4. Die Cloud Computing SWZ bietet, mit Standort im Innovationsturm in King Abdulaziz City for Science and Technology (KACST) und dem Hauptsitz in Riad, die Möglichkeit für Unternehmen, Rechenzentren aus dem ganzen Königreich zu betreiben. Der Schwerpunkt der Zone liegt in der Erbringung von Cloud-Computing-Diensten.
 

Steuerliche Behandlung der Sonderwirtschaftszonen

Für King Abdullah Economic City (KAEC); Ras Al Khair und Jazan gelten folgende Steuervergünstigungen:
  • 5 Prozent Körperschaftsteuer für bis zu 20 Jahre
  • 0 Prozent Quellensteuer für die Rückführung von Gewinnen aus SWZ ins Ausland
  • 0 Prozent Zollstundung für Waren innerhalb der SWZ (für Jazan – nur für Investitionsgüter und Vorleistungen)
  • 0 Prozent Mehrwertsteuer für alle Waren, die innerhalb der SWZ und zwischen den Zonen ausgetauscht werden, sowie für Waren und Dienstleistungen die innerhalb von Saudi-Arabien zu einem Investor in einer SWZ gelangen. Waren, die von außerhalb der KSA in die SWZ importiert werden, werden als außerhalb des Anwendungsbereichs der Mehrwertsteuer behandelt.
 
Für die Cloud Computing SWZ in Riad gilt die besondere steuerliche Behandlung im Einklang mit den OECD-Grundsätzen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung.
 
Neben den besonderen Steuervergünstigungen werden für die SWZ auch allgemeine steuerrechtliche Rahmen gelten, die von den Vorschriften des restlichen Landes außerhalb der Zonen abweichen können. Hierzu gehören Anforderungen an die Buchführung, die Erweiterung der Amtssprache auf Englisch, die Abgabe von Steuer­er­klärungen, Steuerfestsetzung und -erhebung, die Regelung über Ein- und Ausfuhr von Waren sowie Herstel­lung von Waren innerhalb der SWZ und schließlich Regelungen bei Verstößen und steuervermeidenden Aktivitäten.
 

Ausblick

Die KSA-SWZ reihen sich ein in die GCC Freihandelszonen und SWZ. Saudi-Arabien wird beispielsweise durch den Zugang zum Roten Meer und damit zu Afrika und Europa mit Jazan einen enormen Standortvorteil gegen­über anderen GCC-Ländern haben. Aber auch durch die Verteilung der SWZ auf das gesamte Königreich sollte Saudi-Arabien sein Wohlstandsniveau durch ausländische Investoren flächendeckend erweitern können. Mit den SWZ sind also die ersten Weichenstellungen zur Anziehung ausländischer Direktinvestitionen gestellt, wodurch Saudi-Arabien ihrer VISION 2030 immer näher kommen wird.

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