Künstliche Intelligenz und digitale Transformation – Technologie als Wirtschaftstreiber

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veröffentlicht am 5. Februar 2019
   

Martin Wambach antwortet   

 

 

Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz (KI) im Prozess der digitalen Transformation?

Die digitale Transformation beschreibt den Prozess der Veränderung der Lebens- und Arbeitswelt durch den Einsatz moderner Technologien. Mit dem Begriff „Digitalisierung” werden dabei v.a. 7 markante Technologie­trends verbunden: Mobile Endgeräte, Internet of Things/Always-on, Blockchain, Soziale Medien, Cloud, Big Data bzw. In-Memory Computing und Maschinelles Lernen / Künstliche Intelligenz (ML/KI). Die Besonderheit von KI liegt darin, dass die Kraft, die diesem Veränderungstreiber innewohnt, insbesondere durch Internet of Things (IoT), Big Data usw. verstärkt bzw. gebündelt wird. Dadurch werden die Nutzungs­möglichkeiten massiv befördert und neue Anwendungshorizonte eröffnet. Insofern ist KI im Verbund mit den vorgenannten Techno­logietrends der stärkste und nachhaltigste Veränderungstreiber im Prozess der digitalen Transformation.

 

Könnte man bei KI deshalb von Industrie 4.1 reden?

Unter „Industrie 4.0” versteht man die Verzahnung der industriellen Produktion mit moderner Informations- und Kommunikationstechnik. Ziel ist die Optimierung der Produktion mit Blick auf die komplette Wert­schöpfungs­kette und der ganzheitlichen Sicht auf den Produktlebenszyklus. Bei „Industrie 4.1” geht es um die intelligente Vernetzung aller Produktionsfaktoren und eine automatisierte, abteilungsübergreifende Steuerung. Dabei übernehmen Maschinen und Anwendungen auch Arbeiten, die bisher Menschen vorbehalten waren.
 
Daneben entsteht im Bereich KI ein eigener, schnell wachsender Markt von Anbietern entsprechender Lösungen.

 

Ist KI ein Hype oder tatsächlich ein nachhaltiger Wirtschaftstreiber?

KI ist beides. Wirtschaftstreiber und Hype zugleich. Das überrascht, denn KI ist keineswegs neu, sondern Ergebnis kontinuierlicher Forschung und Entwicklung, deren Beginn in den frühen 1900er Jahren liegt. Vielen sind 2 besondere KI-Meilensteine bekannt: Deep Blue gelang es 1996 als erstem Computer der Welt den amtierenden Schachweltmeister Garri Kasparov zu schlagen und im März 2016 schlug der Computer AlphaGo den Südkoreaner Lee Sedol, der als einer der weltbesten GO-Profispieler angesehen wird.
 
Heute werden mit KI Geschäftsmodelle neu konzipiert bzw. bestehende Modelle und Prozesse in den Unter­nehmen optimiert. Damit wird die Technologie zum Wirtschaftstreiber. Der Wert, den KI bereits heute im Wirtschaftsleben generiert, wird auf mehrere Milliarden Euro geschätzt.

 

Welche Bedeutung hat KI für Deutschland im internationalen Wettbewerb?

Diese Frage lässt sich einfach beantworten: Alles was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert. KI verbindet und verstärkt 3 der 7 zentralen Digitalisierungstechnologien. Deutschland zählt mit seinen Universitäten und Forschungsclustern ohne Zweifel zu den absolut führenden Ländern im Bereich KI. Allerdings müssen wir in der Lage sein, das hier erzeugte Drehmoment auch in Form praktischer Anwendungen auf die Straße zu bringen. Das ist in der Vergangenheit nicht immer geglückt. Bahnbrechende technologische Entwicklungen wurden in anderen Ländern marktreif und zu erfolgreichen Geschäftsmodellen gemacht. Aber heute ist festzustellen, dass die Vernetzung von Hochschulen, Forschung und den Unternehmen in Deutschland wesentlich stärker geworden ist. Damit eröffnen sich neue Möglichkeiten, aus den Forschungsergebnissen Geschäftsmodelle zu entwickeln.
 
Zudem ist KI untrennbar mit Cloud- und Big Data/In-Memory-Computing verbunden. Damit die Kapazitäten effizient genutzt werden können braucht es an aller erster Stelle eine breit verfügbare Hochgeschwindigkeits-Kommunikationsinfrastruktur (Glasfaser und Funknetze). Ohne diese Voraussetzung wird Deutschland im internationalen Wettbewerb nicht reüssieren.
  

Welche Potenziale bieten sich für den deutschen Mittelstand?

Der deutsche Mittelstand bezieht seine weltweite Wettbewerbsfähigkeit v.a. aus der technischen Qualität seiner Prozesse bzw. Produkte und der stetigen Innovation. Der Großteil der Patentanmeldungen kommt aus dem deutschen Mittelstand. Schon heute bilden viele Mittelständler enge Forschungs- und Entwicklungspartner­schaften mit der KI-orientierten Wissenschaft. Die aktuelle Studie von Crisp Research zeigt, dass sich bereits 20 Prozent der Unternehmen intensiv mit KI beschäftigen. Viele Entwicklungen ranken sich dabei um den Begriff „Predictive”. Es geht darum, aus der Analyse großer Datenbestände geschäftsrelevante Routinen  –  bspw. die Wartung von Maschinen (Predictive Maintenance) oder das Kaufverhalten (Predictive Sales) von Kunden  –  zu optimieren. Auf diese Weise lässt sich die Wertschöpfungskette von Produkten in den Service- und Wartungs­bereich ausdehnen. Auch hier gilt: Nicht die Großen fressen die Kleinen, sondern die Schnellen fressen die Langsamen. Insofern ist das Potenzial vielen Unternehmen bereits bewusst und der deutsche Mittelstand kann auch in dem Bereich seine Stärken ausspielen.

 

In welchen Branchen spielt KI eine wichtige Rolle und welche haben Ihrer Meinung nach die Nase vorne?

Vorreiterrollen nehmen v.a. die Automobil-, Konsumgüter-, IT-, Telekommunikations-, Medien- und Medizin­branche sowie der Handel ein. Einsatzgebiete sind etwa die Personalisierung von Inhalten, die Kommunikation von Kunden mit digitalisierten Assistenten und automatisierte Empfehlungs- bzw. Diagnostiksysteme.
 
Aber auch im Bereich des Finanz- und Rechnungswesens lassen sich mit KI-Implementierungen beachtliche Effizienz- und Effektivitätsgewinne erzielen. In dem Zusammenhang ist die Partnerschaft von SAP und Microsoft essenziell, mit der die KI-orientierten Elemente von SAP S4/HANA und Azure optimal genutzt worden.
 
Nicht zuletzt ist ein wichtiger Anwendungsfall von KI die Reduzierung bzw. das Abschaffen von Sprachbarrieren in der mündlichen wie schriftlichen Kommunikation.

 

Welche Rolle spielt KI bei Rödl & Partner?

KI spielt bei Rödl & Partner an 2 Stellen eine wichtige Rolle. Zum einen optimieren wir unsere eigenen internen Geschäftsprozesse mit diesen Technologien; Stichworte: Automatisierung, Bots etc. Zum anderen integrieren wir KI-basierte Elemente in unsere Beratungs- und Prüfungsprodukte quer über alle Geschäftsfelder. Das beginnt bei Translator-Funktionen, geht über automatisierte Textextraktion und -identifikation für Due Diligence-Prozesse, der Nutzung von Vertragsrobotern in der Rechtsberatung, den Aufbau einer Plattform für sog. „Smart Energy Contracts” bis hin zu Data Analytics in den Bereichen Steuerberatung und Wirtschafts­prüfung bzw. Process Mining in der Abschlussprüfung, Prozess- und Complianceberatung. Damit verschlanken wir unsere eigene Organisation, verbessern und optimieren unser bestehendes Dienstleistungsangebot und schaffen zielgerichtet neue Leistungen. Auf der Grundlage unserer digitalen Transformationsstrategie ent­wickeln wir diese Angebote zusammen mit exklusiven Partnern aus dem Hochschulbereich und spezialisierten Unternehmen.
 

  

Kontakt

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Martin Wambach

Diplom-Kaufmann, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, IT-Auditor IDW

Geschäftsführender Partner, Chief Digital Officer

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