Interview: Wer ein Unternehmen bewerten will, muss dessen Geschäftsmodell verstehen

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Unternehmenswert ermitteln: So funktioniert es.Teil 2 des Interviews zum Thema Unternehmensbewertung mit Wirtschaftsprüfer und Certified Valuation Analyst Christian Hellbardt von Rödl & Partner: Nachdem er im ersten Teil die Wertkategorien erklärte, erläutert er nun die einzelnen Bewertungsschritte und Kennzahlen. Zudem beantwortet er die Frage, warum Bewertungen besonders kritisch sind, wenn in einem Unternehmen die Nachfolge geregelt wird.


 

Herr Hellbardt, was steht am Anfang einer Unternehmensbewertung?

Zu Beginn ist es wichtig, das Geschäftsmodell und die Werttreiber des Unternehmens zu verstehen. Für dieses Verständnis und für die weiteren Prozess-Schritte sammelt und analysiert der Bewerter relevante Unternehmensinformationen. Es empfiehlt sich für die eigene Orientierung, sich möglichst früh eine erste Vorstellung vom Wert zu verschaffen.


 

Welche weiteren Schritte folgen?​

Der Bewerter analysiert die Vergangenheit und ggf. die Planungstreue des Unternehmens. Diese Erkenntnisse berücksichtigt er ebenso wie Markt- und Wettbewerbsanalysen, um den nächsten Schritt zu gehen: In ihm prognostiziert er künftige Erfolge des Unternehmens – i.d.R. Cash-Flows –​ bzw. beurteilt die Plausibilität einer vorliegenden Planung. Anschließend bestimmt der Bewerter einen dem Risiko des Unternehmens angemessenen ​Diskontierungszins. Dafür analysiert er die Kapitalmarktdaten des Unternehmens bzw. vergleichbarer Unternehmen. Schließlich ermittelt er den Barwert der prognostizierten Zukunftserfolge. Wenn möglich, werden Gespräche mit dem Management und ggf. Experten geführt, um Prognosen zu erstellen oder zu übernehmen.


 

Was ist ein typischer Milestone im Verlauf einer Unternehmensbewertung?

Einen zentralen Meilenstein markiert die Erstellung des integrierten Prognose- und Bewertungs-Finanzmodells. Das Modell nimmt die bewertungsrelevanten Daten auf und bildet die Bewertungsmethodik – oder mehrere davon – ab. Häufig dokumentiert der Bewerter bereits begleitend seine zentralen Annahmen, sein Vorgehen und seine Bewertungsergebnisse in einem Bericht oder Gutachten.


 

Was sind typische Bewertungskennzahlen bei einer Unternehmensbewertung?

Zentrale Bewertungskennzahlen sind beim Discounted-Cash-Flow-Verfahren – kurz DCF – die zu diskontierenden, erwarteten Zahlungsströme und der Diskontierungszins. Bei den Multiplikatorverfahren sind es meist Erfolgskennzahlen wie Umsatz, EBIT oder EBITDA, also das Ergebnis vor Steuern und Zinsen – bzw. vor Steuern, Zinsen und allen Abschreibungen – sowie die Multiplikatoren selbst.


 

Wie sieht eine beispielhafte Berechnung innerhalb eines Bewertungsverfahrens aus?

Im international gebräuchlichen DCF-Ansatz „Weighted Average Cost of Capital” – kurz WACC – wird zunächst der sogenannte Gesamtwert des Unternehmens berechnet. Hierzu diskontiert man die operativen, frei verfügbaren Cash-Flows, die den Fremd- und den Eigenkapitalgebern zustehen. Als Diskontierungszins dienen die Fremd- und Eigenkapitalkosten des Unternehmens, welche nach den Anteilen des Fremd- und des Eigenkapitals am Gesamtwert des Unternehmens gewichtet werden. Der Unternehmenswert – im Sinne des Werts des Eigenkapitals des Unternehmens – ergibt sich schließlich, indem man vom Gesamtwert das Fremdkapital abzieht.


 

Blicken wir auf einen speziellen Anwendungsfall: Wird in einem Unternehmen die Nachfolge geregelt, gilt die Unternehmensbewertung dabei als eine der schwierigsten Aufgaben. Warum?

Hier prallen häufig im Kreis der Familie und Stakeholder unterschiedlichste Interessen aufeinander – und das oft in einer ausgeprägten Streitatmosphäre. Die Bewertung an sich wäre nicht diffiziler als in anderen Fällen – es ist jedoch die Kommunikation mit den Parteien, die vieles erschwert. Mitunter dauert es Jahre und benötigt viele Sachverständige und Gutachter, bis man sich einigt oder ein Gericht entscheidet.


 

Wie beeinflusst das die Arbeit des Bewerters?

Oft liefern die zerstrittenen Parteien aufgrund unterschiedlicher Auffassungen widersprüchliche Daten: Zum einen muss der Bewerter diese realitätsnah analysieren, zum anderen seine Schlüsse gegenüber den Parteien rechtfertigen. Häufig lässt sich das Streitpotenzial jedoch minimieren, indem man im Vorfeld rechtlich regelt, wie man zu einer angemessen vereinfachten und eindeutigen Bewertung kommt.


 

Blicken wir zum Abschluss auf die Beratungsleistung von Rödl & Partner: Wie umfassend unterstützen Sie Unternehmen beim Thema Bewertungen?

Wir helfen Unternehmen bei allen bewertungsrelevanten Fragen. Rödl & Partner berät stets anforderungsgerecht und maßgeschneidert. Das kann z. B. bei Werthaltigkeitsbescheinigungen auch eine überraschend schlanke und vereinfachte Bewertung sein, weil ein höheres Maß an Genauigkeit gar nicht erforderlich ist. Wir erstellen Wertgutachten und -indikationen für alle denkbaren Anlässe: Das umfasst u.a. Fairness Opinions, die Zuordnung von Kaufpreisen auf einzelne Vermögenswerte, die sogenannte Purchase Price Allocation, sowie das Financial Modeling von Investitions- und Finanzierungsentscheidungen.


 

Herr Hellbardt, vielen Dank für dieses zweite Gespräch.


Christian Hellbardt ist Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und Certified Valuation Analyst. Er ist seit 1993 bei Rödl & Partner tätig. In den ersten fünf Jahren befasste er sich mit der Jahresabschlussprüfung und Steuerberatung mittelständischer Unternehmen. Seit 17 Jahren beschäftigt er sich schwerpunktmäßig mit der Transaktionsberatung, vornehmlich Due Diligence und Unternehmensbewertung. Bei Rödl & Partner leitet er den Geschäftsbereich Transaction & Valuation Services in Nürnberg.

Sie haben Fragen zu den Unternehmensbewertungsverfahren von Rödl & Partner? Rufen Sie Christian Hellbardt an (+49 [911] 91 93 – 33 44) oder schreiben Sie ihm eine E-Mail – er ist gerne für Sie da.


 

 

zuletzt aktualisiert am 08.03​.2016

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Christian Hellbardt

Diplom-Kaufmann, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Certified Valuation Analyst (CVA)

Partner

+49 911 9193 3344

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