Polen 2023: Attraktiver Standort in Mittel- und Osteuropa

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veröffentlicht am 12. Juni 2023 | Lesedauer ca. 3 Minuten

    

Renata Kabas-Komorniczak, GESCHÄFTSFÜHRENDE PARTNERIN, kommentiert

 

Polen ist heute eine der wichtigsten Volkswirtschaften und einer der wichtigsten In­dustriemärkte Europas (6. Platz). Das Land liegt im Herzen des Kontinents, verfügt über eine moderne Verkehrsinfrastruktur, die die wichtigsten Städte der Region ver­bindet, Zugang zu Seehäfen, zahlreiche Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt sowie ein freundliches Geschäftsumfeld und staatliche Beihilfen. Die im Land tätigen Unter­nehmen, darunter auch Mandanten von Rödl & Partner, sind wichtige anerkannte Ex­porteure von Industrieprodukten nach Mittel- und Osteuropa und in die EU.

    
 

 

In den letzten Jahren beobachten wir eine beschleunigte Evolution der globalen Fertigungsindustrie, die durch neue Herausforderungen angetrieben wird: Unterbrechungen der Lieferketten, begrenzte Verfügbarkeit von Materialien und Entwicklungen auf den Arbeitsmärkten. Die Beschränkung des Risikos von Unterbrechungen der Lieferketten, die Gewährleistung der Fortführung der Tätigkeit und die Sicherung der wichtigsten Kompo­nen­ten sind für die meisten Hersteller zu einer Priorität geworden. Aufgrund der zunehmenden Verfügbarkeit von Technologie setzen die Hersteller immer häufiger auf die Automatisierung von Produktionsprozessen und reduzieren damit potenzielle arbeitsmarktbezogene Risiken.

 

Bis zu einem gewissen Grad lassen sich diese Herausforderungen durch eine gründliche Analyse und eine sorgfältige Auswahl von Investitionsstandorten mindern. Der Zugang zu zahlreichen Straßen-, Schienen- sowie Schifffahrtsnetzen und -einrichtungen, ihre dynamische Entwicklung, die Nähe zu Geschäftspartnern, Lief­eran­ten und Endverbrauchern sowie ein ausreichendes Angebot an qualifizierten Arbeitskräften können einige der Bedrohungen für den heutigen Industriesektor mildern. All diese Faktoren in Verbindung mit staatlicher Förderung (sowohl aus nationalen als auch aus EU-Mitteln) machen Polen für eine große Gruppe von Investoren sehr attraktiv.

 

Polen bietet attraktive Anreize in Form von staatlichen Geldzuschüssen, rückzahlbaren und nicht rückzahlbaren EU-Finanzinstrumenten und Steuerbefreiungen, darunter branchenspezifischen Steuervergünstigungen. Die Höhe der Förderung variiert je nach Art des Projekts, des Tätigkeitssektors, der Höhe der zulässigen Beihilfe und der Größe des Unternehmens, das die Förderung beantragt – die Intensität der verfügbaren staatlichen Beihilfe kann zwischen 0 Prozent und 80 Prozent der förderfähigen Kosten liegen. Das sind zweifelsohne Fak­toren, die Investoren nach Polen locken. Offiziellen Angaben zufolge war 2022 mit mehr als 3,7 Mrd. Euro ein weiteres Rekordjahr für ausländische Investitionen (2021 lag das Niveau der ausländischen Investitionen bei 3,5 Mrd. Euro). Interessant ist hierbei, dass die größten Investoren im Jahr 2022 folgende Länder waren: Deutsch­land, das mehr als 1,4 Mrd. Euro in Polen investierte und mehr als 4.000 Arbeitsplätze schuf, die Schweiz mit Projekten im Wert von 611 Millionen Euro und mehr als 300 Arbeitsplätzen, sowie Japan, das Investitionen in Höhe von knapp über 320 Millionen Euro plante und mehr als 1.000 Arbeitsplätze angab. Zu den Bereichen, in denen ausländische Investoren ihre Projekte entwickeln, gehören E-Mobility, die Lebensmittelindustrie, der Maschinenbau, das Business Support System – IT (z.B. gilt Breslau als das polnische „Silicon Valley"), For­schung und Entwicklung sowie die Automobilindustrie. Auch in den Sektoren Elektronik, Chemie, Medizin und Baumaterialien wurden 2021 wichtige Investitionen getätigt.

 

Seit 2018 ist die Ertragssteuerbefreiung im Rahmen der Polnischen Investitionszone an allen Standorten in Polen verfügbar, einschließlich der großen Ballungsräume (mit einigen Einschränkungen für Warschau, Breslau und Posen). Um die Befreiung von der Körperschaftsteuer bzw. Einkommensteuer in Anspruch nehmen zu können, müssen Unternehmen ein quantitatives Kriterium (d.h. Mindestinvestitionsaufwendungen) und quali­tative Kriterien erfüllen, die gewährleisten, dass die Investition zur nachhaltigen wirtschaftlichen und gesell­schaftlichen Entwicklung des Landes und der Region beiträgt. Die Steuerbefreiung gilt für einen Zeitraum von 10, 12 oder 15 Jahren und hängt von der Beihilfeintensität in der Region ab. Die Förderung kann durch eine Immo­biliensteuerbefreiung für Neuinvestitionen ergänzt werden, die jedoch nur in Gemeinden möglich ist, die ein solches Förderprogramm angenommen haben.

 

Die Zuschüsse für die Beschäftigung, Investitionen oder Ausbildung werden im Einklang mit dem Programm zur Förderung von Investitionen mit erheblicher Bedeutung für die polnische Wirtschaft 2011-2030 gewährt und sind sowohl für produktive Investitionen als auch für moderne Dienstleistungen für Unternehmen bestimmt. Produktions- oder F&E-Projekte, die große Investitionsaufwendungen erfordern, können mit bis zu 20 Prozent der förderfähigen Investitionskosten bezuschusst werden. Für Projekte im Bereich der Unternehmens­dienst­leistungen können dagegen Beschäftigungszuschüsse (bis zu 20.000 PLN) für jeden neu geschaffenen Arbeits­platz gewährt werden. Die Höhe der Förderung hängt, wie beim vorherigen Instrument, vom Standort der Investition und der Erfüllung von qualitativen Kriterien ab. Darüber hinaus können Unternehmen, die Geldzu­schüsse in Anspruch nehmen, einen Ausbildungszuschuss beantragen, der bis zu 50 Prozent der Ausbildungs­kosten deckt.

 

Was andere branchenspezifische Steuervergünstigungen betrifft, so bietet Polen auch hier interessante Lösungen. Betriebliche Aufwendungen im Zusammenhang mit F&E können im Rahmen der F&E-Vergünstigung von der Steuer abgezogen werden. Darüber hinaus können Unternehmer, die die Ergebnisse ihrer F&E-Arbeit vermarkten, die IP-Box-Vergünstigung in Anspruch nehmen. Seit 2022 steht Produktionsunternehmen auch eine Vergünstigung für Robotisierung im Zusammenhang mit der Automatisierung von Produktionsprozessen und eine Vergünstigung für Prototypen zu. 

 

Außerdem werden mit der Verbreitung neuer Technologien in der Wirtschaft die meisten steuerlichen und rechtlichen Fragen in Polen durch moderne IT-Lösungen unterstützt werden müssen. Die Entwicklung von E-Government-Plattformen erfordert sicherlich Aufmerksamkeit und kann eine Herausforderung für Investoren sein. Langfristig wird sie jedoch die Geschäftstätigkeit in Polen einfacher und effizienter machen. Der Umgang mit steuerlichen und rechtlichen Risiken ist einer der Erfolgsfaktoren für Investoren, daher ist es immer wichtig, sie zu kennen und zu verstehen, damit man den Geschäftsplan an die lokalen Bedingungen anpassen kann.

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