Freiwillige IFRS-Anwendung – Wie internationale Konzerne jetzt profitieren können

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veröffentlicht am 9. Juni 2020 | Lesedauer ca. 2 Minuten
  

In den letzten Jahren erfuhren die Bilanzierungsnormen nach IFRS teils gravierende Änderungen. Auch wenn der ständige Weiterentwicklungsdrang des Standardsetzers einige Unternehmen von einer freiwilligen IFRS-Anwendung abschrecken mag, sind durchaus Chancen zu sehen. Der Zeitpunkt zur Umstellung der Rechnungslegung mag jetzt für international geprägte Unternehmen günstiger denn je sein.

  

   

Deutsche kapitalmarktorientierte Unternehmen sind seit einigen Jahren zur Anwendung der IFRS im Konzern­abschluss verpflichtet. Nicht-kapitalmarktorientierte Unternehmen können ihre Konzernabschlüsse wahlweise nach HGB oder IFRS aufstellen. V.a. Konzerne mit internationaler Ausrichtung beschäftigt daher die Frage, ob eine Umstellung auf IFRS lohnenswert ist. Die Antwort darauf wird durch die letzten Standard­änderungen beeinflusst, insbesondere die Neueinführung von IFRS 9 (Finanzinstrumente), IFRS 15 (Erlöse aus Verträgen mit Kunden) und IFRS 16 (Leasingverhältnisse).

 

Vorteilhaftigkeit einer Umstellung auf IFRS

Von einer internationalen Vergleichbarkeit der Finanzinformationen profitieren Unternehmen mit internat­ionalen Abschlussadressaten. Die bessere Informationsversorgung ausländischer Eigen- aber auch Fremdka­pitalgeber kann zu geringeren Finanzierungskosten führen. Daneben könnte sich ein Nutzen ergeben, wenn wesentliche Kunden oder Lieferanten im Ausland sitzen oder eine künftige Inanspruchnahme des Kapital­markts geplant ist. Bei internationalen Konzernen kann eine Anwendung der IFRS darüber hinaus die Erstel­lung des Konzernabschlusses erleichtern, da ausländische Tochtergesellschaften ihre Finanzinformationen nicht mehr auf das fremde deutsche HGB überleiten müssen.

 

IFRS-Abschlüsse mit ihrem Fokus auf die Bereitstellung möglichst entscheidungsnützlicher Informationen liefern nach verbreiteter Ansicht zudem informativere Zahlen als solche nach HGB. Das kann auch für die interne Unternehmens- bzw. Konzernsteuerung von Nutzen sein, u.a. auch durch eine mit Synergie-Effekten verbundene Harmonisierung von internem und externem Rechnungswesen.

 

Überarbeitung der IFRS: Großprojekte der letzten Jahre

Seit 2018 wird die Bilanzierung von Finanzinstrumenten durch IFRS 9 geregelt. Die Änderungen betreffen bei vielen Unternehmen v.a. die Umsetzung des neuen Wertminderungsmodells, das nicht mehr auf eingetretene, sondern erwartete Verluste abstellt (sog. „Expected Loss Model”). Parallel dazu wurden die Vorschriften zur Umsatzrealisierung durch IFRS 15 geändert, was eine umfassende Analyse aller Kundenverträge innerhalb des gesamten Konzernverbunds erforderte. Je nach Komplexität der Verträge waren umfangreiche Umstellungs­projekte die Folge.

 

Nur ein Jahr später führte IFRS 16 die grundsätzlich verpflichtende Abbildung aller Leasingnehmerverhältnisse in der Bilanz ein. Auch dafür war eine umfassende, weltweite Vertragsinventur erforderlich. Herausforderungen ergaben sich zudem insbesondere bei der Bestimmung des adäquaten Zinssatzes zur Diskontierung der Leasing­verbindlichkeit, die sowohl länder- und währungsspezifische Risiken als auch das individuelle Kredit­risiko der einzelnen Tochtergesellschaften berücksichtigen soll. Zudem mussten prozessuale und technische Aspekte beachtet werden, z.B. die Einführung einer geeigneten IT-Lösung.

 

Günstiger Zeitpunkt für eine IFRS-Umstellung

Die Entwicklungen der letzten Jahre verdeutlichen einen Nachteil der IFRS. Durch die hohe Änderungsdynamik kann eine zusätzliche Arbeits- und Kostenbelastung entstehen, die v. a. durch die umfassenden Anhang-Angaben ohnehin vergleichsweise hoch ist. Das mag einige Unternehmen von einer freiwilligen IFRS-Einfüh­rung abschrecken. Allerdings könnte der Zeitpunkt für eine solche Umstellung nach Abschluss der drei beschriebenen Großprojekte günstiger denn je sein: Zum einen ist eine ähnlich umfangreiche Überarbeitung der Rechnungslegungsstandards in nächster Zeit nicht absehbar. Zum anderen haben die durchgeführten
Änderungen den Zweck, die Qualität der Finanzberichterstattung zu verbessern, indem die Entscheidungs­nützlichkeit der bereitgestellten Informationen erhöht wird. Die Umstellung auf IFRS kann sich deshalb gerade jetzt auch für nicht-kapitalmarktorientierte Unternehmen mit einer internationalen Ausrichtung lohnen.

   

 Bitte beachten Sie:

  • Analysieren Sie unter Berücksichtigung ihrer individuellen Kosten-Nutzen-Abwägungen, ob sich eine Umstellung auf IFRS für Ihr Unternehmen lohnen würde.
  • Berücksichtigen Sie eine mögliche bessere Informationsversorgung ihrer internationalen Abschluss­adressaten.
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