Zukunft Kenia: Windenergie im Aufschwung

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​Das Regierungsprogramm „Kenya Vision 2030” sieht vor, dass das Land bis zum Jahr 2030 den Status eines „Middle-Income”- Staates erreichen soll. Damit dieses Ziel realisiert werden kann, wird ein BIP-Wachstum p.a. von durchschnittlich 10% angestrebt. Dieses Wachstum geht konsequenterweise mit einer gesteigerten Stromnachfrage einher. So ist die Stromproduktion in den Jahren 2004/2005 bis 2012/2013 bereits von 5.347 GWh auf 8.087 GWh gestiegen, was ein durchschnittliches Wachstum von ca. 5,3 Prozent p.a. bedeutet. Das Ziel der kenianischen Entwicklungspläne ist eine umfassende und zuverlässige Stromerzeugung zu einem möglichst niedrigen Preis.

 

Im Jahr 2014 lag die in Kenia installierte Erzeugungskapazität von elektrischer Energie bei 1.995 MW. Bislang wird Strom in Kenia vor allem aus Wasserkraft und thermischer Energie gewonnen. Das sog. „5.000 + MW by 2016 – Power to Tranform Kenya”- Programm des Energieministeriums sieht einen Ausbau der Kapazitäten bis 2016 auf 6.700 MW vor und die Stromgestehungskosten sollen von 0,1130 US-Dollar (2013) auf 0,0741 US-Dollar gesenkt werden.

Die Ziele der Regierung sind laut dem staatlichen Stromversorger „KenGen” zu hoch gesteckt und das Unternehmen plant nun seit Ende 2014, die Kapazität von 5.000 MW zumindest bis zum Jahr 2017 zu erreichen. Konkret ist der Zubau per Technologie wie folgt geplant:

 

Geplanter Technologiezubau
Tabelle 1: Geplanter Technologiezubau1

Insbesondere durch den systematischen Ausbau der geothermischen Energieproduktion um 1.646 MW und der Windkraft um 630 MW sollen die Stromgestehungskosten gesenkt werden.

Solar-PV wird zwar im „5.000 + MW”- Plan nicht erwänt, dessen ungeachtet wird Sonnenenergie eine zunehmende Bedeutung beigemessen, sowohl im Zusammenhang mit kleinen „Off-Grid”-Inselnetzen als auch in Bezug auf die Anbindung von Projekten an das öffentliche Stromnetz.
 

Geothermie

Das Potenzial Kenias für Geothermie entlang des „East African Rift Valley” wird auf 7.000 MW bis 10.000 MW geschäzt. Die für die Entwicklung dieser Ressourcen vorrangig verantwortliche „Geothermal Development Company” (GDC) ist ein staatliches Unternehmen und hat das Mandat, die Konzessionen und die Realisierung der Stromproduktion öffentlich auszuschreiben. Die gewonnene Energie soll sowohl von staatlichen, als auch privaten Stromerzeugern abgenommen werden. Bereits im Jahr 1957 wurde in Kenia mit der Erschließung von geothermischen Ressourcen  begonnen. Mit etwa > 500 MW am Netz ist Kenia der Vorreiter für Geothermie in der gesamten Region.
 

Windenergie

Windenergie hat neben Geothermie das zweitgrößte Potenzial der erneuerbaren Energien in Kenia. Die Kapazität soll von 5,1 MW (2013) auf 3 GW bis 2030 ausgebaut werden. Folgende Windprojekte sind derzeit in Planung oder bereits im Bau:

 

 Geplante Windprojekte

Tabelle 2: Geplante Windprojekte2

Kipeto Wind Farm

Die „Kipeto Wind Farm” soll bei der Fertigstellung eine Kapazität von 100 MW erreichen. Die „Overseas Private Investment Corporation” hat im Dezember 2014 die Finanzierung von 233 Mio. US-Dollar genehmigt, und „Financial Close” des Projekts wird voraussichtlich im Februar 2015 erreicht werden. Die „International Finance Corporation” (IFC) der World Bank Group ist wichtigster „Equity Partner” dieses Projekts. „General Electric” (GE) wird die Technologie für dieses Projekt liefern. Mit der „Kenya Power and Lighting Company” (KPLC) wurde ein „Power Purchase Agreement” (PPA) mit einer Laufzeit von 20 Jahren abgeschlossen.

 

Limuru Wind Farm

In der „Mwanya wa Ruhuho Nguirubi Thiongo”- Region in Limuru soll eine Windfarm mit einer Kapazität von 50 MW von der „Transcentury Group” umgesetzt werden. Die „Saron Marketing Group” ist für die Investitionsplanung des Projekts zuständig und die „Aperture Green Power Company” wird die Projektleitung übernehmen. Im März 2015 soll die Projektfinanzierung – der Projektwert beträgt 130 Mio. US-Dollar – abgeschlossen sein.
 
 

Lake Turkana Wind Power 

Das „Lake Turkana Wind Power”-Projekt soll bei Fertigstellung eine Kapazität von 300 MW erreichen und ist mit 600 Mio. Euro die größte Privatinvestition in der Geschichte Kenias. Die „Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft” (DEG) stellte für dieses Projekt ein Darlehen in Höhe von 20 Mio. Euro bereit. Am 19. Dezember 2014 konnte der „Financial Close” des kW geliefert werden, was einer Gesamtleistung von 310 MW entspricht. Nach Abschluss der Bauarbeiten soll der Lake Turkana Wind Power Park der größte Afrikas sein. Es wird erwartet, dass Kenia allein mit der Realisierung dieses Projekts jährlich etwa 150 Mio. Euro bei Brennstoffimporten einsparen kann.
 
 

Rural Electrification und Einspeisetarife

Das Projekt spielt auch eine Rolle im Rahmen des „Rural Electrification Masterplan” der kenianischen Regierung, welcher vorsieht, die Stromversorgung vor allem in ländlichen Gegenden zu verbessern. Nach Maßgabe dieses Plans sollen bis zum Jahr 2030 alle Kenianer Zugang zu Elektrizität haben, wobei die Regierung insofern auf eine Einspeisevergütung für Strom aus erneuerbaren Energien und die Förderung von kleinen Wasserkraft-, Windkraft- und Solaranlagen, abzielt. Einspeisetarife wurden in Kenia bereits im März 2008 eingeführt und im Dezember 2012 aktualisiert. Die Tarife erlauben Stromerzeugern, den mit erneuerbare Energien erzeugten Strom an die „Kenya Power and Lighting Company” (KPLC) zu verkaufen. Die KPLC schließt mit den „Independent Power Producern” (IPP) „Power Purchase Agreements” (PPA) mit einer Laufzeit von 20 Jahren ab. Einspeisetarife bestehen für „small renewable projects” (<10 MW) und für Projekte >10 MW. Nach dem letzten Stand im Dezember 2012 betragen die Einspeisetarife wie folgt:

 

Feed-in-Tarife für kleinere Erneuerbare-Energien-Projekte (<10 MW

Tabelle 3: Feed-in-Tarife für kleinere Erneuerbare-Energien-Projekte (<10 MW)3

 

Exkurs: Consumer Price Index (CPI)

Der geltende Einspeisetarif zur Zeit der Unterzeichnung des PPA ist ein Festwert, der für die Laufzeit von 20 Jahren des PPA gilt. Ausgenommen hiervon sind jedoch die OPEX-Komponenten (auch „indizierte Komponenten”), die der jährlichen Indexierung, unter Gebrauch des „US Consumer Price Index” (CPI) unterliegen (siehe Abbildung 9). Grundlage ist jeweils der aktuelle Basisindex zur Zeit der Unterzeichnung der PPAs.

 

united states consumer price index

 

Abbildung 1: United States Consumer Price Index (CPI)4

 

Laut „Trading Economics” liegt der US CPI im November 2014 bei 237,03 Indexpunkten und ist niedriger als im Oktober 2014 mit 237,64 Indexpunkten. Ein Rekordhoch erzielte der US CPI im Juli 2014: Hier lag der Index bei 237,90 Punkten. Dies bedeutet für Investoren, dass sich der inflationierte Anteil am Einspeisetarif im Zeitraum 2009 bis 2014 um durchschnittlich ca. 9 Prozent erhöht hat. Generell hat diese Komponente natürlich den Vorteil. dass sie Preissteigerungen im Bereich OPEX für den Betreiber der Anlagen über den Zeitraum von 20 Jahren mindern kann.

 

Wichtige Akteure im Energiesektor in Kenia

Kenia ist die größte und am weitesten diversifizierte Volkswirtschaft in Ostafrika, verfügt über eine schnell wachsende Mittelschicht und einen starken Binnenmarkt. Ziele der Wirtschaftspolitik sind die Deregulierung, Liberalisierung und Privatisierung. Das Land bietet auch mittelständischen Unternehmen im Energiebereich interessante Einstiegschancen. Es ist jedoch ratsam, sich direkt vor Ort einen Eindruck über das Potenzial zu machen, insbesondere Geschäftsbeziehungen über persönliche Kontakte aufzubauen sowie aktiv an der Projektentwicklung teilzunehmen.

Für Unternehmen, die an einem Markteinstieg interessiert sind, sind die folgenden Institutionen wichtige Anlaufstellen:

 

„Ministry of Energy and Petroleum” (MoEP)

ist das Energieministerium Kenias und verantwortlich für die Energiepolitik und die allgemeine Strategieentwicklung.t das Energieministerium Kenias und verantwortlich für die Energiepolitik und die allgemeine Strategieentwicklung.

 

„Energy Regulatory Commission” (ERC)

ist die Energieregulierungskommission. Die ERC hat eine regulative Funktion und koordiniert die indikative Energieplanung, die Tarifbestimmung, das Monitoring und die Durchsetzung von Sektorregularien.

 

„Geothermal Development Company” (GDC)

ist verantwortlich für die Erforschung geothermischer Ressourcen, die Durchführung von Bohrungen zur Erkundung und Produktion, die Entwicklung und das Management von Dampffeldern und den Abschluss von PPAs.

 

„Rural Electrification Authority” (REA)

ist eine im Juli 2007 gegründete Behörde, die für die Umsetzung des „Rural Electrification Masterplan” verantwortlich ist.

 

„Kenya Electricity Generating Company” (KenGen)

ist ein staatliches Unternehmen und Hauptakteur im Rahmen der Generierung von Strom.

 

„Kenya Power and Lighting Company” (KPLC)

ist Hauptabnehmer von Strom und verantwortlich für die Weiterleitung und Verteilung an die Endverbraucher.
 

„Kenya Electricity Transmission Company” (KETRACO)

ist ein Staatsunternehmen, welches für die Planung, das Design, den Bau sowie die Betreibung und Instandhaltung neuer Hochspannungsleitungen zuständig ist.

 


1 Quelle: Republic of Kenya, Ministry of Energy and Petroleum, 5.000 + MW by 2016 – Power to Transform Kenya, Investment Prospectus 2013 – 2016, S. 2, http://admin.theiguides.org/Media/Documents/Kenya_Energy_Prospectus.pdf, Abruf: 5. Januar 2015.

* Stand 2014

2 Quelle: Republic of Kenya, Ministry of Energy and Petroleum, 5.000 + MW by 2016 – Power to Transform Kenya, Investment Prospectus 2013 – 2016, S. 16,http://admin.theiguides.org/Media/Documents/Kenya_Energy_Pros-pectus.pdfheiguides.org/Media/Documents/Kenya_Energy_Prospectus.pdf, Abruf: 5. Januar 2015.

3 Quelle: Ministry of Energy, Feed-in-Tariffs policy on wind, biomass, small hydros, geothermal, biogas and solar, Dezember 2012, S. 16, http://energy.go.ke/downloads/FiT%20Policy%202012.pdf, Abruf: 8. Januar 2015.

4 Quelle: Trading Economics, U.S. Bureau of Labor Statistics, Unites States Consumer Price (CPI), http://www.tradingeconomics.com/united-states/consumer-price-index-cpi, Abruf: 8. Januar 2015.

 

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