Das deutsche Lieferkettengesetz und Costa Rica – eine Risikoanalyse

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veröffentlicht am 15. September 2022 | Lesedauer ca. 3 Minuten

von Arnoldo André Tinoco


Für Unternehmer in Costa Rica birgt die Einführung des deutschen Lieferketten­sorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) im Januar 2023 einige potenzielle Risiken. Das gilt v.a. in Bezug auf die Rolle der nationalen Wirtschaftstätigkeiten innerhalb der Produk­tionsketten von in Deutschland ansässigen Unternehmen. Im Nachfolgenden finden Sie eine Liste potenzieller Risiken, die Unternehmen hinsichtlich der Einhaltung des LkSG beachten müssen, wenn sie Lieferanten aus Costa Rica in ihre Produktionskette einbeziehen.



Costa Rica verfügt über einen verfassungsmäßigen Schutz der Menschenrechte, der Vielfalt und der öko­lo­gischen Nachhaltigkeit. Die genannten Themen sind in speziellen Gesetzen, Vorschriften und Verordnungen ordnungsgemäß geregelt, sodass ein starker normativer Rahmen für ihren Schutz und ihre Förderung gegeben ist.


In einigen Fällen kann die Realität jedoch davon abweichen. Die industrielle Tätigkeit in unserem Land res­pek­tiert diese nationale Tendenz nicht immer und verstößt nicht nur gegen das Gesetz, sondern auch gegen die hochgelobte Integrität von Mensch und Natur.


Arbeitsrecht

Lohn und Gehalt

  • Costa Rica hat eine Mindestlohnregelung sowohl für private als auch für öffentliche Arbeitnehmer.
  • Der Mindestlohn wird jedes Jahr von der Regierung in einer öffentlichen Liste festgelegt, die auf der Website des Arbeitsministeriums veröffentlicht wird, und kann je nach Fachgebiet und Arbeitszeit variieren.
  • Jedes beschäftigende Unternehmen muss dieser Verpflichtung nachkommen.


Sozialversicherung

  • Sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber müssen in den Sozialversicherungsfonds einzahlen, der für das öffentliche Gesundheitssystem des Landes und die Auszahlung von Renten an ältere Menschen und Men­schen mit Behinderungen zuständig ist.
  • Der Beitragsprozentsatz ist proportional zum Lohn oder Gehalt des Arbeitnehmers.
  • Der Fonds wird von einer öffentlichen Einrichtung namens Caja Costarricense del Seguro Social (CCSS) verwaltet.


Kinderarbeit

  • Kinderarbeit ist in Costa Rica für Kinder zwischen 15 und 17 Jahren nicht verboten, wird aber ordnungsgemäß geregelt, um die Sicherheitsbedingungen zu gewährleisten.
  • Offiziellen Schätzungen des Arbeitsministeriums zufolge arbeiten in Costa Rica etwa 30.000 Kinder im Alter von 5 bis 17 Jahren. Die Mehrzahl der Jobs sind in der Landwirtschaft und im Agrarsektor angesiedelt und sind hauptsächlich in Küstennähe (Puntarenas, Guanacaste und Limón) zu finden.
  • Jede Unregelmäßigkeit in diesem Bereich sollte dem Patronato Nacional de la Infancia (öffentliche Ein­rich­tung zum Schutz von Kindern) und dem Arbeitsministerium gemeldet werden.


Arbeitsimmigranten

  • Einwanderer stellen einen beträchtlichen Teil der Arbeitskräfte des Landes dar und haben in dieser Hinsicht die gleichen Rechte und erhalten die gleichen Leistungen wie die Einheimischen.
  • Viele dieser Arbeitsmigranten halten sich jedoch irregulär in unserem Land auf. Das ist einer der Gründe, warum einige Arbeitgeber dazu neigen, sie auszubeuten, indem sie sie zwingen, unter unmenschlichen Bedingungen zu arbeiten, sich chemischen Substanzen auszusetzen sowie unter dem gesetzlichen Mindest­lohn und zu unregelmäßigen Arbeitszeiten zu arbeiten.
  • Diese Bedingungen stellen einen klaren Verstoß gegen die Vorschriften des Landes und die unterzeichneten internationalen Verträge dar.


Landnutzung und Eigentumsrechte

Forstwirtschaftliche- und Umwelt-Vorschriften

  • Da Costa Rica als das Land mit der größten Artenvielfalt der Welt bezeichnet wird, ist es nicht verwunderlich, dass es strenge Vorschriften für die Forstwirtschaft und den Umweltschutz gibt.
  • Etwa 25 Prozent des Landesgebiets sind durch besondere Gerichtsbarkeiten geschützt, die jede Art von wirtschaftlicher Tätigkeit verbieten oder einschränken.
  • In gleicher Weise gibt es umfangreiche Vorschriften zur Holzfällen, zur Jagd, zum Fischfang und zur Re­gu­lie­rung von Wasserquellen wie Flüssen, Grundwasserreserven und Ozeanen.


Indigene Bevölkerung

  • Es besteht ein aktiver Streit um ihr Recht auf Land. Aktivisten behaupten, dass frühere Regierungen und Privatpersonen Grundstücke gestohlen haben, die für indigene Gruppen von historischer Bedeutung sind.
  • In den letzten Jahren ist der Streit an einigen Orten, wie z.B. in Salitre in der Provinz Puntarenas, gewaltsam ausgetragen worden.


Andere Potenzielle Risiken

Neben den dargestellten Gefahren können u.a. auftreten:

  • Frauendiskriminierung in Unternehmen
  • Luft- und Wasserrestverschmutzung und
  • Tierrechtsverletzungen.

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