Nordische Länder – Felsen in der europäischen Brandung

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Jens-Christian Pastille antwortet

 

 

Die geopolitische Stabilität hat weltweit nicht gerade zugenommen. Da stechen die nordischen Länder positiv hervor…

In der Tat: Die nordischen Länder  –  hierunter versteht man die Region Skandinavien inkl. Island und Finnland  –  sind politisch wie wirtschaftlich Felsen in der europäischen Brandung. Das sind die Früchte einer über Jahrzehnte gewachsenen Politik des sozialen Ausgleichs und der regionalen Integration, die bis lange vor die Gründung der Europäischen Union zurückreicht. Stabilität, Wohlstand und ein gewisser „nordic way of life” übersetzen sich heute in eine politische, wirtschaftliche und kulturelle Führungsrolle, die den gesamten Ostseeraum prägt.
 

Was sind die wichtigsten Branchen, die in der nordischen Region vertreten sind?

Nordeuropa lebt von seiner großen Vielfalt und ist Deutschland darin durchaus ähnlich: Es hat noch immer einen Schwerpunkt im industriellen Sektor und ist stark in der Informationstechnik sowie neuen Technologien. Darüber hinaus werden dort Schiffe und Kraftwerke gebaut und bis heute globale Akzente in Design oder im Bildungswesen gesetzt. Zugleich dominieren schwedische Banken den Finanzsektor rund um die Ostsee sowie dänische und finnische Agrarkonzerne die Landwirtschaft.
 

Welche Chancen bieten sich mittelständischen Unternehmen, die international expandieren möchten?

Ausgezeichnete: Skandinavien hat tolle Unternehmen, hervorragende Arbeitnehmer und eine beneidenswerte Infrastruktur. Zugleich gibt es investiven Nachholbedarf etwa im öffentlichen Sektor und mittelgroße Unternehmen suchen Partner sowie Investoren für die Expansion über die Region hinaus. So mancher skandinavischer Spieler würde gut in das Portfolio deutscher Unternehmen passen  –  der M&A-Sektor jedenfalls belebt sich.
 

Besonders sind große Teile der nordischen Wirtschaft noch immer eigentümergeführt oder in Familienbesitz und mithin mittelstandsgeprägt, obwohl sie längst weltweit Bedeutung haben  –  eine weitere Parallele zu Deutschland, die den Marktzugang in jeder Rolle erleichtert.
 

Das Thema Digitalisierung ist aktuell in aller Munde. Wie gut ist die Region darauf eingestellt?

Die nordischen Länder sind ganz sicher ein Vorreiter bei der sog. „Economy 4.0”. Schweden und Finnland hatten schon früh eine gewisse Affinität zu neuen Technologien  –  auch sind einige kulturell bedingte mentale Hindernisse wie übertriebener Datenschutz weniger ausgeprägt. Der Einsatz neuer und neuester Technologien war aber v.a. getrieben von der schieren Größe der Region und einem konzentrierten Einsatz staatlicher Mittel bei der Überwindung rückständiger Strukturen. Beispiele hierfür sind die Telemedizin, aber auch die sehr frühzeitige Vernetzung von Wirtschaft und Staat etwa in der Steuerverwaltung. Es gilt: Economy 4.0 ist Digitalisierung plus Vernetzung und der Norden führt in fast jeder Hinsicht, weil es so gewollt ist.
 

Rödl & Partner ist seit Anfang des Jahres mit einer eigenen Niederlassung in Kopenhagen vertreten. Was ist das Besondere am dänischen Markt?

Dänemark ist die Brücke zum Norden  –  und zwar ganz wörtlich: Durch die Öresund-Brücke verbindet sich Kopenhagen mit Südschweden zu einer 4-Mio.-Einwohnerregion, die zu den stärksten Märkten in Europa zählt. Dänemark ist dabei historisch, wirtschaftlich und logistisch das Sprungbrett des deutschen Mittelstands nach Skandinavien  –  und durchaus ein spannendes Land, das viele Elemente einer besonders dynamischen Wirtschaftsordnung fast angelsächsischer Prägung mit dem ruhigen Gestus des Nordens verknüpft. 

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