„Guten Appetit!” – Ein Blick über den Tellerrand

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veröffentlicht am 27. Mai 2022 / Lesedauer ca. 4 Minuten
 

Auch wenn sich auf Geschäftsreisen oft nur wenig Gelegenheiten für Sightseeing oder das Kennenlernen der örtlichen Kultur bieten, kommt man mit einem besonderen Kulturgut i.d.R. ganz von allein in Kontakt: mit landestypischen Speisen und Ess­ge­wohnheiten. So vielfältig wie die Länder, so unterschiedlich sind auch ihre Geschmä­cker, Speisen und Tischsitten. Wir zeigen Ihnen, wie Sie beim Lunch mit Geschäfts­partnern weltweit eine gute Figur machen. Wagen Sie mit uns einen Blick über den eigenen Tellerrand.

    

Deutschland: Ellenbogen vom Tisch

​Die deutsche Küche ist sehr vielfältig und weist viele regionale Besonderheiten auf. Typisch deutsche Gerichte reichen von Königsberger Klopsen in Nordostdeutschland über Spätzle und Maultaschen in Schwaben bis hin zu Weißwürsten und Schweinebraten mit Klößen in Bayern. Weltweit am bekanntesten und als „typisch deutsch“ gelten übrigens die Königsberger Klopse.
 
Schlürfen, Schmatzen und Rülpsen am Tisch sind verpönt. Auch Geklapper mit Besteck und Geschirr sollte möglichst vermieden werden und die Hände mit den Handgelenken auf dem Tisch sichtbar sein. Die Ellenbogen sollten beim Essen nicht auf dem Tisch aufgestützt werden.

China: Vorsicht mit den Stäbchen

​Was anderwo verpönt ist, gilt in China als Kompliment: Schlürfen und Rülpsen beim Essen zeigen dem Koch, dass dem Gast das Essen schmeckt und er sich wohlfühlt. Beim Essen aber sollten die Stäbchen keinesfalls gekreuzt oder in den Reis gesteckt werden   –  das ist nur bei einem Leichenschmaus zu Ehren des Toten ge­stattet. Auch sollten die Stäbchen nicht aneinander gerieben oder abgeleckt werden.

 

祝您有个好胃口

Italien: Hier geht es um den richtigen Dreh

Wohl kein echter Italiener würde Spaghetti Bolognese essen  –  erst recht nicht mit einem Löffel. Denn die Nudel passt einfach nicht zur Sauce. Damit die Bolognese richtig an der Nudel haftet, eignen sich z. B. eher Rigatoni. Und: Italiener essen Nudeln nur mit einer Gabel  –  Löffel und Messer sollten also schnell beiseite gelegt werden. Auch dürfen die Spaghetti in Italien weder abgeschnitten noch abgebissen werden. Spaghetti essen ist also gar nicht so einfach.

 

Buon appetito!

Schweden: Das Land der Fleischbällchen

​Die traditionellen schwedischen Fleischbällchen Köttbullar werden aus gemischtem Hackfleich, Zwiebeln, Semmelbröseln, Eiern, Wasser, Salz und Pfeffer hergestellt. Serviert mit Kartoffeln, einer braunen Sauce und Preiselbeeren ist das schwedische Nationalgericht besonders bei Familienfesten beliebt. Ganz wichtig: Entgegen der in Deutschland weit verbreiteten Artikulation werden die Fleischbällchen korrekt „Schöttbüllar“ ausgesprochen.

USA: Willkommen im Wilden Westen

​In den USA sind Frühstück und Abendessen oft besonders üppig. Neben Cornflakes in allen erdenklichen Variationen frühstücken die Amerikaner auch gerne Donuts, Pancakes oder Muffins. Am Abend genießt man einen Burger oder im Sommer besonders gerne ein Barbecue im großen Kreis, mit Freunden, Nachbarn und der Familie.
 
In den USA wird oft nur mit einer Hand gegessen. Einer Legende nach ist das auf die Zeit des Wilden Westens zurückzuführen. Da man sich stets in Acht nehmen musste, blieb eine Hand wohl auch während des Essens auf der Waffe. Daher soll es rühren, dass bis heute viele Amerikaner ihr Essen zerschneiden und es anschlie­ßend nur mit einer Gabel, einhändig zu sich nehmen. Die andere Hand liegt heute meist einfach im Schoß.

Brasilien: Vielfalt auf den Tellern

​So facettenreich wie der brasilianische Karneval ist auch die Küche. Brasilien erstreckt sich über vier Klima­zonen und vereint u. a. afrikanische, portugiesische und indianische Einflüsse. Während an den Küsten im tropischen Norden gerne Fisch und Meeresfrüchte serviert werden, ist die Küche im Inneren des Landes mit Früchten und Wurzeln afro-brasilianisch geprägt. Weiter im Süden sind Fleischgerichte vom Grill beliebt. „Die brasilianische Küche“ ist also kaum zu definieren.

Spanien: Müll auf dem Boden

​Spanien ist bekannt für seine Tapas. Oft gibt es in den Bars zum ersten Getränk ein Häppchen kostenlos. Vor vielen Servietten und Olivenkernen auf dem Boden sollte man sich dabei keinesfalls abschrecken lassen, sondern erst recht eintreten  –  offenbar sind die Tapas gut und die Bar ist sehr beliebt. Die Entsorgung der Abfälle auf dem Boden gehört in Spanien eben einfach dazu.
 
Das gemeinsame Essen findet in Spanien grundsätzlich später statt. Das Mittagessen beginnt selten vor 14:30 Uhr, das Abendessen meist nicht vor 22:00 Uhr. Im Restaurant sollte man darauf warten, vom Kellner einen Platz zugewiesen zu bekommen. Sich einfach selbst einen freien Tisch zu suchen oder zu fragen, ob man sich an einem Tisch dazusetzen kann, wird in Spanien wenig geschätzt.

   

¡Buen provecho!

Frankreich: Essen als Kulturerbe

​Gutes, ausgiebiges Essen gehört in Frankreich zur Lebensart. Die „Haute Cuisine“ Frankreichs gilt als Schlemmerparadies für Feinschmecker und Gourmets. So wurde die französische Küche sogar zum UNESCO-Kulturerbe erhoben. Unsere französischen Nachbarn legen übrigens besonders großen Wert auf die korrekte Verwendung des Bestecks  –  nur das Baguette darf keinesfalls mit dem Messer geschnitten, sondern sollte mit der Hand in kleine Stücke gebrochen werden.
 
Auch in unserem Nachbarland gibt es einige Besonderheiten, die es zu beachten gilt: Auch wenn die Suppe heiß ist, sollte man sie nicht durch Pusten versuchen abzukühlen. Auch wenn der Käse noch so gut schmeckt, sollte die Käseplatte nie komplett geleert werden. Auch wenn das Essen besonders mundet, sollten Geräusche wie Schmatzen beim Essen unbedingt vermieden werden.

Neuseeland: Land der Kiwi(s)

Pavlova, eine mit Sahne und Kiwi gefüllte Baiser-Torte, gilt als berühmtestes Dessert Neuseelands  –  jedoch wird sie auch von Australien als Nationalgericht beansprucht. Übrigens erhielt die Kiwi erst mit dem Export von Neuseeland in die USA ihren heutigen Namen. 1962, zu Zeiten des Kalten Krieges, herrschte eine anti­kommu­nistische Stimmung im Land, weswegen die exotische Frucht unter ihrem ursprünglichen Namen „Chinesische Stachelbeere“ nicht angenommen wurde. Auf der Suche nach einem neuen Namen fiel die optische Ähnlichkeit der kleinen Frucht zum neuseeländischen Nationalsymbol, dem Kiwi-Vogel, ins Auge  –  seither verkauft sich die Kiwi auch in den USA sehr gut.

Indien: Etwas Scharfes auf den Tellern

Weder mit Löffel noch mit Gabel essen die Menschen in Indien. Die Speisen werden mit den Fingern und einem Stück Fladenbrot, z. B. Naan oder Roti, verzehrt. Aber nicht mit der linken Hand! Denn sie gilt in Indien als unrein. Vor den verschiedenen Gängen sollte man sich zudem mehrmals die Hände waschen. Übrigens stammt auch das laut Forbes Traveler schärfste Gericht der Welt aus Indien: Phaal, ein Curry-Hühnchen mit Bhut Jolokia Chili  –  laut Guinness-Buch dem schärfsten Chili weltweit.

Japan: Schlürfen, Schmatzen und Rülpsen

​Reis ist in Japan Grundnahrungsmittel und den Japanern heilig. Am Ende jedes Essens gibt es noch 2 Schäl­chen Reis pur, die nach Möglichkeit aufgegessen werden sollten. Von den übrigen Speisen kann gerne ein Anstandsrest übrig gelassen werden. Das in Deutschland als Inbegriff der japanischen Küche geltende Sushi wird in Japan nur zu besonderen Anlässen verspeist.

 

Japaner essen traditionellerweise an niedrigen Tischen, auf dem Boden sitzend. Männer setzen sich dabei in den Schneidersitz, Frauen am besten auf die Fersen. Schlürfen, Schmatzen und Rülpsen sind  –  ähnlich wie in China  –  in Japan ausdrücklich erwünscht, um dem Koch ein Kompliment zu machen. Mit den Stäbchen jedoch darf keinesfalls Essen aufgespießt oder auf andere Leute gezeigt werden, auch Ablecken oder Kauen auf den Stäbchen ist verpönt.

  

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